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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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wegen der Kälte.« Alexander blies demonstrativ auf seine verfrorenen roten Finger. »Bin auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken«, erklärte er.
    »In dieser Gegend?«, wunderte sich Erik.
    »Die Innenstadt ist mir viel zu voll«, entgegnete Alexander schnell. Einen Tick zu schnell, wie er dachte. »Außerdem gibt’s hier echt spannende kleine Läden.« Er war froh, dass Erik nicht fragte, ob er ihm auch nur einen einzigen dieser spannenden kleinen Läden zeigen konnte.
    Sie setzten sich wieder in Bewegung.
    »Wolltest du nicht in die andere Richtung?«, fragte Erik.
    »Völlig egal.« Alexander machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich lass mich am liebsten einfach treiben.«
    Für ein paar Sekunden stapften sie schweigend nebeneinanderher, und Alexander wurde von der unheilvollen Ahnung gepackt, dass Erik ihn bereits durchschaut hatte. Er musste vorsichtig sein.
    »Hast du schon alle Weihnachtsgeschenke beisammen?«, fragte er.
    »Ich brauch nur ein Geschenk für meine Mutter«, antwortete Erik kurz angebunden.
    »Und, was schenkst du ihr?«
    »Keine Ahnung«, brummte Erik, der wenig Lust zu haben schien, sich mit einem Mitschüler, der nie zuvor seine Nähe gesucht hatte, über Weihnachten zu unterhalten. Er beschleunigte seine Schritte, als wäre Alexander ein Quälgeist, den er abschütteln wollte.
    Alexander, der nur mit Mühe Schritt hielt, hätte ihn am liebsten an den Schultern gepackt und festgehalten. Zumal Erik unbeirrt der offenen Bucht namens Bjørvika entgegenstrebte, die wie in jedem Winter zu einem gigantischen Eispanzer erstarrt war, über den ein gnadenloser arktischer Wind fegte. Schneeflocken, die aus dem Nichts zu kommen schienen, wirbelten mit einem Mal um ihre Köpfe. Alexander presste sich kurz die Hände auf seine gefühllosen Ohren.
    »Mein Vater sagt, dass die Sache mit dem brennenden Schuppen wahrscheinlich bald aufgeklärt ist.« Er musste fast rufen, um gegen den pfeifenden Wind anzukommen.
    Erik blieb auf der Kaimauer stehen und starrte ihn an. »Warum erzählst du mir das?«
    Alexander breitete die Arme aus. »Ich dachte, es würde dich interessieren.«
    Erik marschierte weiter, immer an der Eiskante entlang. Der zunehmende Schneefall verwischte alle Konturen und ließ Menschen und Gebäude, die sich eben noch scharf abgezeichnet hatten, wie von Geisterhand verschwinden. Nur der weiße Marmorblock des Opernhauses ragte unabweisbar vor ihnen auf, als hätte sich plötzlich ein leuchtender Eisberg aus dem Packeis erhoben.
    »Am Anfang haben sie echt gedacht, dass es Magnus war.« Alexander lief neben Erik her, sein Mund nahe an dessen Ohr. »Vor allem, weil sie sein Lederarmband am Tatort gefunden haben.«
    Erik reagierte nicht.
    »Aber jetzt kann ich’s dir ja verraten«, rief ihm Alexander zu. »Es kann gar nicht Magnus gewesen sein.«
    Erik fuhr herum. »Erzähl mir doch keinen Scheiß!«, fauchte er ihn an.
    »Das ist kein Scheiß!« Alexander packte ihn am Arm. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter von einander entfernt. Warmer Atem dampfte aus ihren Mündern. »Jemand wollte Magnus die Tat in die Schuhe schieben.« Alexander warf Erik einen bohrenden Blick zu.
    »Und wer sollte das sein?« Eriks Stimme zitterte vor Erregung.
    »Jemand, der ihn hasst!«, schleuderte ihm Alexander entgegen. »Der aus diesem Grund sein Armband gestohlen und am Tatort zurückgelassen hat! Der sich dafür rächen wollte, dass sein Vater …«
    Weiter kam er nicht, weil Erik sich in diesem Moment losriss und über die kleine Brücke stürmte, die das Hafenbecken mit dem Operngelände verband.
    »Erik! Bleib stehen!«
    Doch Erik war bereits im Schneegestöber verschwunden. Alexander hetzte hinter ihm her, rempelte auf der Brücke einen jungen Mann an, rief eine Entschuldigung über die Schulter und rannte weiter. Der Flockenwirbel nahm ihm die Sicht. Keuchend blieb er stehen und kniff die Augen zusammen. Ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. Dachte zuerst, dass Erik sich vielleicht nach drinnen geflüchtet hatte. Doch dann sah er ihn die schräge Rampe hinauflaufen, die zum Dach des Opernhauses führte, während alle anderen Leute die entgegengesetzte Richtung einschlugen, um sich vor dem stürmischen Wind in Sicherheit zu bringen. Ihm fuhr der Schreck in die Glieder. Ein furchtbarer Verdacht ließ seinen Herzschlag davonjagen.
    »Erik!«, schrie er seinem Schulkameraden hinter her. Doch er spürte selbst, dass seine Stimme nie und nimmer zu ihm durchdringen konnte. Alexander setzte ihm

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