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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Alexander einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Odins gate, die nur einen Steinwurf entfernt lag. Dort wohnten seine Freunde Lukas und Franziska, die jetzt bestimmt entspannt vor dem Computer saßen, da sie keinen sportbesessenen Vater hatten, der sie aus Spaß durch die halbe Stadt hetzte. Kaum hatte er das gedacht, da fiel ihm ein, dass der Vater der beiden schon vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. In Gedanken entschuldigte er sich bei seinen Freunden.
    »Den Müllcontainer«, fuhr Ohlsen fort, der sich offenbar nicht nur warmgelaufen, sondern auch warmgeredet hatte, »haben sicher irgendwelche Kids in Brand gesteckt, aus reiner Neugier oder Abenteuerlust. Die haben ja keine Ahnung, was sie mit so einer Aktion riskieren, nicht nur wegen der Gefahr für die Allgemeinheit, sondern auch … alles klar, Alex?«
    »Nicht ganz … so schnell«, hechelte Alexander mit rotem Kopf. Es war ihm ein Rätsel, wie man beim Joggen halbe Romane erzählen konnte.
    »Die größte Sorge bereitet mir allerdings der abgebrannte Zeitungskiosk, vor allem weil Torkelsen seit Kurzem wieder auf freiem Fuß ist … gleichmäßig atmen, mein Junge.«
    »Torkelsen?«, japste Alexander.
    »Einer der größten Brandstifter, die Oslo je gesehen hat. Ivar Torkelsen. Hast du den Namen noch nie gehört? Also pass auf. Er kam aus einer Schaustellerfamilie. Die sind über die Jahrmärkte getingelt und haben dort ihre Mäuserennen veranstaltet. Der Vater hat außerdem Ballontiere gefaltet, aber das tut hier nichts zur Sache … jedenfalls hat sich kein Schwein um den Jungen gekümmert. Mit fünf Jahren kam er in die Obhut eines Onkels, wenn ich mich recht erinnere, dann zu einer Pflegefamilie, später in ein Heim. Und als es im Jahr 2002 hier plötzlich an allen Ecken und Enden gebrannt hat, kam natürlich erst mal niemand auf die Idee, das mit Torkelsen in Verbindung zu bringen … also ich weiß ja nicht, wie’s dir geht«, sagte Ohlsen entspannt, »aber ich könnte eine kurze Pause vertragen.«
    Sie blieben vor der Nationalbibliothek stehen und schüttelten ihre Beine aus. Alexander stützte schnaufend die Hände auf die Knie und ließ den Kopf hängen.
    »Was hat …« Keuch. »Dieser Torkelsen …« Keuch. »Denn alles …« Keuch. »In Brand gesteckt?«
    »Das waren alles Orte, die ihm aus irgendwelchen Gründen verhasst waren. Er hat nie was auf die Reihe gekriegt, weder privat noch beruflich. Und weil er sein ganzes Leben als gescheitert empfand, hat er irgendwann damit angefangen, die Orte anzuzünden, an die er besonders schlechte Erinnerungen hatte.«
    Ohlsen verschränkte die Hände im Nacken und drehte seinen kompakten Oberkörper rhythmisch hin und her.
    »Es begann mit seiner Grundschule in Bærum. Die war plötzlich nur noch ein Haufen Asche, weil er meinte, er sei dort immer gehänselt worden. Als Nächstes hat er die Hütte seiner Pflegefamilie abgefackelt, bei der es ihm offenbar auch nicht gefallen hat. Glücklicherweise hat er den Brand gelegt, als die Familie sich woanders aufhielt.«
    »Wie rücksichtsvoll«, bemerkte Alexander, dessen Gesichtsfarbe von Himbeere zu Erdbeere wechselte.
    »Ja, aber das war’s dann auch schon mit der Rücksichtnahme.«
    Ohlsen ließ die Arme kreisen.
    »Bei seiner dritten Brandstiftung musste das Haus des Heimleiters dran glauben. Der Mann hat eine schwere Rauchvergiftung davongetragen und nur mit Ach und Krach überlebt. Das vierte Feuer zerstörte eine Tischlerei, bei der Torkelsen vorübergehend in die Lehre gegangen war.«
    »Der hat ja wirklich nichts ausgelassen.« Alexander schien beeindruckt zu sein.
    »Und uns ziemlich an der Nase herumgeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt standen wir bei den Ermittlungen nämlich völlig auf dem Schlauch, weil uns sozusagen das Verbindungsglied fehlte, der gemeinsame Faktor. Außerdem war die Art der Brandlegung jedes Mal anders. Wir konnten also nicht ausschließen, dass es sich um verschiedene Täter handelte.«
    »Und wie seid ihr ihm am Ende auf die Schliche gekommen?«
    »Durch einen anonymen Anrufer. Der hat uns gesteckt, dass alle Brandorte mit Torkelsens Biografie zu tun haben.«
    Für ein paar Sekunden kreisten Ohlsens Arme fast so schnell wie die Rotorblätter eines Hubschraubers.
    »Die Identität des Anrufers konnte nie geklärt werden, sicher jemand aus seinem engen persönlichen Umfeld. Wir haben Torkelsen daraufhin oberserviert und auf frischer Tat ertappt, als er die Kirche seines Konfirmationspfarrers dem Erdboden

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