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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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geschlossen. Sie sah sehr blaß aus. Sie wußte nicht, was aus dem Kind geworden war, noch sonst etwas.
    «Ich komme morgen früh wieder», sagte der Doktor, sich aufrichtend. «Die Pflegerin aus St. Ignace wird wohl gegen Mittag hier sein und alles, was wir brauchen, mitbringen.»
    Er war aufgeregt und gesprächig, wie Footballspieler im Ankleideraum nach dem Kampf.
    «Das ist was fürs medizinische Journal, George», sagte er, «ein Kaiserschnitt mit dem Jagdmesser und eine Naht mit einem neun Fuß langen gedrehten Darm.»
    Onkel George stand an der Wand und besah seinen Arm.
    «Du bist ’n großer Mann, aber gewiß doch», sagte er.
    «Muß wohl noch einen Blick auf den stolzen Vater werfen. Gewöhnlich leiden die bei diesen kleinen Angelegenheiten am meisten», sagte der Doktor. «Ich muß sagen, der hier hat sich nicht sehr angestellt.»
    Er zog dem Indianer die Decke vom Kopf. Seine Hand war naß. Er stieg auf die Kante der untere Bettkoje, mit der Lampe in der Hand, und sah hinein. Der Indianer lag mit dem Gesicht zur Wand. Sein Hals war durchschnitten, von einem Ohr zum anderen. Das Blut war, wo sein Körper die Bettkoje niederdrückte, zu einer Lache zusammengeflossen. Der Kopf ruhte auf dem linken Arm. Das offene Rasiermesser lag mit der Schneide nach oben zwischen den Decken.
    «George, nimm Nick raus», sagte der Doktor.
    Das war überflüssig. Nick konnte von der Küchentür aus, wo er stand, genau sehen, was in der oberen Koje vorging, als sein Vater, der in einer Hand die Lampe hielt, den Kopf des Indianers zurücklegte.
    Es fing gerade an zu dämmern, als sie den Holzfällerweg zurück zum See gingen.
    «Tut mir schrecklich leid, Nickie, daß ich dich mitgenommen habe», sagte sein Vater. Verschwunden war die gehobene Stimmung, die der Operation gefolgt war. «Scheußlich, daß du das mitmachen mußtest.»
    «Müssen Frauen immer soviel ausstehen, um Kinder zu bekommen?» fragte Nick.
    «Nein, das war ganz, ganz außergewöhnlich.»
    «Warum hat er sich denn umgebracht, Daddy?»
    «Ich weiß nicht, Nick. Wahrscheinlich konnte er es nicht aushalten.»
    «Bringen sich viele Männer um, Daddy?»
    «Nicht sehr viele, Nick.»
    «Und Frauen?»
    «Fast nie.»
    «Überhaupt nicht?»
    «O doch, manchmal.»
    «Daddy?»
    «Ja?»
    «Wo ist denn Onkel George hin?»
    «Der wird schon wieder auftauchen.»
    «Ist Sterben schwer, Daddy?»
    «Nein, ich glaube, es ist ziemlich leicht, Nick. Es kommt drauf an.»
    Sie saßen im Boot, Nick im Heck; sein Vater ruderte. Die Sonne stieg über den Bergen auf. Ein Barsch schnellte hoch und machte einen Kreis im Wasser. Nick ließ seine Hand im Wasser schleifen. Es fühlte sich warm an im schneidenden Morgenfrost.
    Am frühen Morgen auf dem See, als er im Heck des Bootes seinem rudernden Vater gegenübersaß, war er überzeugt davon, daß er niemals sterben würde.

Der Doktor und seine Frau
    Dick Boulton kam aus dem Indianerlager herüber, um für Nicks Vater Holz zu hacken. Er brachte seinen Sohn Eddy und einen anderen Indianer, der Billy Tabeshaw hieß, mit. Sie kamen vom Wald durch das hintere Gatter herein, und Eddy trug die lange Schrotsäge. Sie baumelte ihm über die Schulter und gab beim Gehen einen melodischen Ton von sich. Billy Tabeshaw trug zwei große Kanthaken. Dick hatte drei Äxte unter dem Arm.
    Er drehte sich um und machte das Gatter zu. Die anderen gingen ihm zum Seeufer voraus, wo die Baumstämme im Sand vergraben lagen.
    Der Dampfer ‹Magic› hatte die Baumstämme aus großen Flößen, die er vom See zum Sägewerk schleppte, verloren. Sie waren an den Strand getrieben, und wenn man sie ruhig liegen ließ, würden sie früher oder später von der Besatzung der ‹Magic›, die in einem Ruderboot das Ufer entlangfuhr, gesichtet, an der Spitze mit einem eisernen Haken, an dem ein Ring befestigt war, durchbohrt und dann in den See hinausgeschleppt, um ein neues Floß zu bilden. Aber möglich war es, daß überhaupt niemand kam; denn für wenige Baumstämme lohnte es sich nicht, Leute zum Sammeln zu schicken. Wenn niemand sie holen kam, faulte das angeschwemmte Holz am Strand.
    Nicks Vater nahm immer an, daß dies geschehen würde, und ließ die Indianer vom nahen Lager kommen, damit sie mit der Schrotsäge die Stämme zerkleinerten und sie mit dem Keil zu Klafterholz und Scheiten für den Kamin spalteten. Dick Boulton ging um das Gehöft herum weiter zum See hinunter. Vier große Buchenstämme waren fast vollständig im Sand vergraben. Eddy hängte die Säge

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