Nick aus der Flasche
befand sich in einem kleinen Zimmer, in dem das Chaos herrschte. Fastfood-Verpackungen und getragene Wäschestücke lagen auf dem Boden, es roch muffig. Er streckte sich und schaute an sich hinunter. Sein Körper war jung und kräftig, seine Hände taten nicht mehr weh. Er ließ die Gelenke knacken – keine Schmerzen, keine verdammte Gicht. Die Investition hatte sich gelohnt.
Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er durch den Raum schritt und aus dem Fenster einen Blick auf eine Hausmauer und einen Hinterhof warf. Schemenhaft erkannte er ein Hochhaus, das ihm bekannt vorkam. Er war in New York, in der Bronx.
Scheußliche Gegend, aber er fühlte sich lebendig, nur das zählte. Bloß die Gedanken des Mannes, dem der Körper zuvor gehört hatte, mischten sich mit seinen eigenen Erinnerungen. Es würde noch eine Weile dauern, bis er sich mit dem neuen Ich arrangiert hatte. Zum Glück befand sich die alte Seele nicht mehr in seinem Wirtskörper; die Firma hatte sie … entsorgt.
Seine Blase drückte, daher betrat er das winzige Badezimmer. Dort war es genauso unordentlich. Egal. Lange würde er nicht hierbleiben.
Zufrieden grinste er sein Spiegelbild an. Gut sah sein neues Ich aus: dunkles Haar, graue Augen, ein kantiges Gesicht, noch alle Zähne im Mund.
Er erleichterte sich und nahm eine schnelle Dusche, um sich klebriges Gel aus den Haaren zu waschen. Danach suchte er saubere Kleidungsstücke: eine schwarze Jeans, ein dunkles T-Shirt, und zog sich Lederjacke über, die neben der Wohnungstür hing. Dann verließ er das Haus über den Hinterhof und warf keinen Blick zurück auf das Apartment seines Vorbesitzers. Er würde sich eine neue Bleibe suchen.
Ah, was für eine Wohltat, er konnte zügig die belebte Straße entlanglaufen, ohne Schmerzen. Der neue Körper war fantastisch. Er hatte einem Jungmagier gehört, der frisch von der Akademie kam, keine Verwandten und kaum Freunde hatte. Niemand würde ihn vermissen.
Er hatte der Firma viel Geld bezahlt, die nach seinem Ableben alles geregelt hatte. Es hatte nur ein wenig gedauert, den passenden Kandidaten zu finden. Mit seinem restlichen Vermögen würde er neu anfangen.
»Hey, Kayden, heute keinen Kaffee zum Mitnehmen?«, rief ihm eine junge Frau zu, als er einen Imbissstand passierte.
Er blieb stehen und schüttelte lächelnd den Kopf. Jenni … so hieß die kleine Blonde. Ein hübsches Ding.
Kayden war sein Name? Ja, er erinnerte sich und zog den Ausweis aus der Jackentasche. Dort stand: Kayden Knight. Der Name gefiel ihm.
»Nein, heute keinen Kaffee«, sagte er und hörte zum ersten Mal seine neue Stimme. Jung, charismatisch. »Und ich werde hier auch keinen mehr trinken.«
Jenni schaute ihn mit zusammengezogenen Brauen an. Es wäre ein Leichtes, sie zu töten. Seine Kräfte schlummerten in ihm, er hatte sie nicht verloren. Zusätzlich verstärkten die Magiergene des Wirtskörpers seine alten Fähigkeiten. Doch er durfte nicht auffallen. Daher murmelte er einen Vergessenszauber, und das Mädchen erinnerte sich nicht mehr an ihn. Sie schaute ihn lediglich stirnrunzelnd an und wandte sich einem neuen Kunden zu.
Dafür erinnerte er sich. An sein früheres Leben, an alles. Als Erstes würde er die Leute ausfindig machen, die ihn verarscht hatten: Cumberland und seinen ehemaligen Sklaven, der ihm geholfen hatte, die Dschinns zu verkaufen.
Mit ihnen hatte er noch eine Rechnung offen.
Nachwort:
Julies und Nicks Geschichte ist erzählt, aber das muss nicht das Ende sein. Solomon treibt als Kayden Knight sein Unwesen und möchte Rache; auch ist zwischen Ginger und Connor noch nicht alles geklärt.
Ginger hat in ihrer Vergangenheit etwas Furchtbares erlebt und daraufhin ein Verbrechen begangen, das sie bis heute verfolgt. Ihre besondere Gabe dient nicht nur dazu, Gutes zu tun.
Wenn ihr möchtet, werden weitere Abenteuer folgen. Immerhin hat Nick seine Kräfte noch. Und damit lässt sich so manches Fantastisches anstellen :-)
Über die Autorin
Monica Davis ist eines der Pseudonyme einer deutschen Autorin, deren bürgerlicher Name Monika Dennerlein lautet. 1976 in Berchtesgaden geboren, verschlug es sie nach dem Abitur nach München, wo sie ein paar Jahre als Zahntechnikerin arbeitete, jedoch nie ihre Leidenschaft fürs Schreiben verlor. Seit sie sich voll und ganz der Schriftstellerei widmet, sind von ihr 26 Bücher, 6 Hörbücher und zahlreiche E-Books erschienen, die regelmäßig unter den Online-Jahresbestsellern zu finden sind.
Im März 2013
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