Nick Perfect – Bruder per Post
Bauch hingen, mit Kabeln in seinen Hüften verbinden und dann die obere Körperhälfte mit den Hüften zusammenschalten musste, und zum Glück fand ich auf der Rückseite der Montageanleitung ein paar Diagramme, auf denen ich sah, wie man das machte.
Obwohl es sich komisch anfühlte, befolgte ich die Anweisungen und verband die Kabel, drehte die Hüften in Nicks obere Hälfte und schraubte sie fest. Das war babyleicht, und Nick schien es nichts auszumachen. Er sang sogar ein Lied, während ich ihn zusammenbaute, von einem petit prince, der in einem grand château lebte. Petit prince hieß kleiner Prinz, und ein château war vermutlich ein Haus. Kleiner Prinz, großes Haus. Ich war mir nicht sicher, ob es sich lohnte, darüber ein Lied zu singen, aber hey, was weiß denn ich?
» Du hast jetzt Hüften«, sagte ich zu dem Roboter.
» Très excitant!«, meinte er, wirkte aber auch ein bisschen unruhig. Ich wäre wahrscheinlich auch nervös, wenn mich ein Zwölfjähriger zusammenbauen würde, der eine Zange nicht von einem Schraubenschlüssel unterscheiden kann. Am Ende montierte ich einen Fuß verkehrt herum. Und Nick würde beim Gehen jedes Mal einen Spagat machen.
Die nächsten Handgriffe in der Montageanleitung waren weniger gruslig, aber immer noch schräg genug. Ich musste seine Beine ins Hüftgelenk drehen und dann die Füße auf die Beine schrauben und festziehen, während Nick mir die ganze Zeit zusah.
Jetzt war das Ganze fertigmontiert, ein kompletter künstlicher Junge, aber er blieb auf dem Teppich sitzen.
» Weißt du, wie man läuft?«, fragte ich.
Nick zuckte die Achseln, was ein quietschendes Geräusch erzeugte. Ich überlegte, wo Pa das Fahrradöl aufbewahrte. Hm, echt keine Ahnung.
Also sprang ich auf und zog Nick hoch– er war ein paar Zentimeter kleiner als ich. Der Roboter schien seine Füße zu testen und rollte die Sohlen ab, um zu sehen, ob er aufrecht stehen konnte.
» Tanz mir doch mal was vor«, sagte ich.
» Excuse-moi?«, fragte Nick, aber ich war ziemlich sicher, dass er verstanden hatte, was ich meinte. Wahrscheinlich stellte er solche Fragen nur, weil er sich vor etwas drücken und Zeit gewinnen wollte. Ich kenn das von mir. Ich gewinne zwar Zeit damit, aber irgendwann muss ich das, wovor ich mich drücken wollte, eben doch tun.
Bringen wir’s hinter uns, dachte ich. » Lauf!«, befahl ich dem Roboter.
» Qui.« Nick sah zu seiner Transportkiste hinüber, als wäre er lieber wieder da drin. Dann packte er meine linke Hand und machte einen wackligen Schritt mit dem rechten Fuß; dann einen wackligen Schritt mit dem linken Fuß.
» Comment fais-je?«, fragte er, und sein Stimmenmodulator machte die Stimme etwas heller, nicht ganz wie bei einem Mädchen, aber fast. » Wie bin ich?«
» Nicht schlecht«, sagte ich.« Aber versuch’s mal ohne meine Hilfe.«
Ich ließ Nicks Hand los. Er machte einen Schritt, schwankte und fiel aufs Gesicht. Bums!
» Aie!«, rief der Roboter und strampelte, um wieder auf die Beine zu kommen.
Superlustig! Das Gestrampel nutzte überhaupt nichts. Was soll denn das bringen, Dummi! Ich hätte fast ein paar von Nicks Darmschläuchen kaputtgemacht, weil ich so furchtbar lachen musste.
Ich bin eben nicht perfekt. Na ja, nicht so tragisch.
6.
Ich halfNick, bis er wieder alleine laufen konnte.
» Pardonne-moi«, sagte Nick, während ich ihm meine Laufkünste vorführte und quer durchs Zimmer marschierte. » Wie kommt es, dass du so wacker laufen kannst?«
» Jahrelange Übung«, sagte ich und zuckte die Achseln.
Und dann dachte ich an jene Szenen in Filmen und TV -Sendungen, wo Eltern ganz gefühlsduselig werden, wenn sie ihrem Baby bei den ersten Schritten zuschauen, und ich fragte mich, warum ich nicht ganz gefühlsduselig wurde, als ich Nick bei seinen ersten Schritten zusah, vor allem jetzt, wo er immer besser wurde.
Sind meine Gefühlsgene irgendwie beschädigt?, überlegte ich leicht besorgt. Ich bin kein besonders emotionales Kind und weine normalerweise nicht bei traurigen Filmen und all solchem Quatsch. Aber ich muss sagen, ich war schon ein bisschen stolz, als Nick dann zum ersten Mal durchs ganze Zimmer ging, ohne auf dem langen Weg zu stolpern oder sich irgendwo festzuhalten. Allerdings hörte ich, dass in seinem Bauch ein Ventilator ansprang, als sei seine Festplatte überlastet und brauche Kühlung. Roboterstress, dachte ich.
» Super«, lobte ich ihn. » Du bist ein Naturtalent!«
» Merci, Ben«, sagte Nick, kroch in seine
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