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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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damit beschäftigt, den nächsten Pfeil auf die Sehne zu legen und mir zu wünschen, ich hätte in den letzten Jahren nicht nur Pistolenschießen, sondern auch Bogenschießen trainiert. Ich streckte meinen linken Arm, zog gleichzeitig mit der rechten Hand die Sehne zurück und legte den Pfeil in die Kerbe über meiner linken Hand. Dann riss ich den Bogen hoch und zielte erneut. Der mickrige Kleine blieb weiter unsichtbar; ich zielte auf den jungen Mann, der jetzt beschlossen hatte, ums Sofa 285
    herumzukommen und sich auf mich zu stürzen, bevor ich die Sehne loslassen konnte. Tatsächlich war er schon so nahe heran, dass ich nicht mehr genau zielen, sondern nur ungefähr in seine Richtung schießen konnte.
    Ich hörte ein Schwirren, als die Bogensehne sich klirrend straffte, und einen dumpfen Schlag, mit dem der Pfeil sich in seinen Körper bohrte. Der Junge brach lautlos zusammen. Ob er tot war oder nicht, war mir egal; ich wusste nur, dass noch ein weiterer Gegner zu erledigen war.
    Als ich einen Schritt in Richtung Sofa machte, sah ich, dass der mickrige Kleine noch immer dahinter war; ich wusste nicht, was er dort machte, und es war mir auch egal. Ich musste ihn nur erledigen. Ein Pfeilschuss hätte zu lange gedauert. Ich zog einen Pfeil aus dem Köcher, umklammerte ihn mit meiner rechten Hand wie ein Kampfmesser, ließ den Bogen fallen und stürzte mich auf ihn.
    Der mickrige Kleine stand über eine der Aluminiumboxen gebeugt, die sie aus dem Explorer ausgeladen hatten. Als ich auf ihn fiel, wurde er durch mein Gewicht auf die Kiste gepresst. Der Aufprall war so wuchtig, dass wir beide unwillkürlich ächzten. Während ich versuchte, ihm mit der linken Ellbogenbeuge den Mund zuzuhalten, stieß ich ihm mit meiner rechten Hand den Pfeil in den Hals. Nur eines von beiden klappte. Es gelang mir, ihm den Mund zuzuhalten, aber der Pfeil glitt von einem Knochen ab. Pfeilspitzen sind dafür konstruiert, mit hoher Geschwindigkeit aufzutreffen, und ich hatte kaum mehr getan, als ihm die Haut zu ritzen. Unterdessen hatte er angefangen, in meiner Ellbogenbeuge zu kreischen.
    Ich erhöhte den Druck meines Arms, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    286
    Ich holte nochmals mit dem Pfeil aus und stieß mit aller Kraft zu. Die Spitze traf wieder auf einen Knochen, rutschte dann jedoch ab und blieb tiefer im Hals stecken. Ich spürte, wie seine Halsmuskeln sich anspannten, um ein weiteres Eindringen zu verhindern. Mit dem rutschfesten
    Gartenhandschuh konnte ich den Pfeilschaft gut fassen, während ich ihn mit Sägebewegungen tiefer hineinstieß. Ich hoffte, es würde mir gelingen, die Halsschlagader oder das Rückenmark zu zertrennen oder vielleicht sogar eine Lücke zu finden, um ihm den Pfeil ins Gehirn stoßen zu können, aber stattdessen säbelte ich ihm die Luftröhre durch.
    Jetzt musste ich ihn nur noch fest halten, bis er erstickt war.
    Ich belastete ihn mit meinem ganzen Gewicht, um ihn gegen die Kante der Aluminiumbox zu drücken, während ich mich bemühte, seine Zuckungen einzudämmen, damit sie nicht verräterisch laut wurden. Sobald ich ihn in meiner Gewalt hatte, überzeugte ich mich mit einem raschen Blick davon, dass nicht etwa jemand die Treppe herunterkam, während ich darauf wartete, dass der mickrige Kleine starb.
    Schließlich ging es mit ihm zu Ende. Seine Hände
    grapschten kraftlos nach meinem Gesicht, aber ich hatte keine Mühe, ihnen auszuweichen. Seine Bewegungen wurden immer schwächer, bis er zuletzt nur noch krampfartig mit den Beinen zuckte. Seine letzten Kraftreserven, die er mobilisiert hatte, während es um ihn herum allmählich dunkel wurde, waren jetzt erschöpft. Im flackernden Lichtschein des Fernsehschirms sah ich dunkles Blut aus der Wunde quellen, es lief den Pfeilschaft entlang. Als ich den Arm von seinem Mund nahm, gab er keinen Laut mehr von sich.
    Als ich mich noch immer auf ihm liegend umsah, stellte ich 287
    fest, dass ich MiB zwar schlecht, aber trotzdem glücklich getroffen hatte: Während ich auf seine Körpermitte gezielt hatte, war der Pfeil knapp über seinem linken Auge in den Schädel eingedrungen und ragte am Hinterkopf etwa zehn Zentimeter hervor. Die Gebetskette lag vor seinen Füßen.
    Wo ich den Jungen getroffen hatte, konnte ich nicht sehen.
    Er lag zusammengekrümmt auf dem Bauch. Unter ihm breitete sich langsam eine Blutlache aus, die von dem Teppichboden aufgesogen wurde.
    Ich begann am ganzen Leib zu zittern. Ich hatte mein Leben lang noch nie solche Angst gehabt,

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