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Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel

Titel: Nick Stone - 02 - Doppeltes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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mir jemand schmerzhaft ans rechte Bein. Das war Sarah, die unser Geheimunternehmen führte, das bewusst so angelegt war, dass es notfalls abgestritten werden konnte.
    Ich setzte mich in meinem Schlafsack auf, kniff die Augen zusammen und starrte ins Halbdunkel. Die Stimlampen der drei Absetzer, die sich jetzt durch den Frachtraum bewegten, brannten dunkelrot, damit unsere Nachtsichtfähigkeit erhalten blieb. Jeder der drei war durch einen zu seiner Sauerstoffmaske führenden Schlauch, der an eine Nabelschnur erinnerte, mit dem Sauerstoffsystem des Flugzeugs verbunden und achtete mit instinktiven Handbewegungen darauf, dass sein Schlauch sich nicht losriss oder irgendwo verhakte.
    Als ich den Reißverschluss des Schlafsacks aufzog, spürte ich trotz meines für alle Klimazonen geeigneten Tarnanzugs sofort die beißende Kälte im Frachtraum der Boeing 747, in dem Außendruck und -temperatur herrschten. Kein Fluggast oder Mitglied der Kabinenbesatzung konnte ahnen, dass sich hier unten im Bauch des Flugzeugs Menschen befanden. Unsere Namen standen auch auf keiner Passagierliste.
    Ich konnte mir nie merken, wo Steuerbord und wo Backbord war; ich wusste nur, dass wir vom Bug aus gesehen in dem kleinen rückwärtigen Frachtraum waren, dessen Luke in die linke Rumpfseite eingelassen war. Ich hielt meinen Sauerstoffschlauch fest, als ein Absetzer darüber hinwegstieg, und rückte meine Maske zurecht, als sein Stiefel sich darin verfing und sie mir kurz vom Gesicht wegzog. Seit sie nicht mehr dicht anlag, fühlte ihre Innenseite sich feucht, klamm und kalt an.
    Ich griff nach meinem Car 15, einer Ausführung des Sturmgewehrs M16 Armalite 5,56 mm mit Teleskopstütze und kürzerem Lauf, lud die Waffe durch und sicherte sie. Das Car hing an einem Stück grüner Fallschirmleine, das eine Schlinge bildete, an der ich mir die Waffe jetzt so über den Rücken hängte, dass ihre Mündung nach unten zeigte. Den Fallschirmpack würde ich darüber tragen.
    Ich steckte meine rechte Hand in den Tarnanzug und griff nach der 9-mm-Beretta, die ich in einem Beinhalfter am Oberschenkel trug. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die Pistole gesichert war, zog ich den Schlitten einige Millimeter zurück, um einen Blick in die Kammer zu werfen. Als ich im roten Schein der Stirnlampe des nächsten Absetzers eine Patronenhülse glitzern sah, wusste ich, dass mein Beretta schussbereit war.
    Dies war mein erster Job »unter falscher Flagge«, bei dem wir uns als Angehörige einer israelischen Spezialeinheit ausgeben würden. Als ich die Beingurte festzog, wünschte ich mir, meine Beschneidung läge schon etwas länger zurück. Die Wunde war nicht so rasch verheilt, wie man uns versprochen hatte. Während wir unsere Ausrüstung anlegten, sah ich mich um und hoffte insgeheim, dass die beiden anderen ebenfalls Schmerzen hatten.
    Wir hatten den Auftrag, einen Mann zu entführen, um festzustellen, was der neue Buhmann des Westens, der zum Terroristen gewordene saudische Multimillionär Osama Bin Laden, in Syrien vorhatte. Aufnahmen von Spionagesatelliten hatten Planierraupen, Radlader und weiteres schweres Gerät aus Bin Ladens Baufirma in der Nähe der Jordanquelle gezeigt. Stromabwärts lag Israel, und falls jemand seine Hauptwasserquelle abriegeln, umleiten oder sonst wie beeinträchtigen wollte, musste der Westen rechtzeitig davon erfahren. Man befürchtete eine Wiederholung des Krieges von 1967, und so lange Bin Laden sein Unwesen trieb, konnte keine Entwarnung gegeben werden. Präsident Clinton hatte ihn nicht umsonst zu »Amerikas Staatsfeind Nummer eins« erklärt.
    Wir hatten den Auftrag, Osamas engsten Vertrauten - einen Mann, den wir aus Sicherheitsgründen nur unter dem Decknamen »Quelle« kannten - von dort zu entführen. Sein Privatjet war auf einem in der Nähe gelegenen Flugplatz entdeckt worden. Die USA brauchten Informationen darüber, was in Syrien passierte - und wollten vor allem auch die Möglichkeit finden, an Osama heranzukommen. Das hatte der Mann bei unserer Einsatzbesprechung gesagt: »Bin Laden repräsentiert ein völlig neuartiges Phänomen: nichtstaatlicher Terrorismus, dessen Geldgeber ein extrem reicher islamischer Fundamentalist ist, der vor allem Amerika, aber auch Israel und die weltlichen arabischen Staaten hasst. Er muss gestoppt werden.«
    Sobald man fertig und von den Absetzern kontrolliert war, konnte man sich nur noch an den Rumpfspanten festhalten und warten. In den wenigen Minuten bis zum Absetzen hatte man

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