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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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anderen dazu dienen würden, die Sprengladungen am Zielobjekt in Position zu halten.
    In den meisten Häusern brannte hinter zugezogenen Vorhängen kein Licht mehr, als ich auf der Suche nach brauchbarem Material durch dichten Nebel, der vom Meer hereinkam, weiterfuhr. Nachdem ich etwa zehn Minuten durch die Geisterstadt gefahren war, sah ich ein Gebäude, das zu erforschen sich lohnen konnte. Es schien mitten auf einer wilden Müllkippe zu stehen, aber seine Umrisse machten mich neugierig.
    Der Bau erwies sich als Luftschutzbunker aus der Zeit, in der befürchtet worden war, Onkel Sam könnte seine Atombomber B-52 schicken, um hier alles platt zu machen. Eine Betontreppe führte zu dem unter der Erde gelegenen Eingang hinunter, dessen massive Stahltür mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Der schluchtartige Treppenabgang lag voller Müll, den der Wind hergeweht hatte, und schwererem Zeug, das illegal abgekippt worden war. Zwischen all diesem Krempel fand ich große Styroporformstücke mit verstärkten Ecken und Erleichterungslöchern in der Mitte, die als
    Transportschutz für Elektrogeräte gedient haben mussten. Ich wählte zwei dicke Formstücke mit fast einem Meter Seitenlänge aus und hatte nun passende Rahmen für meine Sprengladungen. Das erinnerte mich an die Zeit, als wir behelfsmäßige Schützenminen aus Eiscremekartons hergestellt hatten, bevor wir im Golfkrieg in den Irak vorgestoßen waren.
    Zur Ergänzung meiner Ausrüstung brauchte ich noch einen Ziegelstein, nach dem ich hier nicht lange suchen musste.
    Im Hotel hatte die Alte ihren Posten verlassen, und im Fernsehen lief etwas, das wie eine russische Talkshow aussah, bei der ein Gastgeber und seine Gäste sehr missmutig miteinander redeten. Ich hatte den Eindruck, sie diskutierten darüber, wer von ihnen als Erster Selbstmord verüben sollte.
    Ich stieg mit meinen Funden beladen die Treppe hinauf und war sehr zufrieden, weil ich alles beisammen hatte, was ich für das Unternehmen brauchte, und jetzt in Ruhe weiterarbeiten konnte.
    Die Alte kam eben aus dem Zimmer neben meinem und ging mit einem Arm voll verknitterter Bettwäsche auf dem Korridor davon. Sie vermietete die Zimmer vermutlich auch stundenweise und machte sie jetzt für die nächsten Gäste sauber.
    Während von unten die leisen Stimmen der Talkshowgäste heraufdrangen, kontrollierte ich meinen kleinen Papierstreifen. Er steckte noch an seinem Platz. Ich öffnete die Tür und wartete darauf, dass mir eine Hitzewelle entgegenschlagen würde.
    Gleich beim ersten Schritt ins Zimmer wusste ich, dass hier etwas nicht stimmte. Der Schein des künstlichen Kaminfeuers tanzte nicht mehr über die Wände, wie er’s getan hatte, als ich gegangen war.
    Ich ließ den ganzen Krempel fallen. Der Ziegel polterte auf den Teppichboden, als ich in den Korridor zurücktreten wollte. Und das war das Letzte, was ich für einige Zeit tat - außer dass ich mich vom Fußboden aufzuraffen versuchte, worauf ich einen Tritt in die Nieren bekam, der mich wieder zu Boden warf. Jetzt konnte ich nur noch die Zähne zusammenbeißen und mich zusammenrollen. Ich wurde grob gepackt und auf den Rücken gedreht, dann rammte mir jemand die Mündung einer Waffe unters Kinn. Ich spürte, wie meine Jacke hochgezogen wurde, als eine Hand mich nach Waffen abtastete.
    Sobald ich mich wieder scheinbar halb tot zusammengerollt hatte, riskierte ich einen Blick unter gesenkten Lidern hervor. Über mir stand der älteste der GoodFellas in seinem schwarzen Ledermantel und seiner silbergrauen Kosakenmütze.
    Außerdem sah ich ein weiteres Paar Beine, ebenfalls in Schwarz, das einem anderen Mann gehörte. Die beiden Kerle standen rechts und links von mir, flüsterten aggressiv miteinander und machten dabei viele Armbewegungen, die dem zwischen ihnen auf dem Fußboden liegenden Idioten galten.
    Ich nutzte diese Zeit, in der sie quatschten, so gut wie möglich, indem ich versuchte, tief durchzuatmen, was ich jedoch nicht konnte. Das war zu schmerzhaft. Ich musste mich mit kurzen, keuchenden Atemzügen begnügen, sonst wurden die Magenschmerzen zu stark.
    Dann sah ich auf und erkannte Zimmermann. Unsere Blicke begegneten sich, und er spuckte mich an. Ich war nicht verängstigt, ich war nur so deprimiert, dass dieser Scheiß mir passieren musste, dass ich mir nicht einmal die Mühe machte, die Spucke von meinem Gesicht zu wischen. Ich lag einfach nur teilnahmslos da. Woher hatte Zimmermann überhaupt gewusst, dass ich hier war?

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