Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
mich auf den Schädel des Alten, der jetzt keine Pelzmütze mehr trug. Als mein Körper dieser Drehbewegung folgte, machte ich drei große Schritte auf den Alten zu. Den schweren Glasklumpen hielt ich schlagbereit erhoben.
Ich rückte ihm auf den Leib, ohne auf Zimmermann zu achten, der von rechts auf mich zukam. Mir ging es nur um den Alten, um diesen Kerl mit einer Waffe in der Hand.
Er wirkte weder überrascht noch ängstlich, nur wütend, als er sich von der Wand abstieß und den Revolver hob.
Mein Blick blieb starr auf sein Gesicht gerichtet, als ich mit dem Aschenbecher zuschlug und es über dem Backenknochen traf. Die Haut faltete sich dicht unter seinem rechten Auge zusammen, dann platzte sie auf. Er klappte mit einem Aufschrei zusammen, wobei sein Körper meine Beine streifte. Damit war Phase drei abgeschlossen.
Die schwarze Gestalt, die sich von rechts auf mich stürzte, hörte ich mehr, als sie wirklich zu sehen.
Eine Phase vier gab es nicht. Jetzt war eine allgemeine Schlägerei angesagt. Ohne mich auch nur nach Zimmermann umzudrehen, schlug ich einfach wild um mich. Der schwere Glasklumpen traf den Zusammenbrechenden zweimal am Kopf - beide Male mit solcher Gewalt, dass mein rechter Arm beim Aufprall ruckartig angehalten wurde.
Ich ließ mich auf seine Brust fallen und schlug weiter auf seinen Schädel ein. Irgendwo im Hintergrund meines Bewusstseins war ich mir darüber im Klaren, dass ich durchgedreht hatte, aber das war mir im Augenblick egal. Ich erinnerte mich nur daran, wie dieser Scheißkerl die Frau im Hotelaufzug durchsiebt hatte, und dachte an die Schweine, die Kellys Leben ruiniert hatten, als sie in Washington ihre Eltern und ihre Schwester liquidiert hatten.
Als sein Schädel nachgab, hörte ich ein dreimaliges Knirschen und Knacken.
Ich hob die Hand, um nochmals zuzuschlagen, beherrschte mich dann aber. Zimmermann war erledigt. Dickflüssiges, fast braunes Blut quoll aus seinen Kopfverletzungen. Die blicklos trüben Augen starrten aufgerissen und mit unnatürlich geweiteten Pupillen ins Leere. Sein Blut lief auf den Teppichboden, der es wie Löschpapier aufsaugte.
Ich blieb auf ihm hocken, stützte mich mit beiden Händen auf seine Brust und war wütend auf mich, weil ich die Beherrschung verloren hatte. Um zu überleben, muss man manchmal richtig aufdrehen - aber ich war völlig ausgeflippt, und das gefiel mir nicht.
Ich drehte mich nach dem alten Kerl um. Totschläger und Revolver lagen wie er selbst auf dem Fußboden: Er lag zusammengekrümmt da, hielt seine Mütze wie einen Druckverband an sein Gesicht gepresst und stöhnte vor sich hin. Seine Beine zuckten schwach über den Teppichboden.
Ich rappelte mich langsam auf und beförderte die Waffen mit meinen Füßen außer Reichweite. Der Revolver schien ein Kaliber 38 Special zu sein, eine in den dreißiger Jahren bei amerikanischen Gangstern
beliebte Waffe mit kurzem Lauf.
Ich packte ihn am Kragen seines Ledermantels, schleppte ihn über Zimmermann hinweg ins Bad und ließ seine durchgeblutete Kosakenmütze liegen. Warum er sie ständig trug, war jetzt offensichtlich: Über seinen ansonsten kahlen Schädel zogen sich nur einige wenige dünne Haarsträhnen.
Er stöhnte weiter leise vor sich hin und tat sich vermutlich sehr Leid, aber er lebte noch, was bedeutete, dass er eine Gefahr darstellte. Mein Kiefer schmerzte heftig, als ich mich anstrengte, um den Alten ins Bad zu schleppen, aber wenigstens beruhigte mein Puls sich allmählich. Es gab keine andere Möglichkeit: Er musste sterben. Das gefiel mir nicht, aber ich konnte ihn hier nicht lebend zurücklassen, wenn ich morgen zur Computerzentrale der Maliskija aufbrach. Er konnte meinen ganzen Plan durchkreuzen.
Als ich ihn losließ, sackte er auf dem gefliesten Boden zusammen. Ich drehte das heiße Wasser auf, und der Durchlauferhitzer trat brausend in Aktion.
Während er dalag und vor sich hin stöhnte, zeigte mir ein Blick in seine Geldbörse den üblichen Inhalt. Mich interessierte nur das russische und estnische Geld; sobald ich die Scheine in meine Jeans gesteckt hatte, ging ich ins Zimmer zurück.
Dort stieg ich über Zimmermann hinweg, hob den Kaliber 38 Special vom Boden auf und nahm eine der flauschigen braunen Nylondecken mit.
Den Hammer des Revolvers zog ich zurück, bis er gespannt war. Ich wollte nicht, dass er sich beim
Abdrücken erst ganz zurückbewegen musste, bevor er nach vorn auf den Patronenboden schlug. Dabei konnte er sich leicht in der
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