Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Scheiße, wen kümmerte das? Ich war von zwei Kerlen, die verdammt sauer auf mich waren, flachgelegt worden, und wusste nicht, ob ich diesen Raum jemals lebend verlassen würde.
Sie packten mich links und rechts unter den Armen, zogen mich hoch und setzten mich aufs Bettende. Ich vergrub meine Hände in den Achselhöhlen und versuchte, meinen Kopf nach vorn auf die Oberschenkel sinken zu lassen, um den unscheinbaren Verletzten zu spielen, der keinem Menschen gefährlich werden konnte.
Aber mit dieser Masche kam ich nicht durch. Ein brutaler Schlag traf meine rechte Gesichtshälfte und warf mich aufs Bett. Diesmal brauchte ich nichts zu spielen; er hatte wirklich Schaden angerichtet.
Ich krümmte mich zusammen, weil ich mehr erwartete. Ein Sternenfeuerwerk tat sein Bestes, um mich bewusstlos werden zu lassen, während heiße Schmerzwogen durch meinen Körper fluteten. Ich merkte, dass ich kurz davor war, ohnmächtig zu werden, aber das durfte ich nicht zulassen. Ich konzentrierte mich darauf, die Augen offen zu behalten. Ich war in beschissener Verfassung, aber ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste, sonst war ich tot.
Irgendwo im Hintergrund redeten, diskutierten oder stritten sich die beiden noch immer miteinander. Ich lag einfach nur da, hechelte keuchend, hielt krampfhaft die Augen offen und spuckte Blut auf die flauschige Decke.
Mein Kiefergelenk knirschte hörbar. Durch Tasten mit der Zungenspitze entdeckte ich, dass einer meiner Backenzähne locker war, während meine geschwollene rechte Gesichtshälfte sich allmählich taub anfühlte. Ich kam mir vor wie nach einer Behandlung bei einem psychopathischen Zahnarzt.
Da ich auf dem Bett lag, befand mein Kopf sich auf gleicher Höhe mit dem Couchtisch. Mein unscharfer Blick fiel auf den schweren Glasascher, der mich auf eine Idee brachte.
Ich konzentrierte mich wieder auf Zimmermann und den alten Kerl. Die beiden hörten nicht mal zu quatschen auf, als draußen auf dem Korridor ein paar Leute an unserer Tür vorbeigingen. Der Alte hielt einen Revolver in der Hand; Zimmermanns Waffe steckte in dem Schulterhalfter, das ich sah, als er seine Arme in die Hüften stemmte, wobei seine Lederjacke, deren Reißverschluss er aufgezogen hatte, sich vorn öffnete. Beide deuteten immer wieder auf mich. Zimmermann schien dem Alten zu erklären, wer ich war - oder zumindest, was ich verbrochen hatte.
Jetzt konnte ich auch sehen, womit der Alte mich am Kopf getroffen hatte. Seine riesigen Pranken hätten dafür auch genügt, aber er hatte sich für einen Lederschlauch entschieden, der wie ein großes, künstliches Glied aussah und vermutlich mit Bleischrot gefüllt war.
Die beiden Kerle standen einige Meter rechts von mir, und den Aschenbecher sah ich einen Meter links von mir. Beide interessierten sich vorläufig noch mehr für ihre Diskussion als für mich, aber sie würden zweifellos sehr bald zu einer Entscheidung darüber kommen, wie ich umgebracht werden sollte - wahrscheinlich langsam, wenn Zimmermann sich durchsetzen konnte.
Ich musste handeln, aber ich wusste auch, dass ich mir erst ein paar Sekunden Zeit nehmen musste, um zur Besinnung zu kommen. Ich war noch immer benommen; ich musste mein Vorgehen methodisch planen, sonst machte ich Scheiß und bekam eine Kugel in den Kopf.
Ich starrte den schweren Glasklumpen, der mir das Leben retten konnte, mit zusammengekniffenen Augen an, atmete tief durch und sprang mit einem Satz vom Bett auf. Dann stürmte ich mit gesenktem Kopf auf die beiden schwarzen Gestalten vor mir zu. Ich musste sie nur aus dem Gleichgewicht bringen, um ein paar Sekunden Zeit zu gewinnen. Ich prallte mit ausgebreiteten Armen gegen Körper in schwarzem Leder, wartete die Wirkung meines Ansturms aber nicht ab, sondern sah mich sofort nach dem Glasascher um. Hinter mir hörte ich ein pfeifendes Keuchen, als die beiden an die Wand knallten.
Mein Blick blieb starr auf den Glasklumpen gerichtet, als mein Körper eine Drehbewegung vollführte, während meine Füße mich schon auf ihn zutrugen. Hinter mir hörte ich gedämpfte Aufschreie. Die waren unwichtig, nur der Aschenbecher zählte. Erholten die beiden sich schnell genug oder reagierte ich zu langsam, würde ich nie davon erfahren.
Meine rechte Hand klatschte auf den Tisch, als wollte ich eine Fliege erschlagen, und bekam den schweren Aschenbecher zu fassen. Ich stand noch dem Couchtisch zugewandt und hatte die beiden Kerle hinter mir. Mit einer raschen Kopfbewegung konzentrierte ich
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