Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
Hotel gehen würden. Wir wussten alle sechs, dass die Zeit für unseren Einsatz gekommen war.
Sergej sagte kein Wort, sondern nickte nur. Obwohl er gut Englisch konnte, musste man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Ich nickte ebenfalls und überzeugte mich davon, dass ich meine Pistole griffbereit hatte.
Ich stieg aus dem Geländewagen, während Sergej am Steuer sitzen blieb und weiter hügelabwärts starrte. Ich klappte meinen Mantelkragen als Schutz vor dem Wind hoch und ging in Gegenrichtung davon. Meine Route führte mich 30 Meter weit den Hügel hinauf, bevor ich an einer T-förmigen Einmündung rechts abbog. So gelangte ich auf eine am Hotel vorbeiführende Parallelstraße und
war wieder in Richtung Intercontinental unterwegs.
Vor mir ragte auf der linken Straßenseite der graue Betonklotz des Hotels auf. Kurz davor war der Gehsteig aufgegraben und mit Eisengittern gesichert; die Gehsteigplatten waren herausgerissen, und in der Grube wurden irgendwelche Leitungen repariert. Mir taten die armen Schweine Leid, die bei diesem Wetter im Freien arbeiten mussten.
Der Lärm, der von der Hauptverkehrsstraße heraufkam, wurde lauter, als ich hügelabwärts weiterging. Die Kray-Zwillinge würden bereits in Aktion sein und den Mercedes folgen. Alptraum und Zimmermann müssten das Hotel von der anderen Seite aus betreten, und Sergej würde sich so postieren, dass er die Ausfahrt vor den Mercedes blockieren konnte.
Ich überquerte die Straße und kam jetzt am Hintereingang des Hotels mit dem Zugang von den Parkplätzen aus vorbei. Auf dem roten Asphalt parkten zwei weiße Hilux-Lieferwagen. Neben den Ladebuchten führte eine Glastür ins Hotel, die sich aber nur öffnen ließ, wenn man sich über eine Sprechanlage bei der Rezeption meldete, und ich wollte nicht mehr auffallen als unbedingt nötig. Die Rolltore der beiden Ladebuchten waren bei dieser Kälte selbstverständlich geschlossen. Als ich hügelabwärts weiterging, verschwand der Hotelkasten hinter einer Reihe hoher Koniferen.
Valentin Lebeds schwächster Punkt würde heute Abend, hier in Finnland, in diesem Hotel sein, unmittelbar bevor er ins Theater fuhr. Er war unterwegs, um sich Romeo und Julia anzusehen. Das Theater stand ganz in der Nähe, nur ein paar 100 Meter weiter links von hier auf der gegenüberliegenden Straßenseite, aber die Nacht war eisig, er war schon immer ein Angriffsziel gewesen, und er war unvorstellbar reich - wozu sollte er also zu Fuß gehen?
Ungefähr 30 Meter vor der Hauptverkehrsstraße erreichte ich die als halbkreisförmige Einbahnstraße angelegte Zufahrt zum Haupteingang des Hotels Intercontinental. Ich bog nach links ab; vor mir auf halber Strecke der Fassade aus Glas und Stahlbeton war die Zufahrt mit einer großen, blauen Markise auf Ständern überdacht, um die Gäste beim Ein- und Aussteigen vor Schnee und Regen zu schützen. Die Erdgeschosswände bestanden aus Glas, durch das ich ins warme, behaglich wirkende Innere des Hotels sehen konnte. Die Zufahrt war von kleinen Bäumen gesäumt, die jetzt unbelaubt waren und dafür weiße elektrische Kerzen trugen. Im Schnee sahen sie aus wie mit Zuckerguss überzogen. Ich ging weiter und kam an dem angestrahlten Rentier vorbei, das auf dem schneebedeckten Rasen zwischen Hotelzufahrt und Hauptverkehrsstraße stand, zu der ein sanft abfallender Hang hinunterführte.
Der Plan war simpel. Alptraum und Zimmermann sollten die Leibwächter erschießen, die Valentin Lebed beschützen würden, wenn er den Aufzug verließ, und mir danach Feuerschutz geben, wenn ich die Zielperson zum Ausgang bugsierte. Während das passierte, würden die Kray-Zwillinge die Zufahrt hinter den Mercedes mit ihrem Geländewagen blockieren, und Sergej würde die Zufahrt vor ihnen mit dem Nissan sperren, und alle drei würden mit ihren AKs die restlichen Leibwächter und Chauffeure kontrollieren.
Sobald wir draußen waren, würde ich aufs Heck des Nissans zusteuern und Lebed mit mir schleppen. Wir würden uns beide unter eine Decke legen, unter der meine Pistole in seinen Unterleib gerammt blieb, während Sergej zu unserem bereitstehenden Fluchtfahrzeug fuhr, in dessen Kofferraum wir die Zielperson für die Fahrt zur Grenze laden würden. Ronnie und Reggie würden inzwischen mit reichlich CS- Reizgas um sich sprühen, bevor sie mit den beiden anderen in dem Toyota zu ihrem Fluchtfahrzeug fuhren. Wir würden uns alle in Grenznähe treffen und in einen LKW mit sorgfältig getarnten Verstecken umsteigen, den
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