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Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren

Titel: Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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dafür kriegen.«
    Obwohl mir dieser Gedanke auch schon durch den Kopf gegangen war, hütete ich mich davor, das zuzugeben. »Nein, Kumpel, ich will die Sache bloß glatt abwickeln. Wir tauschen dein kleines Gerät gegen das Geld und sehen zu, dass wir wieder heimkommen. So läuft alles sicher und problemlos ab. Und der Verdienst ist nicht schlecht, das musst zu zugeben.« Während ich das sagte, ließ ich die ganze Zeit mein Smiley-Gesicht aufgesetzt. Ich kam mir vor, als versuchte ich, einen kleinen Jungen dazu zu bewegen, seinen Rosenkohl zu essen.
    Ich erwartete weitere Einwände, aber Tom zuckte nur mit den Schultern. »War bloß ’ne Frage, Kumpel. Bist du zufrieden, bin ich’s auch. Aber hör mal, sie ist lecker, nicht wahr?«
    Ich grinste. »Ja, sie ist sehr schön. Aber nichts für unsereinen, mein Junge.« Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, wie Liv in Notting Hill Juicy-Lucy-Karten küsste oder ihren Tag damit verbrachte, meinen Heizkessel zu reparieren.
    Die schweren hölzernen Eingangstüren des Hauptbahnhofs hatten mit Metallgittern gesicherte runde Fenster. Wir stießen sie auf und standen sofort dem Weihnachtsmann gegenüber, der eine Glocke schwang und Geld forderte. Wir machten einen Bogen um ihn.
    Mit seinen sauberen Steinböden, massiven Granitsäulen und der unglaublich hohen Decke glich die Bahnhofshalle mehr einem gut erhaltenen Museum als einem Bahnhof. An den Kronleuchtern hingen kleine Schneemänner, und der Geräuschpegel war erstaunlich hoch: Lautsprecherdurchsagen hallten, Leute redeten, Handys klingelten, und in einer Ecke spielte ein Straßenmusikant auf seinem Akkordeon die finnische Version von »Good King Wenceslas«. Überall roch es stark nach Zigarettenqualm und Fast Food.
    Eine Gruppe von Leuten mit Weihnachtsmann-Zipfelmützen und geschulterten Skiern zwängte sich an gestresst in ihre Handys quasselnden Geschäftsleuten in Mänteln und Pelzmützen vorbei. Merkwürdig war nur, dass kein einziger Zug zu sehen oder zu hören war - die für Winterbetrieb gebaute Bahnhofshalle war zu den Bahnsteigen hin abgeschlossen.
    Tom rieb sich die Hände. Hier gefiel es ihm. »Jesus, ich fühle mich wieder fast wie ein Mensch. Was machen wir jetzt, Nick?«
    Der Weihnachtsmann bat weiter um milde Gaben, während wir dastanden und uns orientierten, und ich überlegte mir, dass »fast« so nahe war, wie Tom jemals ans Menschentum herankommen würde.
    Livs toter Briefkasten war leicht zu finden und wie der im Langham Hilton gut gewählt. Wir standen mit dem Rücken zum Haupteingang. Vor uns hatten wir eine breite Treppe und Rolltreppen, die zur U-Bahn hinunterführten. Die drei Seiten des Treppenabgangs waren von einer freien Fläche mit hölzernen Wartebänken umgeben. Der tote Briefkasten befand sich neben einem Abfallkorb am linken Rand der Bankreihen.
    Tom folgte mir, als ich zwischen dem toten Briefkasten und der links liegenden großen Schalterhalle hindurch auf einen Zeitungsstand zuging. Auf der Bank saß ein Mädchen, das die Ohren voller Walkman-Sound und den Mund voller Kaugummi hatte, während es in einer Zeitschrift blätterte. Es trug eine marineblauen Daunenhose mit dazu passender Jacke, deren Reißverschluss geöffnet war, damit sie nicht ins Schwitzen geriet.
    Kurz bevor wir die Bank erreichten, nickte ich Tom zu. »Pass gut auf, Kumpel. Siehst du die Kleine in Blau?«
    Er nickte, und wir gingen weiter.
    »Okay, wenn du genau dort, wo sie jetzt sitzt, unter die Bank greifst, findest du einen mit Klettband befestigten kleinen Plastikbehälter. Sobald du sicher bist, dass dich niemand beobachtet, nimmst du ihn an dich, gehst weg und schreibst irgendwo auf einen Zettel, wo du zu finden bist, und bringst den Behälter wieder an. Dann wirst du schnellstens abgeholt.«
    »Fast wie in einem James-Bond-Film, Nick? Das gefällt mir nicht.«
    »Dieser tote Briefkasten ist nur eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Du musst wissen, was du zu tun hast, falls irgendwas schief geht. Stell dir vor, ich hätte mir ein Bein gebrochen und könnte nicht herkommen. Dann müsstest du einspringen, das Material übergeben und unser Geld abholen.«
    »Aber ich will keine krummen Touren. Ich will nicht, dass Liv oder sonst wer reingelegt wird, verstehst du? Damit will ich nichts zu tun haben, Kumpel. Ich will bloß das Geld.«
    Wir blieben an der Wand neben dem Zeitungskiosk stehen.
    »Tom, alles klappt wie am Schnürchen. Das hier musst du nur für den Fall wissen, dass ich durch eine

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