Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
mir, was ich auf den Zettel schreiben soll, ja?«
»Natürlich. Komm, wir gehen raus, damit uns mal
richtig kalt wird.«
Wir durchquerten den Busbahnhof, einen großen, quadratischen, von Geschäften umgebenen Platz.
Auf der anderen Seite hielt ich mich halbrechts, um zum Kaufhaus Stockmann zu gelangen. Unterwegs drückte ich Tom von dem Geld, das ich in der Wechselstube eingewechselt hatte, 2000 Finnmark in die Hand. Für einen Dollar bekam man ungefähr sechs Finnmark. Tom glaubte, er sei jetzt reich; seine Augen glänzten - oder vielleicht tränten sie nur wegen der Kälte, die aus dem Straßenpflaster aufzusteigen schien. Das Geräusch der Autoreifen und das Quietschen der Straßenbahnen bewirkte, dass wir lauter als normal reden mussten.
»Tom, ich möchte, dass du mir deinen Pass und deine Geldbörse in Verwahrung gibst. Ich habe eine Idee, wie wir uns zusätzlich absichern können, aber das muss strikt zwischen uns bleiben, verstanden? Es ist nicht so, dass ich ihr nicht traue, aber der kluge Mann baut vor, stimmt’s?«
»Klar doch, Nick. Dabei ist mir auch wohler.«
Er überließ mir beides ohne weitere Fragen. Ich fühlte mich plötzlich noch mehr für ihn verantwortlich.
»Außerdem wollen wir morgen Abend mit möglichst wenig Gepäck reisen.«
Dass Stockmann das Kaufhaus der finnischen Prominenz war, zeigten die davor parkenden schwarzen und dunkelblauen Limousinen, deren Chauffeure die Motoren laufen ließen, während sie darauf warteten, dass die Herrschaften herauskamen und ihre
Weihnachtseinkäufe einluden. Als wir näher kamen, war klar, wem die schweren Limousinen gehörten. Neben ihnen standen große Männer mit Stiernacken und Quadratschädeln. Dass Valentin letzte Woche entführt worden war, schien Mr. und Mrs. Mafia etwas erschreckt zu haben.
Kurz bevor wir den Haupteingang erreichten, kam ein Trupp Muskelmänner heraus, der eine blutjunge blonde Schönheit umringte, die mehr Pelz als ein Grislibär trug. Ich hielt sie einen Augenblick lang für Liv.
Die Tür einer Limousine wurde für sie aufgerissen, dann fuhr der aus drei Wagen bestehende Konvoi in raschem Tempo davon.
Tom und ich gingen durch die großen gläsernen Doppeltüren und gelangten als Erstes in die Parfümabteilung. Ich steuerte auf die Gepäckabteilung im Erdgeschoss zu und kaufte dort zwei kleine Reisetaschen, eine dunkelgrüne und eine schwarze, und zwei schwere Reiseplaids.
Tom hielt sein großes Bündel Geldscheine fest mit einer Hand umklammert und machte ein sehr zufriedenes Gesicht. Es wurde Zeit, dass wir uns trennten.
»Ich hab was zu erledigen, Tom. Versicherung.« Ich blinzelte ihm mit Verschwörermiene zu. Seine Hamsterbacken verzogen sich zu einem Grinsen. »Wir treffen uns in einer Dreiviertelstunde oben im Café. Du kaufst dir inzwischen ein paar vernünftige warme Sachen in der Art, wie wir’s besprochen haben, okay?«
»Yeah, yeah, kein Drama. Hey, Nick, wenn die Zeiten hart sind, gehen die Harten einkaufen.« Er rieb Daumen
und Zeigefinger aneinander.
Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Denk daran, eine warme Jacke und feste Stiefel. Und falls Liv aufkreuzt, bevor ich komme, sagst du einfach, dass ich auch einkaufen bin.«
Ich merkte ihm an, dass ihn der Grund dafür nicht interessierte; er wollte endlich losziehen und Geld ausgeben.
»Kein Drama. Bis später!«
Als ich wieder draußen in der Kälte war, stopfte ich meine neuen Reisetaschen mit den Wolldecken aus. Dann kehrte ich zum Hauptbahnhof zurück. Dort ging ich an den Wandtelefonen vorbei ins teuerste Klo Europas. Es kostete mich fast ein Pfund, eine WC-Kabine zu bekommen, in der ich mich hinsetzen und den Rest der 25000 Dollar, die ich in Hundertern mitgenommen hatte, aus dem Geldfach meines Terminplaners holen konnte.
Ich zweigte 4000 Dollar ab und packte dann den Terminplaner, meine eigenen Papiere und Davidsons Papiere in die dunkelgrüne Reisetasche. Man weiß nie, wann selbst eine verbrauchte Identität noch einmal nützlich sein kann. Toms Papiere und 3000 Dollar kamen in die schwarze Reisetasche; die restlichen 1000 Dollar steckte ich ein. Nachdem ich die Taschen in der Gepäckaufbewahrung abgegeben hatte, suchte ich ein gutes Versteck für unsere Flugtickets - unseren eigenen toten Briefkasten -, das sogar Tom mühelos finden würde.
Ich betrat eines der Geschäfte und griff nach einem Computermagazin mit einer Plastikhülle, in der eine kostenlose CD-ROM steckte. Als ich in der Schlange an der Kasse wartete, sah ich sie
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