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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Anrufen auf Tonband gesprochen hatte.
    Ich sah in die Diele hinaus. Von hier aus war zu sehen, dass die Verbindungstür zur Garage nicht völlig
    geschlossen war. Dass Jimmy es gewagt haben sollte, eine Tür offen zu lassen, war eigenartig genug, aber ich konnte auch ein Stück seines auf Hochglanz polierten Rovers sehen, der noch in der Garage stand.
    Scheiße.
    Umschlag und Telefonhörer sanken langsam auf die
    Arbeitsplatte, und die letzten Getreideflocken fielen mir aus dem Mund, als mein Unterkiefer herabsank. Ich streckte eine Hand nach dem Griff der Besteckschublade aus und zog sie auf. Alles an seinem Platz:

    Kartoffelschäler, Brotmesser, Tischmesser, Gabeln und Löffel. Ich nahm zwei Tranchiermesser heraus, eines für jede Hand, ging damit in den Flur und bewegte mich vorsichtig über die Amtico-Fliesen, damit meine
    Caterpillars nicht quietschten.
    Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich den Flur
    entlangsah und mich nach rechts wandte.
    Nirgends ein Anzeichen für gewaltsames Eindringen.
    Natürliches Licht kam lediglich aus der Küche oder fiel durch die halb verglaste Haustür ein.
    Die Wohnzimmertür befand sich nur ungefähr drei
    Schritte rechts von mir. Der Raum war leer; hier war alles, wie es sein sollte: die Zeitschriften sauber gestapelt, die Kissen aufgeschüttelt und die Vorhänge vor dem Zubettgehen aufgezogen. Das einzige Geräusch war das Ticken der Standuhr in einer Ecke.
    Ich trat auf den Flur hinaus, schloss die
    Verbindungstür: zur Garage und sperrte sie ab, bevor ich ins Bad weiterging. Dort war keine Spur von
    morgendlichem Leben zu erkennen: keine Feuchtigkeit am Spiegel oder an den Fensterscheiben, kein Geruch nach Seife oder Deodorant. Die Duschwanne war ebenso staubtrocken wie die Badewanne. Trockene Handtücher hingen ordentlich zusammengefaltet über ihren Haltern.
    Ich betrat erneut den Flur und wandte mich nach links, wo die Schlafzimmer lagen. Die nächste Tür rechts führte in Carmens und Jimmys Schlafzimmer, die übernächste in Kellys. Beide standen eine Handbreit offen.
    Ich stieß die erste Tür leicht an und trat gleichzeitig zu Seite, um kein Ziel zu bieten.

    Im Schlafzimmer war es finster, denn nur wenige
    Lichtstrahlen schafften es, durch Spalten zwischen Carmens makellos gefütterten Vorhängen zu schlüpfen.
    Aber ich brauchte nicht zu sehen, dass sie dort drinnen waren: Ich konnte sie riechen.
    Der kupfrige Geruch von Blut. Der süßliche Gestank von Scheiße.
    Mein Herz jagte.
    Scheiße, nein, nicht noch mal …
    Ich hastete zur nächsten Tür weiter. Meine Füße
    konnten die sechs bis sieben Schritte nicht so schnell zurücklegen, wie mein Kopf es von ihnen verlangte, damit ich ihr Zimmer erreichte, bevor der Videofilm abzulaufen begann.
    Ohne zu kontrollieren, ob jemand hinter der Tür
    lauerte, stürmte ich hinein und machte Licht.
    Das Zimmer war leer.
    Ich suchte unterm Bett, durchsuchte den
    Kleiderschrank. Nichts.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße! «, kreischte eine Stimme in meinem Kopf, während ich in Carmens und Jimmys Schlafzimmer zurückrannte. Ich musste sicherstellen, dass sie nicht dort war. Ich knipste die Nachttischlampe an und schlug die Tagesdecke zurück. Die beiden sahen aus, als hätten sie einen Verkehrsunfall gehabt. Jimmy und Carmen wiesen weit mehr Messerstiche und
    Schnittwunden auf, als nötig gewesen war, um sie zu töten. Carmens Augen standen offen: trübe und glanzlos wie die eines Fischs, der zu lange auf der Verkaufstheke gelegen hat. Auf ihrem Gesicht lag ein merkwürdiges kleines Lächeln, das zahnloses Zahnfleisch sehen ließ, und in den tiefen Falten auf ihrem Gesicht, die nicht einmal Lorraine Kelly hatte verschwinden lassen können, war Blut angetrocknet.
    Ich sah unters Bett: nur Hausschuhe. Vielleicht hielt sie sich versteckt? Ich riss die Einbauschränke auf, aber alles war mustergültig ordentlich, nichts war angefasst worden.
    Die Stimme in meinem Kopf kreischte weiter. »Nicht noch mal … Das kann uns unmöglich noch mal
    passieren.«
    Disneyland.
    Ich rannte zur Garage und hatte dabei die gleiche schreckliche Angst wie früher, wenn ich als kleiner Junge von meinem Stiefvater gejagt worden war.
    Ich sperrte mit zitternder Hand auf.
    »Kelly? Kelly?« Ich öffnete die Verbindungstür.
    »Kelly, ich bin’s, Nick!«
    Ich ließ die Messer klirrend auf den Betonboden fallen, bevor ich mich auf den Bauch warf, um unter den Rover zu sehen. Ich machte sogar die Tiefkühltruhe in einer Ecke der Garage auf. Sie war nicht

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