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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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wenn du wieder mal verreisen musst.
    Weißt du noch, wie du mich gefragt hast, was ich denke, und wie dann die Verbindung abgerissen ist und ich nicht mehr antworten konnte? Nun, ich will dir sagen, was ich denke. Mein Vorsatz steht fest: Wenn ich wieder zu Hause bin, reiße ich mich zusammen, mache eine Therapie und gehe wieder in die Schule.

    Meine Augen brannten stark. Ich war anscheinend doch müder, als ich gedacht hatte.

    Ich weiß, dass ich dir oft Vorwürfe gemacht habe, weil du ständig arbeitest, aber jetzt fühle ich mich schrecklich, weil Josh mir den Grund dafür gesagt hat.
    Ich wusste nicht, dass du ihm dauernd Geld gegeben hast und dass meine Besuche bei Dr. Hughes und die Schule so viel kosten. Mir war nie klar, dass du deshalb ständig arbeiten musstest. Aus diesem Grund will ich versuchen, alles auf die Reihe zu bekommen.
    Ich denke, dass ich dich vielleicht öfter sehe, wenn du nicht mehr so viel für mich arbeiten musst.
    Abgemacht? Wir sehen uns, wenn du mit der Arbeit fertig bist.
    Alles Liebe
    Kelly

    P. S. Dieser Brief war das »Zeug«, mit dem ich beschäftigt war, als du angerufen hast.

    Tränen begannen mir übers Gesicht zu laufen. Ich geriet in Panik. Ich wusste nicht genau, welcher Teil des Alptraums diese Panik verursachte, aber ich konnte nichts gegen sie machen. Ich hatte sie nicht unter Kontrolle. Meine Brustschmerzen kamen wieder und
    wurden zu einem schweren Pochen, während ich Kellys Brief immer wieder durchlas.
    Ich zwang mich zum Aufstehen. Ich musste los. Ich wusste nicht genau, welche, aber es gab Dinge, die ich tun musste.
    Ich faltete den Brief wieder zusammen, steckte ihn zu ihrem Reisepass und ging dann in die Küche, um meine beiden Umschläge zu holen. Ich schob sie unter mein Sweatshirt und ging in Kellys Zimmer zurück, um ihre und meine Sachen zum Auto zu tragen.

    49
    Auf meiner raschen Fahrt nach Norden machte ich bei einer Telefonzelle Halt, telefonierte hektisch, aber hoffentlich gelassen klingend mit Dr. Hughes’ Büro und bluffte, indem ich fragte, ob Kelly angerufen habe, um sich zu verabschieden. Vielleicht hatte sie irgendwie fliehen können und es geschafft, die Klinik zu erreichen.
    Vielleicht hatte sie sogar eine Nachricht für mich hinterlassen.
    Die Klinik hatte nichts von ihr gehört.
    Obwohl ich wusste, dass die Kontaktnummer des
    Jasagers jetzt außer Betrieb war, versuchte ich trotzdem, ihn über diese Nummer zu erreichen. Ich hatte richtig vermutet. Ich überlegte, ob ich George anrufen sollte, aber was hätte das genützt? Er wäre an allem beteiligt gewesen, was der Jasager ausheckte, das stand fest. Ich musste dorthin zurück, wo ich hingehörte – in die sichere Wohnung –, und dort wie befohlen warten. Es würde nicht lange dauern, bis der Jasager sich bei mir meldete und mir einen weiteren kleinen Auftrag erteilte, den ich unmöglich ablehnen konnte.
    Während ich am Warwick Square parkte, überlegte
    ich, wie ich es anstellen sollte, den Jasager zu erreichen.
    Ich konnte nicht warten. Ich musste so oder so
    Gewissheit haben. Dann hatte ich eine Idee: Ich würde auf den Panikknopf drücken. Dann würde die Schnelle Eingreiftruppe angerast kommen, und der Jasager würde wenig später aufkreuzen.

    Ein junges Paar ging an mir vorbei – mit Jutetaschen, die von Bambuspflanzen überquollen. Ich überquerte die Fahrbahn, holte den Hausschlüssel aus meiner ledernen Bomberjacke und rannte die Stufen zum Eingang hinauf, als ich hinter mir eine asiatisch klingende Stimme hörte:
    »Hallo? Hallo?«
    Ich drehte mich um. Grau, der dieselben Klamotten wie an den Tagen zuvor trug, war aus dem Nichts
    aufgetaucht und lächelte mir wie einem Kind zu, das sich verlaufen hat. »Beunruhigen Sie sich nicht.« Er hob die Hand. »Ihre Tochter … gehen Sie zum Coffee Shop,
    gehen Sie gleich hin. Gehen Sie, gehen Sie!«
    Das klang fast entschuldigend, als täte ich ihm einen Gefallen, wenn ich diese Aufforderung befolgte. Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle am Genick gepackt und durchgeschüttelt, um mehr zu erfahren, aber das hätte Kelly nichts genützt. »Sie meinen das Starbucks in Farringdon?«
    »Ja, gehen Sie jetzt dorthin.«
    Ich musste Ruhe bewahren. »Sie wissen, wo sie ist?«
    »Er wird Ihnen helfen, gehen Sie gleich hin.« Damit wandte er sich ab und schlenderte davon.
    Ich lief zum Auto.
    Woher konnte der Informant wissen, wo Kelly war?
    Woher wusste er überhaupt, dass sie existierte? War der Informant ein Strohmann des Jasagers? Aber

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