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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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vielleicht fuhr Grau ständig um dieselben zwei Straßenblocks, um mich irrezuführen.
    Der Transit kam erneut zum Stehen, aber diesmal
    wurde die Fahrertür geöffnet, und ich hörte eine Kette klirren, bevor ein Tor knarrend aufging. Der Wagen rollte ein Stück weiter, dann wurde der Motor abgestellt, und das einzige Geräusch blieb das endlose Trommeln des Regens. Ich hatte das Gefühl, wir seien angekommen.
    Die Schiebetür wurde aufgezogen. Wir standen auf
    einem Innenhof. Zwei Schritte vor mir befand sich eine Mauer aus braunen, nassen, schmutzigen Ziegeln, in die eine Tür eingelassen war, die in einen sehr kleinen, schmuddeligen Vorraum führte. Einige Schritte weiter drinnen waren eine weitere Tür und links davon
    Treppenstufen zu sehen.
    »Kommen Sie, bitte, kommen Sie!«, forderte Grau
    mich auf, als sei ich wegen einer Einladung zum Dinner hier. Ich trat auf den kalten, nassen Asphalt. Den Behälter mit Dark Winter hatte ich weiter in der rechten Hand.
    Um mich herum konnte ich nur hohe Ziegelmauern und die Schieferdächer der Nachbarhäuser sehen. Wir waren bestimmt nicht länger als eine halbe Stunde
    herumgefahren, also mussten wir noch in London sein.
    Ich hatte allerdings keine Ahnung, wo. Ich konnte nur hoffen, dass Suzy es wusste.

    59
    Einige wenige Schritte brachten mich in den Vorraum.
    Dort schlugen mir Modergeruch und würzige Kochdüfte entgegen. Die steile und schmale Treppe war mit einem schmuddeligen Läufer bedeckt und führte irgendwo in die Dunkelheit hinauf. Grau, der hinter mir stand, stieß die innere Tür auf. Dahinter lag eine heruntergekommene Restaurantküche. Hier gab es kein direktes Licht, sondern nur den schwachen Schimmer, der durch die Bullaugen in der zweiflügligen Schwingtür am anderen Ende der Küche einfiel. Sehr eigenartig war der zurückgebliebene Kochduft: Hier konnte seit vielen Jahren niemand mehr gekocht haben.
    Grau machte einen Zeigefinger krumm und bedeutete mir, ihm zu folgen. »Kommen Sie, kommen Sie.« Wir gingen zwischen alten Töpfen, Pfannen und allen
    möglichen Küchengeräten hindurch, die noch auf dem Herd und den Arbeitsplatten standen. Die Fliesen unter meinen Füßen fühlten sich eiskalt an.
    Er blieb unmittelbar vor der Schwingtür stehen und wandte sich mir zu. Im ungewissen Dämmerlicht konnte ich praktisch nur seine Augen und den Finger erkennen, den er an die Lippen legte. »Da, sehen Sie.« Er deutete auf das runde Fenster. »Sehen Sie!«
    Ich drückte mir die Nase an der Scheibe platt, während ich weiter den Träger mit den DW-Flaschen umklammert hielt. Die Einrichtung des ehemaligen Restaurants war zum größten Teil entlang der Wände aufgestapelt, aber Kelly saß auf einem Stuhl in der Mitte des Raums. Mit dem Gesicht zur Straße, sodass sie mir den Rücken zukehrte.
    Bewacht wurde sie von Blau, der neben ihr stand. Auf dem herangeschobenen Tisch stand eine kleine Lampe, die sein Gesicht und das Messer in seiner Hand
    beleuchtete. Ich fragte mich, ob es dieselbe Klinge war, die Carmens und Jimmys Leben ein Ende gesetzt hatte.
    Selbst wenn Kelly andersherum gesessen hätte, hätte sie mich nicht sehen können. Sie trug eine Augenbinde, war an Händen und Füßen gefesselt, trug noch immer ihr T-Shirt mit dem Old-Navy-Aufdruck und hatte verfilztes Haar.
    Ich atmete tief durch. Ich wollte ihren Namen rufen, damit sie wusste, dass ich hier war und sie beschützen würde. Aber ich wusste, dass ich Ruhe bewahren musste.
    Sie lebte, und wir waren im selben Gebäude. Das würde vorläufig reichen müssen.
    Grau fing an, an meiner Schulter zu ziehen. »Kommen Sie, kommen Sie!« Seine Stimme klang immer
    aufgeregter. Vielleicht waren wir doch nicht zum Dinner unterwegs; vielleicht gingen wir auf einen
    gottverdammten Rummelplatz.
    Ich folgte ihm durch die Küche zum Fuß der Treppe.
    Diesmal fiel von oben Licht auf die Stufen. Die äußere Tür stand weiter offen und ließ Regen herein. Grau forderte mich auf, die Treppe hinaufzugehen. »Hier hinauf, bitte, hier hinauf.«
    Als ich ungefähr auf halber Höhe angelangt war,
    erschien der Informant auf dem Treppenabsatz über mir.

    Ohne mich irgendwie zur Kenntnis zu nehmen, knipste er das Licht aus und ging in einen langen, schmalen
    Wohnraum zurück. Ich blieb an der Tür stehen. Die roten Samtvorhänge waren zugezogen, aber der Fernseher, der weiter stumm auf BBC News 24 eingestellt war, und die auf dem Gehäuse aufgereihten religiösen
    Ziergegenstände waren unverkennbar. Ein Polaroidfoto

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