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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Auftrag ließ sich abstreiten. Die malaysische Regierung hatte keine Ahnung, wozu wir hier waren, und das lag nicht daran, dass sie nicht vertrauenswürdig gewesen wäre: Malaysia hatte eine starke, stabile Regierung, die den internationalen Terrorismus
    entschlossen bekämpfte. Aber je weniger Leute von unserem Auftrag wussten, desto besser waren unsere Erfolgsaussichten.
    Dies war ein angloamerikanisches Unternehmen, für mich eine Premiere. Vor allem unter den jetzigen
    Umständen machten nicht allzu viele Amerikaner Urlaub in Malaysia, aber ein britisches Paar fiel nicht weiter auf.
    Nach England zurückgeschickt zu werden, war für mich eine Art Zeitreise in die Vergangenheit gewesen, weil wir unsere letzten Anweisungen vom Jasager erhalten hatten
    – von genau dem Mann, vor dem ich in die USA
    geflüchtet war. Das hatte mir keinen besonderen Spaß gemacht, aber ich hatte mich mit dem angenehmen
    Bewusstsein getröstet, dass ich ihm nur für kurze Zeit gehörte, bevor ich nach Amerika zurückkehrte und
    wieder George unterstand.
    Die zweite Premiere war, dass ich noch nie mit einem anderen K zusammengearbeitet hatte. Tatsächlich war dies das erste Mal, dass ich bewusst näher als hundert Meter an einen herangekommen war. Suzy ahnte
    vermutlich nicht, dass ich im Gegensatz zu ihr etwas anderes als ein britischer Agent war – meine falschen Papiere lieferten jedenfalls keinen Hinweis darauf. Wie in meiner Zeit als K hieß ich auch diesmal wieder Nick Snell.
    Am letzten Tag vor unserem Abflug hatte er in der sicheren Wohnung in Pimlico auf dem Sofa gesessen: aufgeputscht wie ein Offizier, der seine Soldaten vor einem Sturmangriff anfeuert.
    Der Jasager redete immer gern über Dinge, die er in Berichten gelesen hatte, und vergaß dabei, dass Leute wie Suzy und ich diese Informationen überhaupt erst
    beschafft hatten. »Glaubt bloß den Hype nicht, ihr beiden«, hatte er gesagt. »Der ist für die dort draußen.«
    Er zeigte aus dem Fenster. »Die Leute müssen glauben, dass wir gegen die Unwissenden, die Armen und die Entrechteten kämpfen – aber das tun wir nicht. Noch ist der Gegner verrückt, feige, apathisch oder asozial.
    Würden irgendwelche Terrorgruppen ein so schlecht angepasstes Leben auf niedrigem Niveau führen, wären sie nie im Stande, effektive und verlässliche Killer heranzubilden, die sogar bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern.«
    »Nein, Sir.«
    Suzy nannte ihn immer »Sir«.
    Ich vermied es, ihn irgendwas zu nennen – nur damit mir nicht versehentlich Wörter wie »Arschloch« oder
    »Hundesohn« herausrutschten.
    Rings um uns herum begannen Handys wie in einer
    digitalen Version des »Hallelujah Chorus« zu klingeln und zu piepsen. Ihre Besitzer standen auf und gingen davon, ohne nachzusehen, wer angerufen hatte. Sie wussten, dass es Allah gewesen war.
    Das wusste auch Suzy. »Jetzt dauert’s nicht mehr
    lange.«
    Malaysische Handys konnten täglich fünfmal klingeln, um ihren Besitzer ans Gebet zu erinnern, und besaßen einen Kiblatfinder, der Gläubigen die Richtung nach Mekka wies, falls sie in einem Einkaufszentrum
    feststeckten und keine Moschee erreichen konnten.
    Suzy las weiter über Darmsanierung, rauchte und trank Orangensaft, ohne von dem Führer aufzusehen, während ich ein Paar beobachtete, das vor der ausgehängten Speisekarte des Restaurants Palace stehen blieb, und dann zuhörte, als ein aufgeregter Kellner herausschoss und die beiden unters Wellblechdach zu locken versuchte. Er musste schreien, um den Keyboarder zu übertönen, der jetzt von einem Girl aus Ipanema sang.
    Drüben in der Moschee brauchten sie keinen

    Rekommandeur. Autos und Motorroller fuhren in
    stetigem Strom vor, und noch viel mehr Gläubige kamen zu Fuß. Ich ließ meinen Blick nach links zu einem Schuppen wandern, vor dem eine blaue Plastikplane als Sonnensegel über ein Baugerüst gespannt war. Umgeben war er von zahllosen Motorrädern und -rollern, die sich in unterschiedlichsten Reparaturstadien befanden oder ausgeschlachtet wurden.
    Am meisten interessierte mich jedoch der Eingang
    links neben der Werkstatt. Über ihm war eine
    Neonreklame in chinesischer Schrift angebracht. Ich hatte keine Ahnung, wofür sie warb, aber sie beleuchtete den Eingang sehr schön.
    Fünf Minuten vergingen, bevor meine Zielperson
    auftauchte. Zu einer grauen Jogginghose und
    Badelatschen trug er ein sauberes weißes Hemd. Er wandte sich nach links und ging auf dem rissigen, schmutzigen Gehsteig an der Werkstatt

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