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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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mich in Bewegung. Meine Schulter streifte die Wand, während ich mit schussbereiter Waffe langsam die Treppe hinaufstieg, bis der von oben einfallende schwache Lichtschein mich einhüllte.
    Sowie mein Kopf sich auf Höhe des Treppenabsatzes im ersten Stock befand, konnte ich die Lichtquelle sehen: ein mit einer dicken Schmutzschicht bedecktes, fast zwei Meter hohes Fenster zur Straße hinaus.
    Regen prasselte an die Scheiben, übertönte den Verkehrslärm und würde hoffentlich auch unsere Bewegungsgeräusche tarnen. Ich erinnerte mich daran, dass die Wohnungsfenster über der Costcutter-Filiale sich auf genau gleicher Höhe befunden hatten, aber hinter ihren schmuddeligen Gardinen war kein Lebenszeichen zu erkennen gewesen.
    Ich war eben dabei, den nächsten Schritt zu machen, als ich über mir ein Geräusch - ein leises Knacken, ein Kratzen oder Scharren - hörte.
    Ich erstarrte, ließ den Mund offen, hielt den Atem an.
    Unter uns donnerte ein Lastwagen vorbei.
    Hatte dort nur ein Balken geknackt? War es bloß eine Ratte gewesen? Vielleicht.
    Ich setzte den Fuß auf, um sicher zu stehen, begann wieder zu atmen und schluckte einen Mund voll Speichel hinunter. Dann wartete ich gespannt horchend, ob das Geräusch sich wiederholen würde.
    Sechs, vielleicht sieben Minuten verstrichen. Meine Muskeln waren kurz davor, sich zu verkrampfen. Unter mir fuhren ab und zu Autos vorbei, und im Hauseingang nebenan hatten zwei Penner eine kurze Auseinandersetzung. Dann wurde der Regen wieder stärker und prasselte erneut gegen die Scheiben.
    Ich sah zu Suzy hinunter, die weiter mit schussbereit erhobener Waffe auf dem ersten Treppenabsatz stand. Ob sie etwas gehört hatte oder nicht, spielte keine Rolle. Sie würde wissen, dass irgendwas nicht in Ordnung war, weil ich mich nicht bewegte. Sie würde nur darauf reagieren, was ich tat.
    Ich ließ mir noch eine halbe Minute Zeit, dann setzte ich mich wieder in Bewegung: Waffe im Anschlag, Ausziehstütze an der Schulter, Daumen am
    Sicherungshebel, um zu prüfen, ob die MP5 auf Einzelfeuer eingestellt war. Ich blieb an der linken Wand, bis ich den Treppenabsatz erreichte, und drückte mich dort in die linke Ecke, um möglichst weit von dem Fenster entfernt zu sein. Schemenhafte Tropfen aus Licht und Schatten schienen über den Holzboden vor mir zu huschen, als Regenwasser über die schmutzigen Scheiben herablief. Vor mir, am Fenster und an der Treppe vorbei, die in Gegenrichtung weiterführte, befand sich eine Tür: eine furnierte Wohnungstür aus hellem Limbaholz mit billiger Drückergarnitur links.
    Suzy begann nachzukommen, während ich mich bemühte, mehr Sauerstoff durch den Filtereinsatz einzusaugen. Sie machte auf einer der letzten Stufen Halt, blieb an die rechte Wand gelehnt stehen und wartete ab, was ich tun würde.
    Ich bewegte mich seitlich, blieb an die Wand gepresst und hielt meine MP5 schussbereit. Das durchs Fenster einfallende Licht reichte eben aus, um das untere Drittel der nächsten Treppe schwach zu erhellen. Ich blieb mit dem Fensterrahmen an der linken Schulter stehen und konnte jetzt die Straße bis zur weiterhin geschlossenen Polizeistation überblicken. Unter uns rumpelte ein Lastwagen vorbei. Suzy duckte sich tief und huschte durch mein Schussfeld, um ihre Position an der Tür einzunehmen. Scheiß auf das Fenster, ich musste einfach daran vorbei. Ich schloss zu Suzy auf und machte mich bereit, durch die Tür einzudringen: rechter Daumen am Sicherungshebel, der auf Einzelfeuer gestellt war, linke Hand am dicken Schalldämpfer meiner Waffe, rechter
    Zeigefinger am ersten Druckpunkt des Abzugs.
    Als ich nickte, schloss Suzys Hand sich um die Türklinke und drückte sie nach unten. Die Tür öffnete sich mit kaum wahrnehmbarem Quietschen. Meine Augen sahen Licht - erst von dem Fenster auf einer Seite des Schiffsbugs, dann von dem anderen. Ich trat tief geduckt über die Schwelle, wich sofort nach links aus, suchte den Raum mit einem Schwenk meiner Waffe ab und machte die Tür für Suzy frei, die nur einen Schritt hinter mir war.
    Nach drei raschen Schritten machte ich Halt, lehnte mich in die Waffe. Ich konnte den gesamten Schiffsbug überblicken. Im Gegensatz zum Erdgeschoss war dieses Stockwerk nicht unterteilt, sondern bestand aus einem einzigen großen Raum. An einem der Fenster stand ein alter Stahlschreibtisch zwischen umgeworfenen Plastikstühlen. Mitten im Raum lag eine defekte alte Satellitenschüssel, ein altmodisches Ding mit eineinhalb Metern

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