Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Boden, während sie die MP5 an die Schulter hob. Als ich sah, dass ihre behandschuhte Linke nach der Klinke griff, schaltete ich die Stablampe aus.
Von der Straße drang Gelächter herein. Ich drückte den Sicherungshebel herab und hörte das erste Klicken, das Einzelfeuer signalisierte. Dann trat ich langsam von der Wand weg und tastete mich vorwärts, bis ich Suzy berührte. Ich tippte auf etwas, das ein Arm sein musste, bevor ich wieder meine Waffe umfasste.
Ich hörte die Türklinke leise knarren. Mit
eingezogener Schul terstütze, offenen Augen, eingeschaltetem Visier und dorthin zielend, wo die Tür aufgehen würde, trat ich vor. Sobald sie sich eine Handbreit geöffnet hatte, fiel trübes Straßenlicht durch leere Lüfteröffnungen dicht unter der hohen Decke. Ich trat nach links von der Tür weg, hielt weiter beide Augen offen und erstarrte. Ich stand mit leicht gebeugten Knien da, lehnte mich in die Waffe, machte sie zu einem Teil meines Ichs, während Suzy an mir vorbei nach rechts ging.
Wir waren beide durch die Tür, standen beide in Jim’s Burger Shop. Licht von der Pentonville Road fiel durch einen fünfzehn Zentimeter breiten Spalt oberhalb der Spanplatten, mit denen die MTC-Fenster verschalt waren. Rechts von uns stand eine weitere Tür halb offen. Suzy ging darauf zu, bewegte sich so flink, wie der viele Schutt auf dem Fußboden es zuließ. Ich folgte ihr, als sie Stellung neben den Türangeln bezog und mit erhobener MP5 darauf wartete, dass ich ihr Feuerschutz gab.
Ich blieb dicht hinter ihr, als sie einen Schritt nach nebenan machte, und mein Daumen kontrollierte dabei ständig, dass ich Einzelfeuer eingestellt hatte.
Das MTC war klein und enthielt nur noch eine Ladentheke und ein paar Regale. Von jenseits der Spanplattenbarriere waren laute Stimmen zu hören, weil drei Clubgänger sich mit einem Minicabfahrer stritten. Ich sah die Szene vor mir: Ein Mann lehnte an der Tür zur Hausnummer 297 und erklärte dem Fahrer, er könne sich seine Tour hinten reinstecken, denn fünfundzwanzig Pfund seien für eine Fahrt nach Herne Hill viel zu viel. Die Tür war oben und unten mit je einem Riegel
gesichert.
Ich drehte mich nach Jim’s um, ließ die MP5 an der Schulter und bahnte mir vorsichtig einen Weg durch den Scheiß auf dem Boden. Da meine Nachtsichtfähigkeit einzusetzen begann, konnte ich unter der Tür, durch die wir ins Gebäude gelangt waren, einen ganz schmalen Lichtstreifen erkennen. Draußen fuhren ein paar Autos vorbei.
Suzy überwachte die Treppe, während ich ein paar Gerüstklemmen aus meinen Jackentaschen holte. Drei davon verkeilte ich möglichst lautlos zwischen Tür und Rahmen. Damit wollte ich mich nicht allzu lange aufhalten: Ich brachte eine Klemme im oberen und eine im unteren Türdrittel an; die dritte rammte ich unter die Tür. Damit war es unmöglich, diese Tür schnell zu öffnen.
Wir nahmen unsere Bereitschaftstaschen und gingen zurück in Jim’s Burger Shop. Suzy streifte wieder den Vlieshandschuh über, um die Tür hinter uns zu schließen. Das ehemalige Lokal war so schmuddelig und mit einem Fettfilm überzogen, dass ich ihn fast schmecken konnte.
Ein Rettungsfahrzeug raste am MTC vorbei die Pentonville Road hinunter, sodass sein blaues Blinklicht von der Decke des Nebenraums zurückgeworfen wurde. Ich ging hinüber, um die Tür der Hausnummer 297 mit den restlichen Gerüstklemmen zu blockieren, während Suzy anfing, ihren ABC-Schutzanzug anzulegen.
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Ich folgte Suzys Beispiel und schlüpfte in den ABC- Schutzanzug. Meine MP5 lag nie weiter als eine Armlänge von mir entfernt auf der linken Seite, damit ich mich nur zu bücken, den Pistolengriff zu erfassen und den Sicherungshebel mit dem Daumen umzulegen brauchte. Mein Blick blieb ständig auf die geschlossene Tür zum Korridor gerichtet.
Bald war ich so weit, dass ich nur noch die Schutzmaske aufsetzen musste. Die Browning kam in die Brusttasche meiner Jacke, dann kontrollierte ich die MP5-Reservemagazine in den Kartentaschen meiner Hose und überzeugte mich davon, dass sie mit dem Boden nach oben und der konkaven Magazinseite nach hinten in den Taschen steckten. Musste ich das Magazin wechseln, brauchte ich nur hineinzugreifen und eines herauszuziehen, das dann richtig herum in meiner Hand lag und sofort angesetzt werden konnte. Zumindest war das die Theorie. In Wirklichkeit würden die Magazine in den großen Taschen herumfliegen und sich verdrehen, aber mir gefiel die Vorstellung, dass sie sich
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