Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
wenigstens anfangs in richtiger Position befanden.
Mein Denken verengte sich weiter, als ich mich zum letzten Mal davon überzeugte, dass das Magazin fest an der Waffe saß und der Sicherungshebel sich leicht in die Stellung für kurze Feuerstöße bringen ließ. Während Suzy sich bückte, um die Bänder ihrer Überschuhe zu binden, kontrollierte ich die ausgezogene Schulterstütze, um mich zu vergewissern, dass die beiden Stangen weiterhin eingerastet waren. Die Gelenke der Schulterstütze hatten etwas Spiel, aber diese Dinger waren nie so stabil wie ein fester Kolben.
Ich wäre lieber von Kopf bis Fuß in einen schussfesten Kevlarpanzer gehüllt gewesen, aber davon abgesehen war ich bereit. Noch eine letzte Kontrolle mit dem Daumen, ob meine MP5 gesichert war, dann setzte ich mich mit der ABC-Schutzmaske in der linken Hand in Bewegung und hob vorsichtig die Füße, während ich mich wieder an die großen Gummiüberschuhe zu gewöhnen versuchte.
Draußen vor Jim’s Burger waren klappernde hohe Absätze und lachende Stimmen zu hören, als ich die Tür erreichte. Ich trat nach rechts, wo die Klinke war, bevor ich auf die Knie sank, um meine MP5 auf den Fußboden zu legen. Ich überzeugte mich davon, dass das Ventil der ABC-Schutzmaske geschlossen war, strich mir das Haar aus der Stirn und setzte die Maske auf, wobei ich kontrollierte, dass sie dicht anlag und der Filtereinsatz fest angeschraubt war.
Ich machte langsame, tiefe Atemzüge, um meinen Körper mit Sauerstoff anzureichern, und hatte den starken Geruch von neuem Gummi in der Nase. Dann stand ich auf. Mit dem Pistolengriff in der rechten Hand, der Stahlstütze an der Schulter, dem Zeigefinger ausgestreckt am Abzugbügel und dem Daumen am Sicherungshebel, um ihn blitzschnell umlegen zu können, kontrollierte ich die Blickfelddarstellung des schwach leuchtenden Visiers.
Suzy rückte die Schulterstütze ihrer MP5 zurecht, sodass die Bodenplatte zwischen Schlüsselbeingrube und Schultergelenk anlag, und blieb dann auf der anderen Seite der Tür an die Wand gepresst stehen. Ich beugte mich nach vorn, um das rechte Ohr ans Türblatt zu legen. Aber außer dem Platschen, mit dem Autos durch Pfützen auf der Gray’s Inn Road fuhren, war nichts zu hören. Ich richtete mich erneut in Schussposition auf, stand mit schulterbreit gespreizten Beinen da, beugte mich mit leicht angewinkeltem linkem Bein nach vorn und machte die Waffe wieder zu einem Teil meiner selbst. Suzy griff an mir vorbei nach der Klinke. Als ich nickte, drückte sie die Türklinke herab.
Die Tür öffnete sich kaum hörbar knarrend: fünf Zentimeter, zehn Zentimeter, zwei Handbreit. Ich konnte nichts als Dunkelheit sehen. Als der Spalt ungefähr einen halben Meter breit war, setzte ich meinen linken Fuß sehr langsam über die Schwelle und auf den Boden des Korridors dahinter. Ich spürte, dass mein Überschuh auf einem kleinen Brocken des abfallenden Verputzes stand, und bewegte ihn etwas zur Seite, bis ich sicher stehen konnte. Nun erst folgte der rechte Fuß, mit dem ich ebenfalls nach einem Stück glattem Betonboden tastete. Rechts von mir hatte ich den schmalen Lichtstreifen unter der Tür, durch die wir hereingekommen waren. Gleichzeitig hörte ich, wie draußen zwei weitere Autos durch ein mit Regenwasser gefülltes Schlagloch platschten.
Während ich Luft durch den Filtereinsatz einsaugte, ging ich auf die Treppe zu, die fünf bis sechs Schritte links neben mir in den ersten Stock hinaufführte. Ich hielt beide Augen offen und zielte mit der MP5 in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach oben in die Dunkelheit.
Ich erreichte den Fuß der Treppe und starrte ins Dunkel hinauf. Meine Lunge strengte sich an, um genug Luft zu bekommen.
Ich konnte das leise Rascheln von Suzys ABC- Schutzanzug hören und sah mich nach ihr um. Sie stand auf der Schwelle, hatte die Waffe erhoben und zielte in die Dunkelheit über mir. Bei diesem taktischen Sprung vorwärts stellte sie gewissermaßen meinen auf der Erde bleibenden Fuß dar. Während ich mich darauf konzentrierte, die Treppe möglichst rasch und lautlos zu überwinden, würde sie die Stellung halten. Machte ich dann Halt, würde sie zu mir heraufkommen. Falls es ein Drama gab, würde sie Schwierigkeiten haben, das Feuer zu erwidern, ohne mich zu treffen, und je höher ich hinaufkam, desto mehr würde ich in ihr Visier geraten. Sollte es zu einer Schießerei kommen, würde ich mich fallen lassen, rückwärts die Stufen hinunterrutschen und es
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