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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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gerade …«
    Mit einem Wink auf die Wasserspeierin unterbrach ihn Shannon. »Wer weiß noch davon?«
    »Niemand. Ich war ganz allein im Magazin und habe Bücher einsortiert, wollte die Wasserspeierin nur kurz bearbeiten.«
    Shannon stöhnte und blickte dann in Nicodemus’ Richtung. »Sie hätte sich nicht von dir berühren lassen sollen. Womit hast du sie bestochen?«
    Nicodemus war es, als würde er durch dichtes Schilf atmen. »Einem Viertelzentner mehr Gewicht und zweifacher Kognition.«
    Der Zaubermeister hockte sich neben die Wasserspeierin. »Sie besitzt doch schon zweifache Kognition.«
    »Aber das ist ganz unmöglich. Ich habe noch überhaupt keinen Modifikationszauber verwendet.«
    »Sieh nur da.« Shannon wies mit dem Finger darauf.
    Nicodemus stellte sich neben ihn, doch anders als sein kundiger Lehrmeister sah er nur eine steinerne Affenstirn.
    »Hier und da sind ein paar Sicherungen durchgebrannt, aber sonst …«, murmelte Shannon vor sich hin. Nur mit den Muskeln der rechten Hand erzeugte der große Zauberer einen winzigen Strom goldener Sätze. Ehe Nicodemus sich versah, hatte der Zauberer den Schädel der Wasserspeierin geöffnet und fing an, ihre Basiszauber umzuwandeln.
    Nicodemus schürzte die Lippen. »Sie hat aber behauptet, sie hätte bloß einfache Kognition und sei abkommandiert, Bücher einzusortieren. Dafür nehmen die Bibliothekare doch nur einfache Wasserspeier.«
    Shannon nahm nun auch die linke Hand zu Hilfe, um die Numinuspassagen zu bearbeiten. »Wie lange hast du sie denn berührt?«
    »Nur ganz kurz«, beteuerte Nicodemus. Gerade wollte er noch etwas hinzufügen, da schloss Shannon schon den Kopf des Affenweibchens wieder und zog ihr das Numinusgitter wie ein Tischtuch vom Kopf.
    Die Wasserspeierin sank auf alle viere und blickte verwundert zu Shannon auf. Ihre steinernen Augen betrachteten ihn forschend. »Ich könnte jetzt einen Namen bekommen«, sagte sie mit lebhaft kindlicher Stimme.
    Shannon nickte und seine weißen Filzlocken wippten auf und ab. »Aber ich würde nicht jetzt gleich einen aussuchen. Gewöhn dich erst einmal an deine neuen Gedanken.«
    Sie lächelte verträumt.
    Shannon erhob sich und sah Nicodemus an. »Worin hattest du sie eingewickelt?«
    »In einen Wandteppich«, sagte Nicodemus matt. »Aus dem Magazin.«
    Seufzend wandte sich Shannon wieder der Wasserspeierin zu. »Bitte häng den Wandteppich zurück und ordne die übrigen Bücher ein. Den Rest der Nacht kannst du darauf verwenden, dir einen Namen für dich auszudenken.«
    Eifrig nickend schnappte sich die aufgefrischte Wasserspeierin den Teppich und hüpfte zur Tür hinaus.
    »Magister, ich …« Unter dem Blick seines Lehrmeisters brach Nicodemus ab.
    Der alte Mann trug das wallende schwarze Gewand eines großen Zauberers. Selbst im trüben Mondlicht noch stach das weiße Futter seiner Kapuze hervor, das ihn als Linguist auswies. Silberne und goldene Knöpfe entlang seiner Ärmel bezeugten, dass er Numinus und Magnus fließend beherrschte.
    Shannon hielt den Blick leicht abgewandt, doch als er sprach, hatte Nicodemus das Gefühl, als blickten die blinden Augen des alten Mannes direkt in seine Seele.
    »Ich muss mich über dich wundern, mein Junge. Als jüngerer Zauberschreiber habe ich auch das eine oder andere Geschöpf bestochen, ich habe mir sogar hitzige Gefechte mit ehrgeizigen Texten geliefert. Aber deine Schreibschwäche ist für uns beide eine zusätzliche Bürde. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass du dir eine Zauberreife zweiten Grades verdienst, doch wenn einer der anderen Zauberer die verunstaltete Wasserspeierin gesehen hätte … nun, dann hättest du deine Hoffnungen auf eine Zauberreife für alle Zeit begraben können, und für die anderen Kakographen wäre das Leben noch schwerer geworden.«
    »Ja, Magister.«
    Shannon seufzte. »Ich werde mich weiterhin für dich einsetzen, aber dann musst du mir auch versprechen, dass du nicht noch einmal so … leichtsinnig sein wirst.«
    Verlegen sah Nicodemus auf seine Stiefel. »Es wird nicht noch einmal vorkommen, Magister.«
    Der alte Mann begab sich zurück zu seinem Schreibtisch. »Und warum in des Schöpfers Namen hast du die Wasserspeierin überhaupt angefasst?«
    »Ich wollte es ja gar nicht. Ich habe sie mit Text gefüttert, als auf einmal ein lauter Schlag ertönte. Dann hat es sich angehört, als würde jemand übers Dach laufen. Und da habe ich sie aus Versehen berührt.«
    Shannon blieb stehen. »Wann war das?«
    »Vor etwa einer

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