Nie genug (German Edition)
Auch wenn er mir immer wieder Blicke zuwirft und mich anlächelt, ist er doch völlig konzentriert. Er hat mir einen großen Ledersessel in die Ecke seines Tattooraum gestellt, damit ich dort arbeiten kann. Zwischen jedem Kunden fragt er mich, ob er mir etwas bringen soll, lässt mich aber ansonsten in Ruhe. Es überrascht mich, wie gut ich bei dem Summen der Tätowiernadeln und der lauten Musik schreiben kann.
Sam hat gerade einen Kunden abgefertigt und seinen Arbeitsplatz gereinigt, als er sich zu meinen Füßen hinsetzt. Er legt die Wange auf mein Knie und wartet geduldig, bis ich ihm meine Aufmerksamkeit schenke. Ich schreibe noch die letzten Sätze für ein Kapitel fertig und klappe dann den Laptop zu. Zärtlich streiche ich durch seine krausen Haare, die schon ein ganzes Stück gewachsen sind, seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.
„Brauchst du etwas?“, frage ich.
„Dich.“
„Ich bin hier.“
Sam schließt die Augen und lässt sich von mir den Kopf kraulen.
„Das ist gut“, schnurrt er. „Kannst du mir die Haare schneiden?“ Sein heißer Atem wärmt mein Bein und wandert direkt in meinen Schoß.
„Jetzt?“
„Nein, Emma. Heute Abend. Bei mir.“
„Ich bin keine Friseurin, Sam.“
„Musst du auch nicht sein. Ich will sie nur runter haben. Du wirst doch mit einem Langhaarschneider umgehen können. Fünf Millimeter für den Winter, dann halten die Mützen besser. Ich hasse es nur, wenn ich das selber machen muss. Dann bleiben meistens kleine Büschel irgendwo stehen, auf die mich natürlich niemand aufmerksam macht.“
„Armer Sammy.“ Ich küsse sein Ohrläppchen. „Du hattest mich einmal in deinem Bett, und schon werde ich für die häuslichen Dinge ran gezogen.“
Sam setzt sich auf die Knie und schiebt sich zwischen meine Oberschenkel.
„Einer anderen Person die Haare zu schneiden, kann sehr erotisch sein.“ Er küsst meinen Hals. „Außerdem hatte ich dich schon öfter im Bett, falls du dich erinnerst.“
„Das meinte ich nicht“, sage ich heiser. „Und außerdem mag ich deine Haare. Besonders wenn ich etwas zum Festhalten brauche.“ Ich schiebe meine Hände unter sein Shirt und fühle, wie er die Rückenmuskulatur anspannt. Sam leckt vorsichtig über meinen Puls.
Leider entscheidet sich Markus, in genau diesem Moment reinzukommen.
„Okay, Leute. Ich sag das nur einmal. Macht, was ihr wollt, aber sobald entblößte Geschlechtsteile involviert sind, schließt bitte die Tür ab. Ich habe einmal Sams Schwanz in seiner ganzen Pracht gesehen und ich muss das nicht noch mal haben. Ich hab jetzt noch Komplexe.“
Sam vergräbt lachend den Kopf in meinem Schoß, aber ich finde das eigentlich gar nicht so lustig. Ich will überhaupt nicht wissen, ob Markus ihn mal mit einer Frau überrascht hat.
„Sorry, Süßer. Aber was kann ich dafür, wenn du am frühen Morgen ins Gästezimmer stolperst. Du weißt doch, dass ich nackt schlafe. Du kannst einen Mann nicht für seine Morgenlatte beschimpfen.“ Sam klimpert aufreizend mit den Wimpern in Markus Richtung. Der schüttelt sich angeekelt.
Erleichtert atme ich aus und bin froh, nichts gesagt zu haben.
„Nadine scheint mehr als zufrieden, also nur kein Neid“, sage ich. Sam sieht verwundert zu mir hoch und auch Markus starrt mich an.
„Was?“, frage ich. „Wir haben nicht über eure Schwanzgrößen gesprochen. Dass Nadine überaus zufrieden mit dir ist, konnte ich in meiner ersten Nacht in eurer Wohnung hören.“
„Oh“, ist alles, was Markus dazu sagt.
„Übrigens, dein nächster Termin ist da“, wendet er sich an Sam.
„Nina?“, fragt er und steht vom Boden auf.
„Genau die. Eric ist auch dabei.“
„Cool. Den hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich komme gleich. Muss nur eben die Matrize raussuchen.“
Markus geht wieder und Sam holt einen Ordner vom Regal, in dem er blättert.
„Soll ich raus gehen?“, frage ich leise. Ich will ihm nicht im Weg stehen.
„Unsinn, Emma. Außer Nina hat etwas dagegen, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann. Eric ist ein guter Freund. Die beiden sind total unkompliziert und ich würde dich gerne vorstellen.“
„Als was?“ Ich kann es nicht abstellen.
„Als meine Freundin, du dumme Nuss. Hatten wir das nicht schon längst geklärt?“
„Doch, das hatten wir.“
Sam schmeißt den Ordner auf den Tisch und kommt zu mir. Er zieht mich vom Sessel hoch und drückt mich an sich.
„Ich wünschte, du würdest nicht so sehr an dir zweifeln, Emma. Du bist
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