Nie wieder Ferienhaus
würden sicher draufpassen, aber die beiden Sturköpfe wollten auf keinen Fall auf so einem Hocker Platz nehmen.
Sie werden sagen, das ist doch kein Problem, da setzt man sich als Erziehungsberechtigter eben durch, und dann sitzen die halt auf den Hockern. Basta und fertig!
Schon, aber ich kannte meine Schwiegereltern zu gut. Wenn die Kinder anfingen zu nölen, dann würdees bestimmt heißen: »Dann bleibt ihr ruhig auf dem Sessel sitzen, Oma und Opa nehmen die Hocker.« Klasse! Und kaum fünf Monate später säßen wir dann wieder alle zusammen, und zwar an unserem Esstisch am Heiligen Abend. Und irgendwann würde der Satz fallen: »Wisst ihr noch, der Urlaub, als wir im Zelt schlafen mussten und auf den kleinen Hockern sitzen?«
Nein, ich nahm mir den Hocker, Anne nahm sich auch einen Hocker, und ich versuchte die Druckstellen von den Hockerstangen durch häufigeres Umsetzen gleichmäßig auf den Hintern zu verteilen. Plötzlich fand Tristan es ungerecht, dass wir auf den Hockern sitzen durften und er nicht!
Ich hätte vielleicht drüber nachdenken können, ob ich dieses Verhaltensschema im Allgemeinen für meine weiteren Erziehungsversuche nutzen könnte, aber ich wollte nicht nachdenken; ich hatte Urlaub. Ich saß auf dem großen Campingstuhl und fragte mich zum wiederholten Mal, ob mir so ein weiches Brötchen zu Hause genauso gut schmecken würde wie hier. Man könnte vielleicht einen Sack voll mit nach Hause nehmen.
Nur hatten alle bisherigen Versuche, zum Beispiel den Urlaubslieblingswein nach Hause zu importieren, immer mit Wegkippen desselben geendet.
Es war komisch, aber mittlerweile schmeckte selbst mir zum Frühstück ein Milchbrötchen mit Schokoladenstreuseln. Ich war wirklich froh, dass ich nicht der einzige männliche Erwachsene war, dem es so ging.
Walter verputzte seines auch mit sichtlichem Vergnügen.»Lasst uns heute nach Domburg fahren. Ich muss einen Matjes essen und in dem großen alten Strandhotel einen Kaffee trinken!« Man sah ihm an, dass er dieses Hotel noch mit einigen sehr angenehmen Erinnerungen verband.
Zum Glück rissen die Wolken am Vormittag wieder auf, es wurde erneut ein sehr schöner, sonniger Tag. Mein Bedarf an Regenspaziergängen am Strand war auch bis nächstes Jahr Ostern gedeckt.
In Domburg tobt das Leben. Wie soll man es am besten beschreiben? Das Marbella Südhollands? Einige Roben der durch die schmucke Einkaufsstraße flanierenden Damen lassen darauf schließen. Aber es wäre ungerecht. Domburg ist ein wirklich schönes Städtchen. Es gibt eine Haupteinkaufsstraße, die an Markttagen zur Fußgängerzone wird. Genau am Anfang dieser Straße verkauft man immer noch den besten Matjes weit und breit, die Häuser sind allesamt schön anzuschauen, und im Verdi gibt es die Pizzas in so unterschiedlichen Größen, dass selbst eine Familie wie unsere für jedes Mitglied die passende findet. Und in Domburg kann man shoppen gehen (der Sport-Shop hatte sogar Sweatshirts in meiner Größe).
Also: Jede Meckerei wäre ungerecht. Aber es gibt vielleicht einfach die eine Terrasse und das eine Straßencafé zu viel, um sich richtig wohl zu fühlen.
Um an das alte Strandhotel zu kommen, musste man Domburgs »Ramblas« in der Mitte verlassen und rechts in Richtung Deich abbiegen. Walter kannte den Weg noch auswendig.
Es war fast ein bisschen unwirklich. Eben nochgingen wir durch kleine, blitzsaubere Gassen mit gepflegten kleinen Gärtchen, und bald standen wir vor einem riesigen Haus aus Steinen und weißem Holz, dem man ansah, dass das mal ein Grandhotel erster Güte gewesen sein musste. Man sah ihm aber auch an, dass das schon einige Zeit her war.
Nun war der Parkplatz vor dem Hotel zwar immer noch rappelvoll, aber nicht von den Autos der Hotelgäste. Der Parkplatz wurde benutzt, um Strandbesuchern einen Euro dreißig pro Stunde abknöpfen zu können.
Die Türen standen offen. Wir gingen hinein. Vorbei an großflächigen Bildern, die jemand gemalt hatte, der eigentlich nicht malen konnte. War das eine Ausstellung? An der ehemaligen Rezeption stand ein alter Mann, der die Tickets für den Parkplatz verkaufte. In dem alten Frühstücksraum mit Blick auf das Meer war eine Art Supermarkt untergebracht, wo man Getränke und Schwimmtiere erwerben konnte, draußen standen noch ein paar Tische und Stühle, und Pommes frites und Frikandel speciaal und ein Bier würde man hier sicher auch noch irgendwo bekommen können.
Wir gingen durch den Supermarkt zum Deich und ein paar
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