Nie zuvor so geliebt
mir die Hölle heiß machen, wenn ich mit dir irgendwohin verschwände.”
„Das ließe sich umgehen.”
Sie blickte ihn mit zweifelnder Miene an.
„Ich habe einen Vorschlag, der einige deiner Probleme lösen könnte.”
„Du meinst, eine Anzeige in die Zeitung setzen? Daran habe ich auch schon gedacht, aber es ist zu spät. Die Ausgabe von dieser Woche erscheint schon morgen früh.”
„Nein, ich schlage vor, dass du die Hochzeit durchziehst.”
„Wovon, in aller Welt, redest du denn da? Ich kann keine Hochzeit abhalten ohne Bräutigam.”
„Ich weiß. Deshalb biete ich mich an.”
Mit einem ungläubigen Kopf schütteln stand sie auf und blickte zu ihm hinab. „Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!”
Chris erhob sich langsam. Als er ihr gegenüberstand, begegnete er ihrem verblüfften Blick.
Er ließ sie sehen, was er empfand, bevor er erwiderte: „Es ist mir sehr ernst, Maribeth.”
Maribeth wusste, dass sie nie wieder einen so ereignisreichen Tag erleben würde, selbst wenn sie hundert Jahre alt wurde. „Warum?” wollte sie so schroff wissen, dass es beinahe beleidigend klang.
„Ich habe meine Gründe, die jedoch alle unwichtig sind, wenn du die Vorstellung als abscheulich empfindest.”
Abscheu? Viele Gefühle kamen in Frage, aber Abscheu zählte nicht dazu.
Chris heiraten? In dieser Hinsicht hatte sie nie an ihn gedacht. Obwohl sie ihn bezüglich der Frauen in seinem Leben geneckt hatte, wirkte er auf sie viel zu sehr wie ein Einzelgänger, als dass sie sich ihn als Ehemann hätte vorstellen können.
Er machte sie auf eine Weise nervös, die sie nicht richtig beschreiben konnte. Wie mochte es sein, mit ihm verheiratet zu sein? Mit ihm zu leben? Mit ihm ein Bett zu teilen? Mit ihm zu schlafen …
Auf alle Fälle war es ihm gelungen, sie von der schlechten Nachricht abzulenken, die er ihr überbracht hatte. Sie war so beschäftigt mit seinem Antrag, dass sie vorübergehend vergessen hatte, dass alle ihre Verwandten und Nachbarn in drei Tagen zu ihrer Hochzeit erscheinen würden, wenn sie ihnen nicht erklärte, was geschehen war.
Chris wünschte, er könnte ihre Gedanken erraten. Ihr ausdrucksvolles Gesicht enthüllte eine verwirrende Vielzahl an Empfindungen, von denen er keine einzige deuten konnte.
„Das klingt überhaupt nicht nach dir, Chris”, sagte sie schließlich. „Du bist kein impulsiver Typ. Warum schlägst du also etwas so Ungewöhnliches vor?”
Er nahm ihre Hand in seine und streichelte mit der anderen ihre Finger. „Was ist daran so ungewöhnlich? Denk doch mal nach. Du willst seit geraumer Zeit heiraten. Du kannst es immer noch tun. Du kennst mich fast so lange wie Bobby, also sind wir uns nicht fremd. Du hast vorhin gesagt, dass du fast dein ganzes Leben auf der Ranch verbracht hast. Nun, jetzt kannst du mit mir kommen und etwas von der Welt sehen.”
„Ich kann dich nicht ausnutzen”, entgegnete sie bedächtig und heftete dabei den Blick auf ihre vereinten Hände.
Chris schmunzelte unwillkürlich. Sie klang so ernst. Und so verängstigt. „Sicher kannst du.
Ich erteile dir hiermit die Erlaubnis, mich auszunutzen, von diesem Augenblick an.” Er ließ ihre Hand los und hob ihr Kinn, so dass er ihr ins Gesicht blicken konnte. Ihm war nie etwas so ernst gewesen wie in diesem Moment, als er sagte: „Mir fällt nichts ein, was mir mehr Freude bereiten würde, als dich zu heiraten, Maribeth.”
Ihre Miene war schwer zu deuten, doch das mochte auch an der anbrechenden Abenddämmerung liegen.
„Oh, Chris”, flüsterte sie, und er hörte, dass sie wieder weinte. Wieder fuhr sie sich mit dem Taschentuch über die Augen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.”
Hochstimmung stieg in ihm auf. Sie hatte ihn nicht abgewiesen. Aber war es fair, die Gelegenheit zu nutzen, solange sie so verletzlich war?
Etwas musste getan werden. Und zwar schleunigst.
Er gab der Versuchung nach und schlang einen Arm um ihre Taille.
Langsam, um ihr Zeit zu lassen, ihm Einhalt zu gebieten, senkte er den Kopf, bis sich ihre Lippen berührten.
Sie zuckte nicht zusammen und wich nicht zurück. Das ermutigte ihn hinreichend, all seine Sehnsucht in diesen Kuss zu legen, den er sich seit unzähligen Jahren erträumte.
Ihre Lippen waren noch weicher, als er es sich vorgestellt hatte. Sie schmeckte nach Tränen und Verlockung. Er ließ sich Zeit, streifte ganz zart ihre Lippen.
Als Maribeth bewusst wurde, dass Chris sie zu küssen gedachte, war es bereits geschehen.
Die erste
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