Nie zuvor so geliebt
konnte er sich nicht erhoffen. „Soll ich dich jetzt lieber nach Hause bringen? Du bist erschöpft und schockiert. Ich übernachte bei meiner Familie, und morgen reden wir weiter.
Mal sehen, wie du die Dinge dann siehst. Ausgiebiger Schlaf wird Wunder bewirken.”
„Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann. Ich weiß nicht, wie ich mich beruhigen soll.
Meine Gedanken überstürzen sich.”
Chris hob die Decke auf und führte Maribeth zurück zum Wagen. Sobald sie eingestiegen waren, nahm er ihre Hand.
„Denk bitte daran, dass du nicht allein damit fertig werden musst. Ich bin für dich da. Ich will dir helfen. Du weißt, dass ich akzeptiere, was du auch entscheidest, aber ich möchte, dass du mein Angebot ernsthaft in Betracht ziehst. Willst du das für mich tun?”
Sie holte tief Luft. „Ich kann es nicht fassen, dass du bereit bist, so ein Opfer zu bringen.”
„Was für ein Opfer?”
„Mich zu heiraten.”
Er lachte. „Ich hoffe, dich eines Tages überzeugen zu können, dass es für mich alles andere als ein Opfer ist, dich zu heiraten.”
Er startete den Motor, wendete und fuhr zurück zur Schnellstraße. Er fühlte sich ermutigt durch die Tatsache, dass sie während der gesamten Rückfahrt zur Ranch ihre Hand in seiner behielt.
„Da bist du ja endlich”, sagte Megan, als Maribeth die Küche betrat. „Ich habe schon überlegt, ob ich einen Suchtrupp ausschicken soll.”
Maribeth hielt den Kopf gesenkt, um ihr Gesicht zu verbergen. Sie hatte noch immer Chris’
Taschentuch in der Hand.
„Wir haben uns einfach unterhalten und die Ze it vergessen”, erwiderte sie. Ihre Stimme klang rau in ihren eigenen Ohren. Sie öffnete den Kühlschrank und spähte hinein, so als suche sie etwas zu essen.
„Zum Glück ist Bobby nicht eifersüchtig. Sonst hätte er etwas dagegen, dass seine Verlobte stundenlang mit seinem besten Freund verschwindet.” Als Megan keine Reaktion erhielt, fuhr sie fort: „Ich habe dir etwas von unserem Essen aufgehoben. Der Teller steht im untersten Fach.”
„Danke.”
„Kriegst du eine Erkältung? Du klingst so komisch.” Megan nahm ihr den Teller aus der Hand und musterte sie. „Und dein Gesicht ist ganz fleckig. Hast du geweint?”
„Herrje, Megan, ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Du brauchst mich nicht mehr zu bemuttern. Würdest du mich bitte in Ruhe lassen?”
Megan blinzelte verblüfft. Sie wandte sich ab, stellte den Teller in die Mikrowelle und schaltete die Zeituhr ein.
Maribeth wusste, dass sie sich sehr ungewöhnlich verhielt, aber sie war momentan nicht in der Lage, über die Sache zu reden. Eigentlich konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen, ihrer Familie jemals zu erzählen, dass Bobby Metcalf so wenig an ihr lag, dass er ein paar Tage vor der Hochzeit eine andere geheiratet hatte.
„Es tut mir leid, dass ich dich angefaucht habe”, murmelte Maribeth, als das Schweigen bedrückend wurde. Sie setzte sich an den Tisch und rieb sich die geschwollenen Augenlider.
„Meine Augen tränen. Wahrscheinlich habe ich mich erkältet.”
Megan schenkte ein Glas Tee ein und stellte es auf den Tisch. „Auch auf das Risiko hin, dass ich wieder mal zu mütterlich klinge, schlage ich dir vor, dass du nach dem Essen ein heißes Bad nimmst und früh schlafen gehst. Du willst am Samstag bestimmt nicht husten und niesen.”
Die Zeitschaltuhr klingelte. Maribeth sprang auf und holte den Teller aus der Mikrowelle.
„Eine gute Idee. Ich glaube, das werde ich tun”, murmelte sie und kehrte mit dem Teller und Besteck zum Tisch zurück.
„Soll ich bei dir bleiben, während du isst?”
Normalerweise hätte Maribeth Megans Gesellschaft genossen, doch nun wollte sie nur allein sein. Sie he ftete den Blick auf den Teller und griff zur Gabel, obwohl sie keinen Hunger hatte. „Nicht nötig, Schwesterherz. Aber danke für das Angebot.”
Sobald sie allein in der Küche war, legte sie die Gabel nieder. Sie starrte vor sich hin und malte sich die Reaktion ihrer Familie auf die jüngsten Geschehnisse aus. Megan würde sofort Mollie anrufen. Dann würden die beiden es ihren Ehemännern erzählen. Travis und Deke war es durchaus zuzutrauen, dass sie ihre Freunde zusammentrommelten und gemeinsam Bobby nachsetzten, in der Absicht, ihn zu lynchen.
Sogar die Kinder würden sich auf ihre Weise beteiligen und versuchen, sie durch Umarmungen und selbstgebastelte Geschenke zu trösten.
Wie sollte sie all das ertragen? Chris hatte recht. Sie musste für eine Weile
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