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Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters

Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters

Titel: Niels Bohr - Physiker und Philosoph des Atomzeitalters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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Verzicht auf Experimente zu gewinnen, erscheint dann wie Spülen ohne Wasser.

Sprachspiele
    Bohr liebte es, mit der Sprache zu spielen. Diese Neigung erlaubte es ihm etwa, seinen Kindern und anderen Zuhörern zu beweisen, dass eine Katze drei Schwänze hat. Seine Argumentation lautete: Bekanntlich hat keine Katze zwei Schwänze, wie er augenzwinkernd meinte. Keine plus eine Katze sind dann die eine Katze, die zwei plus eins, also drei Schwänze hat. Manchmal wird auch erzählt, dass eines der Kinder in das fröhliche Gelächter hinein seine leeren Hände ausgestreckt und gerufen hat: »Hier ist keine Katze, Papa. Wo sind die beiden Schwänze?«
    Einmal ging es bei den Sprachspielen auch um ein Hufeisen, das ein Bekannter in der Nachbarschaft der Bohrs über der Eingangstür seines Hauses angebracht hatte, weil dies nach altem Volksglauben Glück bringen soll. Bohr erzählte, dass er den betreffenden Mann gefragt habe, ob er wirklich abergläubisch sei und an den Glücksbringer glaube. »Natürlich nicht«, habe der Angesprochene daraufhin geantwortet, »aber ich habe gehört, dass es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.«
    Immer wieder erzählt wird auch die Anekdote vom Studenten Bohr, der in einer Prüfung gebeten wurde, der Kommission zu
erklären, wie man mit einem Barometer die Höhe eines Gebäudes ermittelt, zum Beispiel die des Gebäudes, in dem die Prüfung stattfindet. Dabei soll sich folgender Dialog abgespielt haben:
    »Herr Bohr, wie bestimmen Sie die Höhe eines Gebäudes mit einem Barometer?«
    »Ganz einfach. Nehmen wir zum Beispiel dieses Institut. Ich nehme das Barometer, klettere auf das Dach, werfe es nach unten und bestimme die Falldauer, aus der man mit einer einfachen Gleichung die Höhe berechnen kann.«
    »Herr Bohr, etwas weniger zerstörerisch und eleganter, bitte.«
    »Ganz einfach. Ich klettere wieder auf das Dach, nehme ein Seil mit, binde das Barometer daran fest, lasse es auf die Straße herunter und messe die Seillänge.«
    »Herr Bohr, es geht hier um Physik, und davon müssen Sie etwas mehr einsetzen, bitte.«
    »Ganz einfach. Ich bleibe bei dem Seil und lasse das Barometer als Pendel schwingen, bestimme die Schwingungsdauer bei gegebener Pendellänge und berechne daraus mit der bekannten Formel...«
    »Herr Bohr, das geht doch genauer und einfacher mit etwas mehr Mathematik, bitte.«
    »Ganz einfach. Ich warte auf Sonnenschein, bestimme die Länge des Schattens, den das Barometer wirft, bestimme zugleich die Länge des Schattens, den das Gebäude wirft, und kann durch ein wenig Trigonometrie ausrechnen, was Sie wissen wollen, wenn ich die mir bekannten Maße des Barometers dabei einsetze.«
    »Herr Bohr, das klingt alles nicht undurchführbar, aber geht es nicht einfacher und direkter, und zwar mit der besonderen Qualität und Funktionsweise des Geräts, mit dem Sie hantieren?«
    »Doch. Ich gehe zum Hausmeister und frage ihn, ob er weiß, wie hoch das Gebäude ist. Wenn er es weiß und mir sagt, schenke ich ihm das Barometer.«

    Als die Anwesenden sich vor Lachen nicht mehr halten konnten und die Prüfungskommission nur noch mit dem Kopf schüttelte, soll Bohr mit seinem verschmitzten Lächeln hinzugefügt haben: »Natürlich kann man mit dem Barometer auch den Unterschied im Luftdruck zwischen dem Parterre und dem Dachgeschoss ermitteln, ihre Differenz bilden und mithilfe dieser gemessenen und berechneten Zahlen und dank der barometrischen Höhenformel die gestellte Frage beantworten, aber das steht doch bereits im Lehrbuch, und dann wissen Sie das ja schon.«

Der Physiker im Kino
    Der russische Physiker George Gamow, der in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren ein umtriebiger Gast in Kopenhagen war, hat erzählt, dass Bohr nach einem Arbeitstag gern ins Kino ging, wobei er vor allem die Wildwestfilme liebte, die in Hollywood produziert wurden. Natürlich mangelte es dabei nicht an besonderen Kommentaren Bohrs, zu denen etwa die folgende Bemerkung gehört:
    »Ich glaube ja gerne, dass sich ein Mädchen allein auf eine schwierige Wanderung durch die Rocky Mountains begibt. Ich verstehe auch, dass sie auf den engen Pfaden ins Stolpern gerät, auf dem dazugehörigen Hang abrutscht und sich gerade noch an dem letzten Kiefernast festhalten kann, und dadurch verhindert, dass sie in die Tiefe eines Canyons abstürzt und ihr Leben verliert. Ich akzeptiere zudem, dass ein hübscher Cowboy genau in dem Moment fröhlich pfeifend und frisch gekämmt denselben Weg wie das

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