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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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aufgewachsen,« sagte das Pferd. »Ich weiß, daß da ein großer Pferdestall und ein großer Kuhstall mit vielen
     leeren Spilltauen und Ständen ist, und ich möchte wohl wissen, ob du es nicht einrichten kannst, daß wir da hineinkommen.«
     – »Ich glaube kaum, daß ich den Mut habe,« sagte der Junge. Aber dann taten ihm die Tiere so leid, daß es doch sehen wollte,
     was sich machen ließ.
    Er lief in den fremden Hof hinein und sah sogleich, daß alle Wirtschaftsgebäude verschlossen und alle Schlüssel herausgezogen
     waren. Hilflos und unschlüssig stand er da, als er plötzlich unerwartet Hilfe bekam. Es war ein Windstoß, der mit mächtiger
     Fahrt dahergesaust kam und die Tür zu der großen Scheune gerade vor ihm aufwehte.
    Der Junge war natürlich nicht faul, sondern kehrte schnell zu dem Pferd zurück. »Es ist unmöglich, in den Pferdestall oder
     in den Kuhstall hineinzugelangen,« sagte er, »aber da ist eine große, leere Scheune, die haben sie vergessen abzuschließen,
     und dahinein will ich mit Euch gehen.« – »Hab' Dank,« sagte das Pferd, »es soll gut tun, noch einmal auf dem alten Hof zu
     schlafen. Das ist die einzige Freude, die es noch für mich auf dieser Welt gibt.«
    Auf dem wohlhabenden Bauernhof, der dem Wirtshaus gegenüberlag, waren sie an diesem Abend viel länger aufgeblieben, als es
     sonst ihre Gewohnheit war.
    Der Bauer war ein Mann von fünfunddreißig Jahren. Er war groß und stattlich mit einem schönen aber ziemlich finsteren Gesicht.
     Er war den ganzen Tag im Regen draußen gewesen und war naß geworden wie alle anderen,Und beim Abendbrot bat er seine alte Mutter, die noch Hausfrau auf dem Hof war, Feuer anzumachen, damit er seine Kleider
     trocknen könne. Und dann hatte die Mutter ein elendes kleines Feuer auf dem Herd angezündet, denn dort im Hause pflegten sie
     ja nicht verschwenderisch mit dem Brennmaterial umzugehen, und der Mann hängte seinen Rock über einen Stuhl, den er vor das
     Feuer stellte. Dann setzte er den einen Fuß auf den Herd und stützte den Arm auf das Knie, und so blieb er stehen und sah
     in das Feuer hinein. Da hatte er nun mehrere Stunden gestanden, ohne sich zu rühren, außer wenn er einmal ein Scheit Holz
     auf das Feuer warf.
    Seine Mutter hatte den Tisch abgedeckt und sein Bett in Ordnung gebracht, und dann ging sie in die Kammer hinein und setzte
     sich hin. Von Zeit zu Zeit trat sie an die Tür und sah ihn verwundert an, der dort am Feuer stehen blieb und nicht zu Bett
     ging. » Es ist nichts, Mutter. Ich muß nur an alte Zeiten denken,« sagte er.
    Die Sache war die, daß als er vorhin am Wirtshaus vorübergegangen war, ein Pferdehändler kam und fragte, ob er ein Pferd kaufen
     wolle. Er zeigte ihm eine alte Kracke, die so übel zugerichtet war, daß er nicht umhin konnte, den Mann zu fragen, ob er recht
     gescheit sei, daß er glaube, ihm so eine alte Mahre anschnacken zu können. »Ach, nein, aber ich dachte nur, daß Ihr, die Ihr
     das Pferd einmal besessen habt, vielleicht Lust hättet, ihm auf seine alten Tage das Gnadenbrot zu geben, denn das hat es
     wirklich verdient,« erwiderte der Pferdehändler.
    Er sah das Pferd an und erkannte es. Ja, das Pferd hatte er selbst aufgezogen und eingefahren. Aber deswegenkonnte es ihm doch nicht einfallen, so ein altes, unbrauchbares Tier zu kaufen. Davon konnte keine Rede sein! Er gehörte
     nicht zu den Leuten, die ihr Geld zum Fenster hinauswerfen.
    Aber trotzdem hatte der Anblick des Pferdes viele Erinnerungen in ihm wachgerufen, und zwar Erinnerungen, die ihn so wach
     hielten, daß er nicht zu Bett gehen konnte.
    Ja, das Pferd war ein gutes und flottes Tier gewesen. Sein Vater hatte ihm seine Pflege von Anfang an übergeben. Er hatte
     es eingefahren und es mehr geliebt als irgend etwas auf der Welt. Sein Vater hatte darüber geklagt, daß er es zu gut füttere,
     und er hatte ihm oft heimlich Hafer geben müssen.
    Solange er das Pferd hatte, wollte er nie zur Kirche gehen, sondern fuhr immer. Das geschah nur, um das Fohlen zu zeigen.
     Er selber war in eigengemachtem Anzug aus Beiderwand, und die Karre war einfach und ungemalt, aber das Pferd war das schönste
     Tier, das den Kirchenhügel hinanfuhr.
    Einmal hatte er Mut gefaßt und mit seinem Vater davon gesprochen, daß er sich einen Tuchanzug kaufen und die Karre malen wolle.
     Der Vater war wie versteinert. Der Sohn glaubte, der Alte würde einen Schlaganfall bekommen. Später versuchte er, seinem Vater
     begreiflich zu

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