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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Grotten getötet, und da waren Herden, die ebenso groß waren wie die meine.«
    »Es ist nicht angenehm zu erzählen, wie hilflos wir sind,« sagte das alte Mutterschaf. »Wir sind nicht besser gestellt, als
     wenn wir zahme Schafe wären.« – »Glaubt ihr, daß die Füchse auch über Nacht kommen werden?« fragte Akka. – »Es ist wohl anzunehmen,«
     erwiderte das alte Schaf. »Vorige Nacht waren sie hier und stahlen uns ein Lamm. Sie kommen sicher wieder, so lange noch eins
     von uns am Leben ist. Das haben sie in den andern Grotten getan.«– »Aber wenn es so weiter geht, werdet ihr ja ganz vernichtet,« sagte Akka. – »Ja, es währt wohl nicht mehr lange, bis es
     mit allen Schafen auf der kleinen Karlsinsel vorbei ist,« sagte das Schaf.
    Akka ging sehr mit sich zu Rat. Es war nicht erfreulich, wieder in den Sturm hinaus zu müssen, aber es war auch nicht gut,
     in einem Haus zu bleiben, wo solche Gäste zu erwarten waren. Als sie eine Weile über die Sache nachgedacht hatte, wandte sie
     sich an Däumling. »Ob du, der du uns schon so oft geholfen hast, uns nicht auch jetzt helfen willst?« fragte sie. Ja, das
     wollte der Junge gern. »Es tut mir ja sehr leid für dich, daß du nicht schlafen kannst,« sagte die wilde Gans. »Glaubst du
     aber nicht, daß du dich wach halten könntest, bis der Fuchs kommt, um uns dann zu wecken, so daß wir fortfliegen können?«
     Der Knabe war ja nicht sonderlich erfreut über diesen Vorschlag, aber alles war noch besser als wieder in den Sturm hinaus
     zu müssen, so versprach er denn, sich wach zu halten.
    Als er eine Weile dort gesessen hatte, war es, als flaue der Sturm ab. Der Himmel wurde klar, und der Mondschein spielte auf
     den Wellen. Der Junge ging dicht an die Öffnung, um hinauszusehen. Die Grotte lag hoch oben auf dem Berge. Ein schmaler, steiler
     Pfad führte da hinauf, auf dem würde er die Füchse wohl erwarten können.
    Lange sah er nichts weiter als das Meer und die Klippen, die Kobolden und Wassermännern glichen, so daß man bange vor ihnen
     werden mußte. Aber plötzlichhörte er eine Kralle gegen einen Stein kratzen, und da vergaß er die Furcht vor den Kobolden. Es fiel ihm ein, daß es unrecht
     sei, die Gänse zu wecken und die Schafe ihrem Schicksal zu überlassen; ob er nicht etwas Besseres ersinnen konnte?
    Schnell lief er in die Grotte hinein, packte den Widder bei den Hörnern und rüttelte ihn wach, und dann setzte er sich auf
     seinen Rücken. »Steht auf, Vater!« sagte der Junge, »dann wollen wir versuchen, ob wir den Füchsen nicht einen kleinen Schrecken
     einjagen können.«
    Er hatte sich Mühe gegeben, so still wie möglich zu sein, aber die Füchse mußten doch etwas gehört haben. Als sie an den Eingang
     der Grotte kamen, blieben sie stehen und besannen sich. »Da hat sich ganz gewiß einer von ihnen da drinnen gerührt,« sagte
     der eine. »Ob sie wach sein sollten?« – »Ach, geh du nur hinein!« sagte der andere; »sie können uns ja doch nichts tun.«
    Als sie weiter in die Grotte hineingekommen waren, blieben sie stehen und schnüffelten. »Wen sollen wir heute abend nehmen?«
     flüsterte der Fuchs, der voranging. – »Heut abend wollen wir den großen Widder nehmen,« sagte der hinterste, »dann haben wir
     leichtes Spiel mit den anderen.«
    Der Junge saß auf dem Rücken des alten Widders und sah sie heranschleichen. »Stoß jetzt nur zu, geradeaus!« flüsterte der
     Junge. Der Widder stieß zu, und der vorderste von den Füchsen bekam einen Stoß, daß er einen Purzelbaum hintenüber schlug
     und auf denAusgang zu rollte. »Stoß jetzt nach links zu!« sagte der Junge und drehte den Kopf des Widders in der Richtung herum. Der
     Widder stieß aus Leibeskräften und traf den zweiten Fuchs in die Seite. Der rollte mehrmals rund herum, ehe er wieder auf
     die Beine kam und entfliehen konnte. Der Junge wünschte nur, daß auch der dritte Fuchs einen Stoß bekommen hätte, aber der
     hatte sich schon aus dem Staube gemacht.
    »Jetzt, denke ich, haben sie genug für über Nacht bekommen,« sagte der Junge. – »Das denke ich auch,« sagte der große Widder.
     »Leg dich jetzt auf meinen Rücken und krieche in die Wolle hinein! Du hast es wohl verdient, gut und warm zu liegen nach all
     dem Sturm, in dem du draußen warst.«
Das Höllenloch.
    Sonnabend, den 9. April.
    Am nächsten Tage ging der alte Widder mit dem Jungen auf dem Rücken umher und zeigte ihm die Insel. Sie bestand aus einem
     einzigen mächtigen

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