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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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immer sonderbare, scheue Tiere sind, aber es schien wirklich,
     als wenn diese nicht den geringsten Begriff von einem gebildeten Benehmen hätten. Endlich antwortete ein altes Mutterschaf
     mit langem und betrübtem Gesicht in klagendem Ton: Von uns wird euchniemand verbieten, hier zu bleiben, aber das Haus, in das ihr hineingekommen seid, ist ein Haus der Trauer, und wir können
     Gäste nicht wie in alten Zeiten empfangen.« – »Deswegen sollt ihr euch nicht grämen,« erwiderte Akka. »Wüßtet ihr, was wir
     im Laufe des Tages haben durchmachen müssen, so würdet ihr verstehen, daß wir zufrieden sind, wenn wir nur einen sicheren
     Fleck haben, wo wir schlafen können.«
    Als Akka das gesagt hatte, erhob sich das alte Schaf. »Ich glaube, es würde besser für euch sein, in dem ärgsten Sturm zu
     fliegen, als hier zu bleiben. Aber jetzt sollt ihr doch nicht von hier fortgehen, ehe wir euch die Bewirtung geboten haben,
     die das Haus zu geben vermag.«
    Dann führte sie sie an ein Loch in der Erde, das voll Wasser war. Daneben lag ein Haufen Streu und altes Stroh, und damit
     bat sie sie, fürlieb zu nehmen. »Wir haben in diesem Jahr einen strengen Schneewinter hier auf der Insel gehabt,« sagte sie.
     »Die Bauern, denen wir gehören, kamen mit Heu und Stroh hier hinaus zu uns, damit wir nicht tothungern sollten. Und das ist
     alles, was wir noch übrig haben.«
    Die Gänse stürzten sich sofort über das Fressen. Sie fanden, daß sie großes Glück gehabt hatten und gerieten in beste Laune.
     Sie bemerkten wohl, daß die Schafe bedrückt waren, aber sie wußten ja, daß Schafe gar leicht bange werden, und sie glaubten
     nicht, daß irgendwelche Gefahr vorliege. Sobald sie gegessen hatten, wollten sie sich wie gewöhnlich zum Schlafen hinsetzen.
     Aber da erhob sich der große Widder und kamzu ihnen hin. Die Gänse meinten, sie hätten nie im Leben einen Widder mit so langen und dicken Hörnern gesehen. Auch in anderer
     Beziehung war er merkwürdig. Er hatte eine große, knorrige Stirn, kluge Augen und hielt sich so aufrecht, als sei er ein stolzes
     und mutiges Tier.
    »Ich kann es nicht verantworten, euch hier schlafen zu lassen, ohne euch zu erzählen, wie unsicher es hier ist,« sagte er.
     »Wir können in jetziger Zeit keine Nachtgäste aufnehmen.« Erst jetzt wurde es Akka klar, daß es Ernst war. »Wir werden schon
     wieder abreisen, wenn ihr es so bestimmt wünschet,« sagte sie. »Wollt ihr uns nicht aber erst erzählen, was euch quält? Wir
     wissen nichts, und wir wissen nicht einmal, wie dieser Ort heißt.« – »Er heißt die kleine Karlsinsel,« entgegnete der Widder.
     »Die Insel liegt in der Nähe von Gulland, und hier wohnen nur Schafe und Wasservögel.« – »Ihr seid vielleicht wilde Schafe?«
     fragte Akka. – »Davon sind wir gar nicht weit entfernt,« erwiderte der Widder. »Wir haben nicht viel mit Menschen zu schaffen.
     Es ist eine alte Übereinkunft zwischen uns und den Bauern auf einem Gehöft drüben auf Gulland, daß sie uns mit Futter versorgen
     sollen, wenn ein Schneewinter eintritt, und dafür haben sie die Erlaubnis, diejenigen von uns zu nehmen, die überzählig sind.
     Die Insel ist klein, so daß sie nicht viele Schafe ernähren kann. Im übrigen aber sorgen wir das ganze Jahr allein für uns,
     und wir wohnen nicht in Häusern mit Türen und Schlössern, sondern wir haben unsern Unterschlupf in Grotten wie diese hier.«
    »Bleibt ihr auch im Winter hier draußen?« fragte Akka erstaunt. – »Freilich tun wir das,« antwortete der Widder. »Wir haben
     das ganze Jahr hindurch gute Weide hier oben auf dem Berge.« – »Ich sollte meinen, ihr habt es besser als andere Schafe,«
     sagte Akka. »Aber was für ein Unglück ist denn nur über euch gekommen?« – »In diesem Winter herrschte eine schreckliche Kälte.
     Das Meer fror zu, und da kamen drei Füchse hierher über das Eis gewandert, und die sind seither hier geblieben. Sonst gibt
     es auf der ganzen Insel kein lebensgefährliches Tier.« – »Ach, macht sich denn der Fuchs auch an so jemand wie ihr heran?«
     – »Nein, nicht am Tage, da kann ich mich und die Meinen schon verteidigen,« sagte der Widder und schüttelte die Hörner. »Aber
     sie schleichen sich des Nachts, wenn wir drinnen in der Grotte schlafen, an uns heran. Wir tun, was wir können, um uns wach
     zu halten, aber hin und wieder muß man ja schlafen, und dann überfallen sie uns. Sie haben schon die sämtlichen Schafe in
     den anderen

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