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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Erster Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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gut und schön sein! Aber
     in Sankt Petrus' Smaaland sieht es wirklich so aus, wie es in der Geschichte heißt. Und es war kein Wunder, daß der liebe
     Gott betrübt wurde, als er das sah,« fuhr der kleine Mads fort, indem er seine Geschichte weiter erzählte: Sankt Petrus verlor
     aber doch den Mut nicht, und versuchte, den lieben Gott zu trösten. »Du mußt es dir nicht zu Herzen nehmen,« sagte er. »Warte
     nur, bis ich Menschen erschaffen habe, die das Moor urbar machen und sich Äcker auf den Felsabhängen anlegen können.«
    Da aber riß dem lieben Gott die Geduld, und er sagte: »Nein, du kannst nach Schonen hinuntergehen, das ist ein gutes Land
     und leicht zu bebauen, da kannst du den Bewohner schaffen, den Smaaländer aber will ich selber schaffen.« Und dann schuf er
     den Smaaländer und machte ihn aufgeweckt und genügsam und froh und fleißig und unternehmend und tüchtig, so daßer sich in seinem armen Lande Nahrung schaffen konnte.
    Da schwieg der kleine Mads, und hätte nun Niels Holgersen auch geschwiegen, so wäre alles gut gegangen, aber es war ihm nicht
     möglich, sich der Frage zu enthalten, wie denn Sankt Petrus mit der Erschaffung der Bewohner von Schonen fertig geworden sei.
    »Ja, wie denkst du selbst darüber?« fragte der kleine Mads und sah so spöttisch aus, daß Niels Holgersen auf ihn losfuhr,
     um ihn zu prügeln. Aber Mads war nur ein kleiner Bursche, und das Gänsemädchen Aase, das ein Jahr älter war, kam ihm gleich
     zu Hilfe. So gutmütig sie auch sonst war, fuhr sie auf wie eine Löwin, sobald jemand den Bruder nur anrührte. Und Niels Holgersen
     hielt sich zu gut, um sich mit einem Mädel zu prügeln; er kehrte ihnen den Rücken und ging seiner Wege, und den ganzen Tag
     sah er nicht nach der Seite hinüber, wo die kleinen Smaaländer waren.

XV. Die Krähen
Die tönerne Brücke.
    In der südwestlichen Ecke von Smaaland liegt eine Harde, die Sunnerbo heißt. Es ist ein ganz flaches und ebenes Land, und
     wer es im Winter sieht, wenn es mit Schnee bedeckt ist, kann nicht anders denken, als daß unter dem Schnee gepflügte Brachäcker,
     grüne Roggenfelder und gemähte Kleewiesen liegen, so wie sonst in einer Ebene. Wenn aber allmählich der Schnee inSunnerbo zu Anfang April wegtaut, zeigt es sich, daß das, was darunter verborgen liegt, nichts ist als unfruchtbare Sandheiden,
     kahle Felsen und große, flache Moore. Äcker gibt es wohl hier und da, aber sie sind so klein, daß man sie kaum bemerkt, und
     kleine graue oder rote Bauerhäuser sind da auch, aber sie liegen in der Regel in einem Birkenhain verborgen, fast als seien
     sie bange, sich zu zeigen.
    Wo die Sunnerboer Harde an die Grenze von Halland stößt, liegt eine so ausgedehnte Sandheide, daß wer an dem einen Ende steht,
     nicht nach der gegenüberliegenden Seite hinübersehen kann. Auf der ganzen Heide wächst nichts weiter als Heidekraut, und es
     würde auch nicht leicht sein, andere Pflanzen dort zum Wachstum zu bringen. Zu allererst müßte man dann wenigstens das Heidekraut
     ausroden, denn mit dem ist es so bestellt, daß es, obwohl es nur einen kleinen, verkrüppelten Stamm, kleine, verkrüppelte
     Zweige und trockene, verkrüppelte Blätter hat, sich dennoch einbildet, ein Baum zu sein. Deswegen benimmt es sich so wie die
     richtigen Bäume, breitet sich wie Wälder über große Strecken aus, hält getreulich zusammen und bringt alle fremden Pflanzen,
     die auf seinem Gebiet eindringen wollen, zum Aussterben.
    Die einzige Stelle auf der Heide, wo das Heidekraut nicht Alleinherrscher ist, bildet ein niedriger, steiniger Bergrücken,
     der mitten darüber hingeht. Dort wachsen Wacholderbüsche, Ebereschen und einige große, schöne Birken. Zu der Zeit, als Niels
     Holgersen mit den wilden Gänsen umherreiste, lag dort auch ein Haus miteinem kleinen, urbar gemachten Fleckchen Erde rings herum, aber die Leute, die einstmals dort gewohnt hatten, waren aus irgendeinem
     Grunde weggezogen. Das kleine Haus stand leer, und der Acker lag unbestellt da.
    Als die Leute das Haus verließen, hatten sie die Ofenklappe zugemacht, die Fensterhaken befestigt und die Tür verschlossen.
     Aber sie hatten nicht daran gedacht, daß eine Fensterscheibe zerschlagen und ein alter Lappen in die Öffnung gestopft war.
     Der Regen von ein paar Sommern hatte den alten Lappen mürbe gemacht, bis er auseinander fiel, und schließlich war es einer
     Krähe gelungen, ihn herauszuzupfen.
    Der Bergrücken auf der Heide war nämlich

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