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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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eine Art
     steinharten Zwieback, den sie in der Militärbäckerei für die Soldaten buken. Ende Juli ging ich wieder nach Hause, um bei
     der Ernte zu helfen. Diesmal hatte ich dreißig Taler zusammengespart.
    Im nächsten Jahr mußte ich wieder hinaus, um Geld zu verdienen. Da kam ich auf den Stallmeisterhof in der Nähe von Stockholm.
     In jenem Sommer war Feldmanöver auf dem Lagårdsgärd und der Marketender schickte mich hin, um die Aufwartung in einer Küche
     zu übernehmen, die er in einem großen Rüstwagen eingerichtet hatte. Und wenn ich hundert Jahre alt werden sollte, so vergesse
     ich niemals den Tag, als ich da draußen im Lager vor König Oskar dem Ersten auf dem Hirtenhornblasen mußte. Und er schickte mir einen ganzen Speziestaler als Belohnung.
    Dann war ich mehrere Sommer hintereinander Fährmädchen auf Brunsviken und ruderte zwischen Albano und Haga. Das war meine
     beste Zeit. Wir hatten ein Hirtenhorn im Boot, und manchmal nahmen die Fahrgäste selbst die Ruder, damit wir ihnen etwas vorblasen
     konnten. Wenn dann im Herbst das Rudern aufhörte, ging ich durch Uppland hinauf und half auf den Bauerhöfen beim Dreschen.
     Gegen Weihnacht pflegte ich mit hundert Reichstalern nach Hause zu kommen. Und dann hatte ich Saat beim Dreschen verdient,
     die holte Vater, sobald Schlittenbahn war. Er, seht ihr, wenn ich und meine Schwestern nicht mit unserem Geld gekommen wären,
     so hätten die zu Hause nichts zu leben gehabt. Denn das Korn, das wir selbst bauten, war meistens verbraucht, wenn ich nach
     Hause kam, und Kartoffeln bauten die Leute damals nur wenig. So mußten sie denn Korn beim Kaufmann kaufen, und wenn der Roggen
     die Tonne vierzig Reichstaler kostete und der Hafer vierundzwanzig, so sollte man wohl sparen! Ich entsinne mich noch, daß
     wir mehrmals eine Kuh für eine Tonne Hafer hergaben. In jenen Zeiten buken wir Haferbrot mit feingehacktem Stroh zwischen
     dem Mehl. Es war nicht leicht, solch Strohbrot herunterzubekommen, das könnt ihr mir glauben. Man mußte zwischen dem Bissen
     Wasser trinken, damit es nur glitt.
    So fuhr ich fort, hin und her zu gehen bis zu dem Jahr, als ich heiratete, und das war 1856. Seht, Jon und ich waren in Stockholm
     gute Freunde geworden. Undjedes Jahr, wenn ich heimzog, war ich gleichsam ein wenig bedrückt, daß die Stockholmer Mädchen seine Gedanken von mir wenden
     könnten. Sie nannten ihn ›den schönen Ton vom Moor‹, ›den schönen Dalekarlier‹, das wußte ich. Aber es war kein Falsch in
     seinem Herzen, und als er Geld genug zusammengespart hatte, machten wir Hochzeit.
    Dann war da einige Jahre lang eitel Freude und keine Sorge. Aber das währte nicht lange. 1863 starb Jon, und ich stand allein
     da mit fünf kleinen Kindern. Aber es ging uns eigentlich nicht schlecht, denn jetzt waren bessere Zeiten in Dalarna. Da waren
     reichlich Kartoffeln, und da war reichlich Korn. Es war ein großer Unterschied gegen früher. Ich bestellte selbst das bißchen
     Land, das ich geerbt hatte, und ich hatte mein eigenes Haus. So verging ein Jahr nach dem anderen, und die Kinder wuchsen
     heran. Sie sind gut gestellt, alle die von ihnen am Leben sind. Gott sei dank! Sie können sich keinen rechten Begriff davon
     machen, wie knapp es die Leute in Dalarna hatten, als ihre Mutter jung war.«
    Die Alte schwieg. Während sie erzählte, war das Feuer heruntergebrannt, und alle erhoben sich und sagten, es sei an der Zeit,
     nach Hause zu gehen. Der Junge kehrte auf das Eis zurück, um nach seinen Reisegefährten zu suchen, aber wie er so allein in
     der Finsternis dahinlief, klang ihm ein Vers in den Ohren, den er vor kurzem auf der Brücke hatte singen hören: »In Dalarna
     wohnte, in Dalarna wohnt bei Armut auch Treue und Ehre...« Dann kam etwas, dessen er sich nicht mehr zu entsinnen vermochte,
     aber den Schluß des Liedes wußte er noch:»Sie mischten mit Rinde nicht selten ihr Brot, doch mächtigen Herren ward Hilfe in Not bei den armen Männern in Dalom.«
    Der Junge hatte nicht alles vergessen, was er von den Stures und von Gustav Wasa gehört hatte, er hatte nie begreifen können,
     warum die gerade Hilfe bei den Daletarliern suchten, aber jetzt verstand er es. Denn in einem Land, wo es solche Frauen gab,
     wie die Alte da oben am Feuer, mußten die Männer ja ganz unbezwinglich sein.

XXXI. Bei den Kirchen
    Sonntag, 1. Mai.
    Als der Junge am nächsten Morgen erwachte und sich auf das Eis hinabgleiten ließ, konnte er sich eines Lachens nicht

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