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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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schließlich
     schlägt die Flamme aus der Spitze des Reisighaufens empor, hoch und klar, hebt sich plötzlich viele Ellen hoch in die Höhe,
     so daß man sie in der ganzen Gegend sehen kann.
    Wenn die Feuer eine Weile gebrannt haben, kommen die Erwachsenen und die Alten, um sie sich anzusehen. Aber die Feuer sind
     nicht nur schön und strahlend, sie verbreiten auch eine lebhafte Wärme, und es lockt sie, sich auf Steine und Grasbüschel
     ringsumher zu setzen. Da sitzen sie und starren in die Flammen hinein, bis es jemand von ihnen einfällt, daß man doch jetzt,
     wo man ein so herrliches Feuer hat, ein wenig Kaffee kochen kann. Während der Kaffeekessel singt, kann es wohl geschehen,
     daß der eine oder der andere eine Geschichte zu erzählen beginnt, und wenn der erste fertig ist, setzt gleich ein anderer
     fort.
    Die Erwachsenen denken hauptsächlich an den Kaffee und die Geschichten, die Kinder denken daran, das Feuer zu hellem Brennen
     zu bringen und es lange zu unterhalten. Es ist dem Frühling schrecklich schwer geworden, das Eis aufzubrechen und den Schnee
     zu schmelzen. Es wäre schön, wenn sie ihm ein wenig mit ihrem Feuer helfen könnten. Sonst kann der Frühling unmöglich rechtzeitig
     den Frost aus der Erde entfernen und das Knospentreiben der Bäume fördern.
    *
    Die Wildgänse hatten sich auf das Eis des Siljan gestellt, um zu schlafen, und da es von Norden her arg zog, sah sich der
     Junge gezwungen, unter den Flügel des weißen Gänserichs zu kriechen. Aber er hatte noch nicht lange dagelegen, als er durch
     den Knall eines Büchsenschusses geweckt wurde. Sofort ließ er sich auf die Erde gleiten und sah sich erschreckt um.
    Draußen auf dem Eise, da, wo die Gänse lagen, war es ganz still. Wieviel er auch guckte und spähte, konnte er keinen Jäger
     sehen. Als er aber nach dem Lande hinübersah, erblickte er etwas so Merkwürdiges, daß er glaubte, es sei eine Art Spuk, den
     er sah, etwas Ähnliches wie Vineta oder der Gespenstergarten bei Stora Djulö.
    Am Nachmittag waren die Wildgänse mehrmals über den großen See hin und her geflogen, ehe sie sich entschließen konnten, wo
     sie sich niederlassen wollten. Und im Fluge hatten sie ihm die großen Kirchen und Dörfer gezeigt, die am Ufer lagen. Er hatte
     Leksand, Rättvik, Mora, dir Söllerö gesehen. Die Kirchdörfer waren so groß wie kleine Städte, und er hatte sich darüber gewundert,
     daß es hier im Norden so stark bebaut war. Er fand die ganze Gegend viel heller und freundlicher, als er es sich vorgestellt
     hatte, und er hatte nichts Unheimliches oder Gefahrdrohendes gesehen.
    Aber nun, in der dunklen Nacht, flammte an diesen kleinen Ufern ein großer Kranz von hohen Feuern auf. Er sah sie in Mora,
     an dem nördlichen Ende des Sees leuchten und auf dem Gipfel des Söllerö, in Vikarbyen, auf den Bergen oberhalb Sjurberg, auf
     der Kirchlandzunge bei Nättvik und weiter auf Odder und Höje, ganznach Leksand hinab. Er konnte über hundert Feuer zählen, und es war ihm ganz unmöglich, zu begreifen, wo die hergekommen
     waren, wenn da nicht Zauberei oder Spuk mit im Spiel war.
    Die Wildgänse waren auch bei dem Schuß erwacht, aber sobald Akka einen Blick auf das Ufer geworfen hatte, sagte sie: »Das
     sind die Menschenkinder, die spielen.« Und sofort steckten sie und die anderen Gänse den Kopf unter den Flügel und schliefen
     wieder ein.
    Aber der Junge stand da und sah die Feuer an, die das Ufer gleich einer langen Reihe goldener Kleinodien schmückten. Licht
     und Wärme lockten ihn ebenso stark, wie sie eine kleine Mücke anziehen, und er hatte die größte Lust, näher heranzugehen,
     aber er wußte nicht, ob er es wagen könne, die Gänse zu verlassen. Er hörte einen Schuß nach dem anderen, und da er nun begriffen
     hatte, daß keine Gefahr im Anzug war, lockte ihn auch das. Es schien, als wären sie so munter dort bei den Feuern, daß es
     für sie nicht genug war, zu lachen und zu rufen, sie mußten auch noch die Flinten zu Hilfe nehmen und schießen. Und dort bei
     einem Feuer, das auf einem Berge brannte, schossen sie Raketen ab. Sie hatten da ein großes Feuer, und es lag hoch oben, aber
     das genügte ihnen nicht. Es sollte noch schöner sein. Bis ganz hinauf in den Wolken des Himmels sollte es zu sehen sein, wie
     fröhlich sie waren.
    Der Junge näherte sich ganz langsam dem Ufer, aber da drang Gesang bis zu ihm hinaus. Jetzt begann er auf das Land zu zu laufen.
     Er mußte wirklich mit dabei sein!
    Ganz am

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