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Niemalsland

Titel: Niemalsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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jedenfalls bei meiner Schwester.«
    »Nein«, platzte Richard heraus. »Ich bin in eine Schl …« Sylvia zog eine Augenbraue hoch. »Eine Tür geraten«, beendete er den Satz lahm.
    Er fuhr mit dem Taxi zu seiner alten Wohnung. Er wußte nicht recht, ob er es sich schon wieder zutrauen konnte, mit der U-Bahn zu fahren. Noch nicht.
    Da er keinen Schlüssel hatte, klopfte er an seine Wohnungstür und war enttäuscht, als sie von der Frau geöffnet wurde, die Richard, so weit er sich erinnerte, zuletzt in seinem Badezimmer getroffen oder vielmehr nicht getroffen hatte.
    Er stellte sich als der Vormieter vor und erfuhr, daß a) er, Richard, nicht mehr dort wohnte, und daß sie b) keine Ahnung hatte, was aus seinem persönlichen Besitz geworden war. Richard machte sich ein paar Notizen, und dann verabschiedete er sich sehr freundlich und nahm ein weiteres Taxi, um den Mann im Kamelhaarmantel aufzusuchen.
    Der Mann im Kamelhaarmantel hatte seinen Mantel nicht an und war beträchtlich weniger zuckersüß als das letzte Mal, als Richard ihm begegnet war.
    Sie saßen in seinem Büro, und er hatte sich Richards Vorwürfe mit einem Gesichtsausdruck angehört, als habe er aus Versehen eine lebende Spinne verschluckt und würde gerade spüren, wie sie anfing, sich zu bewegen.
    »Nun ja«, gab er zu, nachdem er in die Akten geschaut hatte. »Sie haben ganz recht, es scheint wirklich so etwas wie ein Problem gegeben zu haben. Ich verstehe gar nicht, wie das passieren konnte.«
    »Ich finde, es ist unwichtig, wie es passiert ist«, sagte Richard ganz vernünftig. »Tatsache ist, daß Sie, während ich ein paar Wochen fort war, meine Wohnung an«, er warf einen Blick auf seine Notizen, »George und Adele Buchanan vermietet haben. Die nicht vorhaben, wieder auszuziehen.« Der Mann klappte die Akte zu. »Nun ja«, sagte er. »Fehler kommen vor. Menschliches Versagen. Ich fürchte, wir können es nicht ändern.«
    Richard war sich vollkommen darüber im klaren, daß der alte Richard, derjenige, der in dem jetzigen Zuhause der Buchanans gewohnt hatte, an diesem Punkt klein beigegeben, sich für die Störung entschuldigt hätte und gegangen wäre. Statt dessen sagte er: »Wirklich? Sie können es nicht ändern? Sie haben eine Wohnung, die ich rechtmäßig bei ihrer Firma gemietet habe, an jemand anderen vermietet und dabei all meinen persönlichen Besitz verloren, und Sie können es nicht ändern? Also, ich bin zufälligerweise der Meinung, und mein Anwalt wird ebenfalls der Meinung sein, daß Sie daran eine ganze Menge ändern können.«
    Der Mann ohne Kamelhaarmantel sah aus, als würde ihm die Spinne langsam wieder die Kehle hochkrabbeln. »Aber wir haben keine anderen freien Wohnungen in dem Gebäude, die der Ihren entsprechen«, sagte er. »Nur die Penthouse-Suite steht leer.«
    »Das«, erklärte Richard kalt, »wäre mir recht …«
    Der Mann entspannte sich. »… als zeitweise Unterbringung. Jetzt«, sagte Richard, »lassen Sie uns über die Entschädigung für mein verlorengegangenes Eigentum reden.«
    Die neue Wohnung war viel schöner als die, die er damals zurückgelassen hatte. Sie hatte mehr Fenster und einen Balkon, ein geräumiges Wohnzimmer und ein richtiges Gästezimmer. Richard lief unzufrieden hin und her.
    Der Mann-ohne-Kamelhaarmantel hatte die Wohnung äußerst widerwillig mit einem Bett, einem Sofa, mehreren Stühlen und einem Fernseher ausstatten lassen.
    Richard legte Hunters Messer auf den Kaminsims.
    Er kaufte sich bei dem indischen Restaurant gegenüber ein Currygericht zum Mitnehmen, setzte sich auf den Teppichboden seiner neuen Wohnung, aß und fragte sich, ob er wirklich jemals spät in der Nacht auf einem Straßenmarkt auf dem Deck eines an der Tower Bridge liegenden Kriegsschiffes Curry gegessen hatte. Es schien nicht sehr wahrscheinlich, wenn er recht darüber nachdachte.
    Es klingelte an der Tür. Er stand auf und öffnete.
    »Wir haben einen Großteil Ihrer Sachen gefunden, Mr. Mayhew«, sagte der Mann, der wieder seinen Kamelhaarmantel trug. »Es hat sich herausgestellt, daß sie eingelagert wurden. Also, bringt das Zeug herein, Jungs.«
    Zwei stämmige Männer schleppten mehrere große, mit Richards Sachen gefüllte Teekisten herein.
    »Danke«, sagte Richard.
    Er griff in die erste Kiste, und der erste Gegenstand, den er auswickelte, stellte sich als gerahmte Photographie von Jessica heraus. Er starrte sie eine Weile an, und dann legte er sie wieder in die Kiste zurück.
    Schließlich fand er die

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