Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
Körper. Gleich würde er explodieren. Von innen in tausend Stücke zerrissen.
Jetzt! Greif an! Verdammt, hör endlich auf nachzudenken. Tu es einfach!
Er riss die rechte Hand aus der Tasche und hielt sie hoch. Zing! Die Messerklinge schnellte heraus und blitzte im Schein der Neonröhren auf.
Er spuckte die Zigarette aus und fragte mit rauer, drohender Stimme: âAlso ⦠wer will zuerst?â
4
Nick schrak auf. Sein Atem ging schnell, der Kopf glühte. Er sah auf die runde Uhr, die über Elines Schreibtisch hing. Shit. Er war eingeschlafen, jetzt musste er sich beeilen.
Er beugte sich über Eline und legte ihr die Hand auf die Stirn. Sie war nicht mehr heiÃ, das Fieber war weg.
Sie öffnete die Augen und lächelte. âHi.â
âHallo.â Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. âWie geht es dir?â
âGanz gut.â Sie nickte. âAber dir nicht, oder?â
âNein.â Er hatte keine Ruhe gefunden, seit er und Nora die Leiche im See entdeckt hatten. Eine Art Rastlosigkeit hatte ihn erfasst. Wegen des Revolvers im See. Wegen Katie. Wegen Nora.
Bald war alles vorbei, es war nur eine Frage der Zeit. Ãber den Revolver würden sie ihn aufspüren. Zwar hatte er einen anderen Nachnamen als damals, aber das würden sie herausfinden. In ein oder zwei Tagen, vielleicht auch erst in einer Woche, wenn er Glück hatte. Oder möglicherweise sogar schon heute â¦?
Es würde ihm alles um die Ohren fliegen. Boom. Ach, du dachtest, du könntest dich verstecken? Hast du geglaubt, du würdest einfach so davonkommen?
âIch bin früh aufgestandenâ, sagte er. âWollte dir ein bisschen Gesellschaft leisten. Bin wohl eingeschlafen.â
Blass und dünn lag Eline in den Kissen. Sie hatte die Decke bis zum Kinn hinaufgezogen. Ihre Augen waren unnatürlich groà und so hellblau, dass sie fast durchsichtig schienen. Er fand, dass sie aussah wie ein zartes Blümchen, das langsam verblühte.
âIst heute die Beerdigung?â, fragte sie.
âHm?â Ãberrascht schaute er sie an.
âDie Beerdigungâ, sagte sie. âIst die heute?â
âJaâ, antwortete er.
Er wurde ungern an den Tod erinnert. Nicht hier in ihrem Zimmer, nicht von ihr. Sie sollte nicht an solche Sachen denken und dabei in ihrem weiÃen Bettzeug verschwinden â sie sollte endlich wieder lachen.
âIch glaube, Werner will noch mal den Arzt anrufenâ, sagte er.
âOh neinâ, seufzte sie. âMuss das sein?â
âDu bist nicht fit.â
âAber ich will nicht, dass der Arzt kommt.â
âWir müssen doch rausfinden, was du hast.â
âAber nicht derâ, sagte Eline. âIch will ihn nicht hier haben.â
âAch, Eline.â Nick strich ihr erneut über die Stirn. âMach keinen Quatsch. Klar muss er vorbeikommen. Du willst doch wieder gesund werden.â
âMir geht es schon viel besserâ, wandte sie ein.
âJa, aber â¦â
âMorgen bin ich bestimmt wieder gesundâ, sagte sie. âOder übermorgen. Das geht ganz schnell. Ich habe auch schon gar keine Kopfschmerzen mehr!â
Nick lächelte und stand auf. âIch muss los. Werner und Sigrid sind unten. Ruh dich aus und mach es dir gemütlich, ja?â
Er ging ins Bad und putzte Zähne, dann fuhr er sich mit den Händen durch das dichte, dunkle Haar. Er zog ein frisches weiÃes T-Shirt an und darüber das graue Jackett. Er strich es glatt. Er kam sich schäbig vor, wie ein AuÃenseiter. Bestimmt würde er auffallen, wie ein Penner bei einem Galadinner. Aber er hatte nicht so viele Klamotten. Am besten hielt er sich ganz im Hintergrund.
5
Eine Ewigkeit davor guckte Trine auf die Uhr. Sie war früh dran. Es war ihr lieber, ein bisschen Zeit zu haben, Stress konnte sie nicht leiden.
Sie zog sich an und dachte dabei an Vilde. Sie hatten es ausgesprochen, beide. Ich liebe dich . Nicht: Ich hab dich lieb. Sondern: Ich liebe dich.
Beim ersten Mal war es ihr noch schwer über die Lippen gekommen, aber dann war es immer leichter gegangen und sie hatten sich geküsst und es wieder und wieder gesagt.
Es würde jeder erfahren, das hatte sie eingesehen. Sie und Vilde. Oder, vielleicht würde es auch nicht unbedingt jeder erfahren, aber es würde wohl so sein, dass eine Menge Leute sich denken konnten, dass zwischen ihnen etwas lief.
Vielleicht �
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