Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
Autotür, stieg aus und streckte sich. Dann vergrub er die Hände in den Hosentaschen und ging steifbeinig ein paar Meter näher an Doktor Wolffs Grundstück heran.
Klas Olofson drückte auf den Fensterheber und lieà die Scheibe runter. âWas hast du vor?â
âNur mal guckenâ, sagte Kruse.
âKruseâ, seufzte Klas Olofson. âWir sollen ihm folgen, wenn er irgendwohin fährt, aber nicht jede seiner Bewegungen verfolgen â¦â
Kruse winkte ab. âIch werfe mal einen Blick um die Ecke. Von hier aus sehen wir ja gar nichts.â
Er überquerte die StraÃe und lief auf dem Bürgersteig an Wolffs hoher Hecke entlang. An der Einfahrt blieb er stehen. Schnell warf er einen Blick zum Haus. Dann lief er zurück zum Auto.
âIch glaube, er ist auf dem Weg nach drauÃen. Die Haustür steht offen.â
âOkay.â Klas Olofson leerte seine Kaffeetasse. âSpring rein.â
Kruse machte die Tür auf und stieg ein. Klas Olofson setzte ein Stück zurück, damit Wolff nicht geradewegs in sie hineinfuhr, wenn er aus der Einfahrt kam.
Es passierte jedoch nichts.
âBist du sicher, dass er wegwollte?â, fragte Klas Olofson.
âDie Tür stand offenâ, sagte Kruse.
Sie warteten noch einen Moment. Klas Olofson schaute auf die Uhr. Fast fünf Minuten waren vergangen. âAlso, ich glaube, du hast dich vertanâ, sagte er.
âWir überprüfen dasâ, sagte Kruse.
Klas Olofson widersprach seinem Kollegen nicht. Er fuhr im ersten Gang die StraÃe entlang, schaltete dann in den zweiten. Vor Wolffs Haus trat er auf die Kupplung und lieà den Wagen rollen.
âDa!â, rief Kruse aufgeregt. âIch hab was gesehen!â
âWas denn?â
âIch weià nicht genau. Aber da war was.â
âUnd Wolff? Was ist mit dem?â
âHalt an.â Kruse machte noch im Fahren die Tür auf.
Klas Olofson fluchte und trat auf die Bremse.
âMann, pass doch auf!â
âIch werd nachschauen.â Kruse lief zum Haus.
Die Haustür stand immer noch offen, aber es war niemand zu sehen. Kruse drehte sich zu Klas Olofson im Wagen um und rief: âIch gehe rein!â
Klas Olofson schüttelte den Kopf. âNeinâ, murmelte er. âNicht allein, warte.â
Doch da war Kruse schon aus seinem Sichtfeld verschwunden. Es dauerte jedoch nicht mal eine Minute, bevor er wieder auftauchte. Er taumelte auf die StraÃe, den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen.
Klas Olofson kam aus dem Auto und lief dem kreidebleichen Kruse entgegen. âWas ist denn?â
Kruse antwortete nicht.
âHast du Wolff gesehen?â
Kruse nickte.
âHat er dich entdeckt?â
Kruse schüttelte den Kopf.
âAber was ist denn passiert?â, fragte Klas Olofson aufgebracht. âSag doch was, Mann.â
âScheiÃeâ, keuchte Kruse. âVerdammte ScheiÃe.â
10
BA-BAMM , schallt es über den Beton. Ãber dem Stausee klingt der Knall noch schärfer. Er fegt über die ruhige dunkelblaue Fläche.
Nicholas öffnet die Augen.
Der Pflegevater hängt vornübergebeugt über Katie, mit dem Rücken zu ihm. Auf seinem weiÃen Hemd breitet sich eine rote Rose aus. Die beiden Gestalten sind in einer grotesken Umarmung aneinandergefesselt, schrecklich nah am hüfthohen Zaun vor dem Abgrund.
Katies Gesicht ist vom Oberarm des Pflegevaters verdeckt. Nicholas kann es nur erahnen. Sie hat Blut am Kinn und der einen Wange. Mund und Augen sind weit aufgerissen.
Oh nein, nein, nein. Ich habe sie getroffen!
Es sieht so aus, als versuchte sie zu schreien, vielleicht vor Schmerz, aber es kommt nichts, und Nicholas denkt: Sie ist tot, sie ist tot! Das Gewicht des Pflegevaters drückt sie gegen den Zaun â und dann!
Dann kippen sie über die Kante. Ganz langsam. Zwei gliederlose Stoffpuppen in freiem Fall.
Es dauert ewig. Einer von beiden knallt auf dem Weg nach unten gegen die Staumauer.
AuÃer dem Rauschen der Bäume und dem fernen Tosen des Wassers dort unten in der Tiefe, wo es in den Fluss gedrückt wird, ist nichts zu hören.
Nicholas sieht nicht, wie die beiden im Wasser landen. Er hört es auch nicht. Der Revolver wiegt zentnerschwer. Die linke Hand gibt nach. Er hält die Waffe mit der rechten und irgendwann hängt der Abzug nur noch an seinem Zeigefinger.
Er dreht sich um und geht davon. Er weiÃ, dass er aussieht wie
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