Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
sagte Klas Olofson. âAlso, wir haben eins, aber das ist in der Inspektion. Und dann hatten wir noch eins, aber das hat der Sohn vom Polizeimeister vor zwei Wochen zu Schrott gefahren.â
âDer Sohn vom Chef?â, sagte Kruse. âIst der denn auch bei der Polizei?â
âNein, zum Glück nichtâ, antwortete Klas Olofson. Er wollte die Sache nicht weiter vertiefen, es war ohnehin schon unangenehm genug für das ganze Revier. Er setzte sich bequemer hin und packte eine Thermoskanne aus. Behutsam schraubte er den Deckel auf und goss sich ein. Mit einem Seitenblick auf Kruse sagte er: âIch habe irgendwo noch eine zweite Tasse. Wenn du auch einen Schluck willst â¦â
âHm?â Kruse hatte sich abgewandt. Er starrte in Richtung von Doktor Wolffs Grundstück auf der anderen StraÃenseite, knapp zehn Meter entfernt. Die Gegend war ruhig, hier standen hauptsächlich Einfamilienhäuser aus den Siebzigerjahren.
âKaffee?â, fragte Klas Olofson.
âAh. Nein danke.â Kruse rümpfte die Nase und zog die Mundwinkel nach unten. âIch sehe so gut wie gar nichts.â
âDoch, das Hausâ, wandte Klas Olofson ein.
âJa, aber da ist die Hecke davor.â
âWir können uns ja nicht direkt vor die Einfahrt stellen. Dann bemerkt er uns. Was ja wohl nicht Sinn der Sache ist.â
âNein.â Kruse schüttelte den Kopf.
Klas Olofson trank einen Schluck Kaffee.
âWir hatten nicht mal genug Zeit, eine Abhöranlage an seinem Festnetzanschluss zu installierenâ, sagte Kruse.
Klas Olofson schniefte. Von dem warmen Kaffee lief ihm die Nase. Er schien sich weiter keine Sorgen zu machen.
âUnd wie sollen wir mit diesen ganzen Hecken und Büschen vor Augen überhaupt irgendwas mitbekommen? Und, ich meine, guck doch mal â¦â Kruse zeigte auf das Nachbargrundstück. âDer Idiot da drüben hat sich eine Lärmschutzmauer hingestellt, oder was. Echt jetzt, eine Lärmschutzmauer. Hier fahren doch gar keine Autos!â
Klas Olofson putzte sich die Nase. Kruse rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Das Auto schaukelte. âVerdammter Mist. Das gefällt mir nicht.â
Mir auch nicht , dachte Klas Olofson. Das wird eine saumäÃig lange Schicht .
8
Als Benedicte aus der Schule nach Hause kam, hörte sie von oben aus dem Badezimmer Geräusche. Schnelle Schritte und Wasserrauschen.
Das war nicht ihre Mutter. Die Schritte ihrer Mutter waren leicht und ein bisschen zögernd. Wo wollte ich noch mal hingehen? Was hatte ich noch mal vor? Vielleicht sollte ich doch lieber dahin �
Die Schritte klangen eher wie die ihres Vaters. Entschlossen und fest. Aber um diese Zeit war er eigentlich nie zu Hause, auÃer es war irgendwas passiert.
âHallo?â, rief Benedicte nach oben.
Es wurde still. Sie konnte sich genau vorstellen, wie ihr Vater stehen blieb und lauschte.
âPapa?â
Erneute Bewegung. Oben an der Treppe erschien ihr Vater und sagte: âHallo, meine Kleine. Du bist schon da?â
âWarum bist du denn zu Hause?â, fragte Benedicte.
Ihr Vater fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Sie sah, dass seine Wange rot und zerkratzt war.
âIch bin gestürztâ, sagte er. âBin nur kurz gekommen, um mich zu waschen.â
âOhâ, sagte sie.
âIst nicht schlimm.â Er kam die Treppe herunter. Im Gehen zog er sich ein frisches Hemd an, knöpfte es zu und steckte es in die Hose. âIch muss wieder los. Du, kannst du mir einen kleinen Gefallen tun?â
âJa.â
Er stand vor ihr und küsste sie auf die Wange. Dann nahm er seine Jacke und ging zur Haustür.
âMein Hemd hat ein bisschen Blut abbekommenâ, sagte er. âIch habe es oben im Bad eingeweicht und ein paar Mal ausgespült. Kannst du es nachher in die Waschmaschine stecken? Sechzig-Grad-Wäsche.â
âKann Mama das denn nicht machen?â, fragte Benedicte reflexartig.
âSie schläft. Bitte, Benedicte.â
âJa, jaâ, sagte sie. âKlar.â
âSuper.â Ihr Vater lächelte, öffnete die Tür und winkte. âBis später! Machâs gut.â
Dann war er weg.
9
âIst das warm hier.â Kruse hatte SchweiÃperlen auf der Stirn.
â Du wolltest doch, dass wir die Heizung anmachenâ, sagte Klas Olofson.
âAber jetzt ist es zu warmâ, sagte Kruse. Er öffnete die
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