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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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Bonus», antwortete er, und sie lachte.
    «Ich fühle mich geehrt.»
    «Gut.»
    An dem Abend, ehe sie mit Adam nach Indien flog, um einen Monat in Kerala zu verbringen, wartete Eve in der Küche, in der sie aufgewachsen war, auf Lily. Lily war kurz losgegangen, um Kaffee zu besorgen, und Eve war allein. Ohne darüber nachzudenken, fing sie an, durchs Haus zu streifen. Sie ging die Treppe hinauf, vorbei an der Wand, wo einst die Familienbilder gehangen hatten, die inzwischen durch ein Gemälde von einem Sonnenuntergang ersetzt worden waren. Von der Wand am oberen Treppenabsatz begrüßten sie die Fotos von Daisy und Scott. Sie betrat das Zimmer, in dem sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater gestorben waren. Eine Wand war in einem blassen Lavendelton gestrichen, es duftete nach frischer Bettwäsche und nach Lily. In Daisys Zimmer setzte sie sich an ihren alten Schreibtisch, fuhr mit dem Zeigefinger die eingeritzten Buchstaben mit Bens Initialen nach und lächelte leise. Wo magst du jetzt sein, Ben? Werde ich dich wiedersehen? Wartest du auf mich? Unwahrscheinlich, aber eine nette Idee.
    Sie ging zurück nach unten und in den Garten hinaus, wo sie sich auf die Schaukel setzte. Daisy tauchte auf, mit ihrem Schulranzen auf dem Rücken. Sie nahm ihn ab und setzte sich auf die zweite Schaukel neben Eve.
    «Mum hat es mir erzählt», sagte sie.
    «Oh», sagte Eve.
    «Hast du Angst?»
    «Nein.»
    «Warum nicht?»
    «Wovor sollte ich denn Angst haben?»
    Daisy dachte lange nach. «Keine Ahnung», sagte sie.
    «Ich habe dir ein Klavier gekauft», sagte Eve. «Es müsste eigentlich jeden Tag geliefert werden.»
    «Wirklich?» Daisy war aufrichtig überrascht und erfreut. «Ich dachte, du magst mich nicht.»
    «Ich mag dich genau so, wie du mich magst.»
    «Tja, das ist dann aber ganz schön viel», sagte Daisy grinsend.
    «Kann man wohl sagen, vor allem weil es sogar ein kleiner Flügel ist.»
    «Ein Flügel! Heilige Scheiße!», rief sie und sprang von der Schaukel.
    «Wo rennst du denn hin?»
    Sie zeigte zu Terry dem Touristen rüber. «Das muss ich Willie erzählen.»
    «Gern geschehen!», rief Eve ihr nach.
    Daisy blieb stehen, drehte sich um und kam zu ihr zurück. Eve hörte auf zu schaukeln, und Daisy umarmte sie.
    «Danke, Eve! Ehrlich», sagte sie, ließ Eve sitzen und rannte davon.
    «Gern geschehen, Miss Daisy!», sagte sie, und dann kamen ihr die Tränen, weil sie sich fragte, ob sie miterleben würde, wie dieses Mädchen erwachsen wurde, seinen Träumen nachjagte und sich zum ersten Mal verliebte.
    Als Lily mit dem Kaffee wiederkam, fand sie ihre Freundin nachdenklich im Garten. Sie setzte sich auf die zweite Schaukel, und sie fingen an zu schaukeln, zuerst langsam und dann schneller und schneller und immer höher und höher, bis ihre Füße den Himmel berührten.
    «Wer am höchsten schaukelt, hat einen Wunsch frei», rief Eve.
    «Ich weiß, was ich mir wünsche!», sagte Lily.
    «Ich hab dich lieb, Eve Hayes!»
    «Ich hab dich lieb, Lily Brennan!»
    Sie kreischten, wie sie es als Kinder getan hatten. Als ihnen beiden ein bisschen flau im Magen wurde und das Schaukelgerüst wenig vertrauenerweckend zu knarzen anfing, wurden sie langsamer und stoppten schließlich. Dann gingen sie zurück ins Haus und lebten ihr Leben weiter.
***
    Eves Lebensplan
     
    Ein Monat Ayurvedakur mit Adam in Kerala.
    SUPER! Ich fühle mich phantastisch.
     
    Zur Geburt von Pauls Baby da sein.
    Oooohhhh, ein kleines Mädchen namens Lisa.
     
    Den Verkauf von Lilys Haus und die finanzielle Abwicklung überwachen. Ohne Schadenfreude – Zeit, loszulassen.
     
    Zu Lisas Taufe da sein.
    Der Priester wollte nicht mal wissen, ob ich katholisch bin. Was für eine seltsame Zeremonie.
     
    Mit Adam, Lily und Daisy zwei Wochen nach Peru reisen. Ich vermisse Clooney.
     
    Die Wohnung kaufen. Ich bin endlich zu Hause.
     
    Scott kennenlernen. Ist in Arbeit.
     
    Mit Adam unverheiratet glücklich sein bis an mein Lebensende. Auch in Arbeit.
     
    Das Haus für hundert Euro an Lily verkaufen.
     
    Clooney fünfzig Euro überweisen.
     
    Erleben, wie der Rote Unhold ins Gefängnis wandert.
     
    Da sein, wenn Lisa ihre ersten Schritte macht.
     
    Da sein, wenn Scott seinen Abschluss macht.
     
    Da sein, wenn Daisy heiratet.
     
    Erleben, wie Clooney und Lily wieder zusammenkommen.
     
    Scheiß drauf, ich bleibe, bis ich siebzig bin.

 
    Eves Beerdigungsplan
     
    Liebe Lily,
    bitte sorge dafür, dass sie mich nicht aufbahren. Es soll mich bloß keiner

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