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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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humorvoll und bewegend.
    «Ich wollte mit etwas Leichtem beginnen, also bin ich ins Internet gegangen, um ein paar Witze über Bisexuelle zu finden, aber es gibt keine. Wahrscheinlich haben Bisexuelle viel zu viel damit zu tun, an beiden Ufern zu fischen, um sich auch noch Witze auszudenken.»
    Pauls Mutter entgleisten die Gesichtszüge, und im Raum breitete sich tödliche Stille aus. Deswegen konnten auch alle hören, dass sie murmelte: «Um Gottes willen, müssen wir uns ausgerechnet heute so was anhören?»
    Simone konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Sie brach in herzliches Gelächter aus, Paul stimmte ein, und das Lachen schwappte wie eine La-Ola-Welle durch den Raum. Gar seufzte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er erzählte von seiner Jugend mit Paul und wie einschüchternd es war, mit jemandem befreundet zu sein, der ein großartiger Sportler, intelligent und obendrein auch noch so gut aussehend war, dass jedes Mädchen in Irland mit ihm gehen wollte. Diesen Satz quittierten Eve und Lily mit demonstrativem Hüsteln.
    «Also gut, fast jedes Mädchen, meine Frau eingeschlossen.»
    Gina erhob ihr Glas. «Ja! Darauf darfst du wetten!», sagte sie, und die Hochzeitsgesellschaft lachte. Dieser Teil der Rede gefiel Pauls Mutter offensichtlich besser.
    Gar sprach darüber, wie verschlossen Paul immer gewesen war, und obwohl er es mittlerweile verstand und auch akzeptierte, hatte diese Verschlossenheit im Laufe der Jahre zwischen ihnen eine Distanz geschaffen, die ihn seinen besten Kumpel sogar dann vermissen ließ, wenn sie sich im selben Raum befanden.
    Als es so aussah, als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen, wandte er sich mit einem breiten Lächeln an Simone. «Aber dann kamst du und hast ihn aus der dunklen Kammer befreit, in die er sich selbst gesperrt hatte. Du hast ihn heraus ans Licht gebracht. Ich habe ihn nie glücklicher und zufriedener erlebt, nie freier und nie offener als jetzt.»
    Simone lächelte, Tränen in den Augen.
    «Du vervollständigst ihn», sagte er, drehte sich um und blinzelte, und die Gästeschar beschwerte sich stöhnend über seine gespielte Sentimentalität.
    Pauls Vater fand warme Worte für seinen Sohn. Seine Sexualität erwähnte er mit keinem Wort, weil Paul mehr war als nur das, und er legte die Tatsache, dass sein Sohn verschlossen war, positiv aus, indem er ihn als wunderbaren Geheimnisträger bezeichnete. Er beschrieb ihn als ehrenhaft und geduldig. Bei dem letzten Wort warf er seiner Frau einen Blick zu. Es war unbeabsichtigt geschehen, doch die Gäste lachten, und als er merkte, was er getan hatte, lachte er ebenfalls.
    Pauls Mutter erhob ihr Glas und lächelte. Macht euch nur auf meine Kosten lustig. Wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht, wenn ich im Himmel bin und ihr alle im Fegefeuer schmort.
    Simones Vater war mit der Wahl seiner Tochter weniger glücklich, als er vorgab. Tapfer versuchte er, den Anlass zu feiern, doch er war nun mal kein Schauspieler. Er hielt seine Rede kurz und sprach hauptsächlich davon, was für ein wunderbarer Mensch Simone war, wie offen und verletzlich, und dass er sich rücksichtslos an jedem vergreifen würde, der es wagte, ihr weh zu tun. Er verzichtete darauf, Paul in seiner Familie willkommen zu heißen, so wie Pauls Vater es mit Simone getan hatte, wünschte den beiden schlicht Glück und versprach seiner Tochter, immer für sie da zu sein, was auch kommen möge. Simone schien die beinahe unverhohlenen Drohungen an ihren Ehemann nicht bemerkt zu haben, und falls doch, war sie eine bessere Schauspielerin als ihr Vater. Sie umarmte ihn herzlich und sagte ihm, wie sehr sie ihn liebte. Pauls Mutter sah aus, als wollte sie jeden Augenblick aufspringen und dem Mann ins Gesicht schlagen, denn obwohl sie sich selbst durchaus im Recht fühlte, über ihren Sohn zu richten, so durfte das außer ihr nur Gott allein. Paul, ganz Gentleman, reichte Simones Vater die Hand. Als sie einander die Hände schüttelten, applaudierte die Hochzeitsgesellschaft.
    Simone hielt eine kleine, aufgeregte, atemlose Rede voller Dankeschöns, warm und herzlich wie immer. Paul sagte, ebenfalls wie immer, nichts.
    Das Menü war köstlich und übertraf bei weitem, was auf Hochzeiten üblicherweise serviert wurde. Das Restaurant blickte auf den Croagh Patrick hinaus, dessen Hänge sich bis hinunter in die Clew Bay erstreckten, und während die Stunden verstrichen, änderte sich das Licht, und die wunderschöne Landschaft vor der

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