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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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war eine der letzten Nächte, in denen sein Schlaf nicht von Schmerzmitteln betäubt war.
    Manchmal spielten sie nachmittags gemeinsam Monopoly. Eve gewann fast immer. Clooney stellte die Behauptung auf, das läge an ihrer eiskalten, berechnenden Kapitalistenmentalität.
    «Ach, komm schon, Evey, nicht auch noch die Shrewsbury Road! Die kriegst du immer!», sagte ihr Vater, als es wieder mal so aussah, als würde sie gewinnen.
    «Die ist auch nicht mehr das wert, was sie mal war, falls dich das tröstet, Danny.»
    «Jetzt lass sie ihm doch einfach.»
    «Kann ich nicht machen, Clooney.»
    «Ich trenne mich gern vom Flughafen Shannon, Dad», erbot sich Clooney, doch sein Vater lachte nur.
    «Na sicher, mein Sohn.»
    Solange er noch zu richtigen Gesprächen fähig war, sprachen sie über alles und jeden, doch kein einziges Mal darüber, dass er im Sterben lag. Jean kümmerte sich um seinen letzten Willen und sein Testament, und sie war es auch, die seine Bestattungswünsche mit ihm besprach. Mit Papier und Stift saß sie da und schrieb mit, sobald er einen Wunsch äußerte. Die Hayes waren Agnostiker, und der Tod von Eves Mutter hatte ebenso wenig an ihrer Einstellung geändert, wie es Dannys Tod tun würde. Er hatte mit Religion nichts am Hut. Er glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod, zumindest nicht in der Form, wie es einem von den diversen Organisationen verkauft wurde. Weder nahm er an, dass er künftig auf irgendeiner Wolke im Himmel rumhängen würde, noch fürchtete er, in der ewigen Hölle zu schmoren. Er erwartete kein Wiedersehen mit Eves Mutter – es wäre nett, wenn es passieren würde, doch er hatte keine Angst vor dem endgültigen Aus. Auch als es ihm zusehends schlechter ging und der Umgang mit den Schmerzen immer schwieriger wurde, taten sie alle weiter so, als wären Clooney und Eve einfach zu einem ausgedehnten Besuch im Haus und als wäre alles in bester Ordnung.
    Als er ihnen schließlich langsam entglitt, war es für Clooney unerträglich, und Eve gab es auf, den Schein zu wahren. Als er um seinen letzten, mühseligen Atemzug rang, hielt sie seine Hand und flüsterte ihm ins Ohr. «Du darfst loslassen, Danny», sagte sie, und er drückte sanft ihre Hand, schloss die Augen und war nicht mehr.
    Jean saß an der Tür, den abgegriffenen Rosenkranz zwischen den Händen. Clooney stand am Fenster und sah hinaus. Er drehte sich lange nicht um. Eve blieb einfach sitzen, hielt ihrem Vater die Hand und machte sich mit der Rechten Notizen über die Dinge, die als Nächstes zu tun sein würden.
    Er wollte eine schlichte Trauerfeier in einem schönen Bestattungsinstitut, dazu ein paar Worte von Clooney und Eve, auch wenn er Verständnis dafür hätte, falls Eve nichts sagen wollte, denn schließlich wüsste er ja, wie sie sei. Er wünschte sich, dass sein alter Freund Lenny Gitarre spielte und ein paar Bob-Dylan-Songs sang, und nachdem sie ein paar Worte gesprochen, ein paar Lieder gesungen, ein paar Brötchen gegessen und ein paar Tassen Tee getrunken hatten, wollte er, dass sie seine Asche mit seinem geliebten Segelboot hinaus aufs Meer schipperten, um ihn dort feierlich ins Wasser zu kippen.
    «Ist das überhaupt erlaubt?», fragte Clooney Jean seinerzeit.
    «Wen interessiert das denn?», sagte Eve.
    Und so taten sie genau das. Eve packte einen Picknickkorb, eine teure Flasche Wein inklusive, und sie fuhren hinaus. Jean, Clooney und Eve standen an Deck, jeder von ihnen in seine eigenen Gedanken und Erinnerungen versunken. Sie vergewisserten sich genau, aus welcher Richtung der Wind wehte, weil Danny streng darauf bestanden hatte, damit sie ihn nicht versehentlich einatmeten oder verschluckten.
    «Die Windrichtung ist wesentlich», hatte er Jean gewarnt.
    «Verstanden.»
    «Absolut wesentlich», hatte er wiederholt, den Zeigefinger angeleckt und ihn in die Luft gehalten.
    «Hab’s kapiert.»
    «Und lasst bitte die Urne nicht ins Wasser fallen.»
    «Okey-dokey.»
    «Das wäre Umweltverschmutzung.»
    «Verstanden.»
    «Aber behalten sollt ihr die Urne auch nicht.»
    «Und was soll ich damit machen?»
    «Recyceln.»
    «Wird gemacht.»
    «Ich wünschte, mir bliebe mehr Zeit, dich zu lieben, Jean», sagte er und lächelte sie an. «Das tut mir so furchtbar, furchtbar leid.»
    «Mir auch», hatte sie gesagt und sich eine leise Träne gestattet, während sie seine Wünsche notierte.
    Nachdem die Windrichtung bestimmt war, reichte Eve Clooney die Urne, und die drei standen etwa eine Minute lang stumm da, ehe er

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