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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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die Asche über Bord warf. Eve schenkte drei Gläser Wein ein, und sie stießen auf ihn an. Jean weinte die ganze Rückfahrt über, leise und in ein großes Taschentuch, weil sie auf keinen Fall zu viel Aufhebens um sich machen wollte. Clooney war schweigsam und rührte sein Glas kaum an. Als sie in den Hafen einliefen, hatte Eve beinahe die ganze Flasche allein geleert.
    In den elf Monaten seit dem Tod ihres Vaters hatte sich viel geändert. Es war an der Zeit, das Haus ihrer Kindheit hinter sich zu lassen. Vor ihr lag ein neues Kapitel ihres Lebens, ein langsameres. Für Eve war es Zeit, stehen zu bleiben und an den Rosen zu riechen.
    Sie schloss die glänzende dunkelblaue Haustür hinter sich, und als sie das Ende der kurzen, baumbestandenen Allee erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um und warf einen allerletzten Blick auf das große weiße Haus, das von Kletterpflanzen und rosarot blühenden Ranken umgeben war, und die große Eiche im Vorgarten mit der Bank, die darunterstand. Mach’s gut, altes Haus! Mach’s gut, Kindheit! Mach’s gut, Mum! Mach’s gut, Danny! Ihr wart wunderbar, wir sind froh, dass wir euch beide hatten. Ich vermisse euch. Ich liebe euch. Ich danke euch, sollten wir uns nicht wiedersehen. Sie zögerte nicht und vergoss auch keine Träne. Eve neigte nicht zur Rührseligkeit, und ihre Mutter und Jean hatten ihr beigebracht, dass eine Dame stets weiß, wann es Zeit ist zu gehen. Sie nickte den Möbelpackern in ihrem Lieferwagen zu, die gerade ihre Pause beendeten, dann überquerte sie die Straße und stieg ins Auto. Sie steckte den Zündschlüssel ins Schloss und verließ die Straße, in der sie aufgewachsen war – und zwar, wie sie glaubte, endgültig.
    Am Morgen hatte Eve kurz mit Clooney telefoniert. Er befand sich in irgendeinem elenden Loch in Afghanistan, bewahrte Waisen und Flüchtlinge vor dem Verhungern und scherte sich nicht um die Einzelheiten des Hausverkaufs.
    «Ich brauche deine Bankverbindung.»
    «Wozu das denn?»
    «Für das Geld aus dem Hausverkauf.»
    «Überweis meinen Anteil einfach an irgendeine Krebshilfeorganisation.»
    «Bitte mach es nicht so kompliziert.»
    «Ich mache es einfach.»
    «Nein. Du machst es schwierig. Ich werde dein Geld nicht verschenken.»
    «Und wenn ich ganz lieb bitte sage?»
    «Schön. Ich richte dir ein Bankkonto ein.»
    «Ach. Heißt das etwa, dass ich mich mit Steuern rumschlagen muss?»
    «Man verschenkt sein Geld doch nicht, weil man sich nicht mit den Steuern rumschlagen will!»
    «Du nicht. Ich schon.» Er wechselte das Thema. «Du klingst erschöpft.»
    «Tja, ich bin ja auch erschöpft. Ich kümmere mich hier um alles, während du in Afghanistan herumturnst.»
    «In Kriegsgebieten turnt man nicht herum.»
    «Nein, wohl eher nicht», gab sie zu.
    «Du bist doch sicher froh, wieder zu Hause zu sein.»
    «Ach ja», antwortete sie halbherzig, «es ist toll.»
    «Vielleicht komme ich dich bald mal besuchen», sagte er, und sie lachte.
    «Na, das kann dauern», sagte sie. «Es muss schon jemand sterben, damit du mal nach Hause kommst.»
    Clooney widersprach ihr nicht. Stattdessen beendete er das Gespräch, indem er ihr sagte, sie solle mit dem Geld machen, was sie wolle. «Ich brauche es nicht, Eve, und ich will es auch nicht.»
    Clooney war, was Geld betraf, schon immer ziemlich eigen gewesen. Er hatte sich nie wirklich dafür interessiert. Schon als Kind hatte er sich von materiellen Dingen nicht beeindrucken lassen. Er hatte jahrelang auf Spesen gelebt und sein Geld aufs Sparbuch gepackt. Er führte ein Nomadendasein ohne Verpflichtungen. Er kannte noch nicht mal seinen Kontostand. Er speiste die Armen unter den schlimmsten Bedingungen, die man sich vorstellen konnte, und dazu brauchte er weder einen Anzug noch ein teures Auto. Eve dachte oft, dass ihr Bruder in einer Krise der verlässlichste Mensch auf Erden war, aber sobald die Krise vorbei war, war er wieder weg und zog weiter, weil er es wichtig fand, gebraucht zu werden.
    Clooney war mit zwanzig zu Hause ausgezogen, kurz bevor im September 1990 sein drittes Studienjahr auf dem College anstand. Er studierte Ingenieurswesen, aber irgendwie hatte er es bereits im ersten Semester geschafft, einen Job beim Campussender zu ergattern. Gemeinsam mit einem Mädchen namens Vera Kilpatrick moderierte er seine eigene Sendung. Sie hatten montags bis freitags jeden Abend von acht bis zehn ihren festen Sendeplatz. Seinen Namen hatte Clooney noch nie gemocht. Seine Mutter hatte ihn in einem

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