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Niemand lebt von seinen Träumen

Niemand lebt von seinen Träumen

Titel: Niemand lebt von seinen Träumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Munde abgespart hatte; Susanne trug es heute zum ersten Mal, um mit ihm dem warmen Frühlingstag Reverenz zu erweisen. Schon um das Kleid nicht zu Schaden kommen zu lassen, mußte Susanne stehen bleiben. Aber sie setzte eine solch abweisende Miene auf, daß der Herr sofort ihren Arm freigab.
    »Warum sind Sie eigentlich so böse?« fragte er leise. Zum ersten Male nahm Susanne Notiz von seiner angenehmen, dunklen Stimme. Sie sah zu ihm auf und bemerkte seine sympathischen blauen Augen und das gewinnende Lächeln um seine Lippen.
    »Habe ich Ihnen bei dem Zusammenprall weh getan? Das würde ich sehr, sehr bedauern. Ich könnte es wohl nur gutmachen, wenn Sie mir erlauben, ein paar Schritte mit Ihnen durch diesen herrlichen Park zu gehen, in dem man glücklicherweise so wenig von den Trümmern sieht, die uns der Krieg hinterlassen hat.«
    Susanne fand plötzlich, daß er ausgesprochen nett plaudern konnte, und sah ihn sofort etwas freundlicher an.
    »Sie sind wie ein Rennauto um die Ecke gebraust«, sagte sie unlogisch und bemühte sich auch noch, einen zwar leichten, aber unüberhörbaren Tadel in ihre Stimme zu legen. »Und entschuldigt haben Sie sich auch nicht.«
    Frank Barron schüttelte den Kopf, als wäre er selbst entsetzt über das, was er verbrochen hatte. Auf seinem Gesicht zeigte sich gut gespielte Zerknirschtheit. Es wirkte so lustig, daß Susanne wohl oder übel lachen mußte.
    »Wirklich, ich bin ein Flegel, mein Fräulein, bitte …« Er hielt ihr seine Wange hin. »Ich gestatte Ihnen, mir eine Ohrfeige zu geben.«
    Susanne nahm amüsiert an. »Das ist eine einmalige Gelegenheit«, sagte sie fröhlich, hob ihre rechte Hand und schlug ganz leicht auf seine Backe. Doch im gleichen Augenblick fühlte sie sich von seinen starken Armen umfaßt, und ehe sie sich wehren konnte, hatte er sie schon geküßt. Sie schüttelte die braunen Locken aus ihrem Gesicht und blitzte ihn gewollt wütend an.
    »Frechheit«, sagte sie laut und stampfte mit dem rechten Fuß auf.
    »Schmerzensgeld«, stellte der Sünder lakonisch fest. »Nun sind wir quitt. Aber jetzt gehen wir zur Versöhnung eine Tasse Kaffee trinken.«
    »Ach wirklich? Und wenn ich mich weigere?«
    »Das können Sie gar nicht mehr! Nachdem Sie mich geschlagen haben, besitze ich ein Anrecht darauf, mich intensiv mit Ihnen zu beschäftigen.«
    »Und Sie haben mich geküßt!«
    »Das ist doch ein weiterer Grund, der dafür spricht, daß wir diesen schönen Tag gemeinsam ausklingen lassen sollten. Solch einen Sympathiebeweis dürfen Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Bedenken Sie, daß heute auf einen Mann 23 Mädchen kommen. Wir vom starken Geschlecht sind Mangelware. In ein paar Jahren besitzen wir vielleicht Seltenheitswert! Deshalb ist ein Kuß fast ein Rettungsring, der vor drohender lebenslanger Jungfernschaft bewahrt.«
    Susanne sah Frank Barron mit ihren großen braunen Augen an und nickte dann, als wäre sie überzeugt worden. »Sie sind unverbesserlich! Wenn alle Männer so wären wie Sie, Sie Ekel, dann wäre es wirklich gut, wenn sie auf dieser Erde nicht weiter ihr Unwesen treiben könnten. Vielen unschuldigen, ahnungslosen Mädchen bliebe dann eine Menge erspart.«
    Frank hakte sie unter und lachte. »Also gehen wir?« fragte er, und es klang wie ein Liebesruf.
    Susanne tat, als würde sie sich widerwillig in ein unabänderliches Schicksal fügen.
    »Meinetwegen. Sonst werde ich Sie überhaupt nicht wieder los!«
    Es blieb dann natürlich nicht nur bei einer flüchtigen Einkehr. Mehrere Stunden saßen sie in eifriger Unterhaltung in dem kleinen Café am See des Parks. Denn Frank wollte alles über Susanne erfahren, und auch er selbst hielt mit seinem Lebenslauf nicht hinter dem Berg.
    So hörte Susanne, daß er als Ingenieur bei Krupp in Essen tätig sei und nach Köln gekommen war, um eine geschäftliche Verhandlung zu führen. Diese aber habe unerwarteterweise nur den Vormittag beansprucht, und er habe die freien Stunden nutzen wollen, um sich anzusehen, welche Fortschritte das während des Krieges in so starkem Maße zerstörte Köln beim Wiederaufbau bisher gemacht habe. Und da sei ihm Susanne in die Arme gelaufen.
    Susanne hingegen erzählte von ihrem Studium, das sie sich verdiene, indem sie wöchentlich mehrmals einem Antiquar in dessen Laden helfe. Dieser sei auf Militaria spezialisiert und mache, da die Engländer auf alle ›Andenken‹ aus dem Zweiten Weltkrieg scharf seien, ein glänzendes Geschäft. Ohne diese Arbeit hätte sie

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