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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Was?«
    Kristen Lark lächelte. »Vielleicht
behalten Sie ihn besser — wenn er verspricht, ruhig zu sein. Überlegen Sie es
sich, ich hole inzwischen ein Tonbandgerät.« Sie eilte aus dem Raum und sprühte
fast Funken vor nervöser Energie.
    Lindsay sagte zu Sanderman: »Sie sind
ein Dummkopf.«
    »Wenn Sie hierbleiben wollen, seien Sie
ruhig.«
    »Ich möchte das im Protokoll haben, daß
Sie dies hier gegen den Rat Ihres Anwalts tun.«
    »In Ordnung. Wir nehmen es mit aufs
Band.«
    Kristen kam mit dem Tonbandgerät
herein, gefolgt von Ripinsky, der die Tür hinter ihnen zuzog. Kristen stellte
es auf, sprach eine Vorbemerkung ins Mikrophon und sagte dann zu Sanderman:
»Erzählen Sie uns bitte in Ihren eigenen Worten, was letzten Samstagabend
passiert ist.«
    Ned fuhr sich mit der Zunge über die Lippen
und schaute auf das Bandgerät. Er wischte sich die feuchten Handflächen an den
Jeans ab und fing an. »Es ging gegen sechs Uhr los. Da erschien Mick Erickson
vor meiner Hütte im Willow Grove Lodge und wollte mit mir über Earl Hopwood
reden.«
    Erickson habe ihm erzählt, fuhr
Sanderman fort, daß er die letzten Tage in einem der Wohnwagen bei der Goldmine
zugebracht und seinen Schwiegervater zweimal in dessen Hütte im Stone Valley
aufgesucht habe, um vernünftig mit ihm zu reden. Es sei schwer gewesen, Hopwood
zu erreichen, denn er habe dort nicht mehr gewohnt, sondern irgendwo draußen
gezeltet und fortwährend die Transpacific auf ihrem Besitz belästigt und geschädigt.
Bei der zweiten Gelegenheit — an jenem Morgen — hätten sie gestritten, und
Hopwood habe seine Waffe gegen ihn gezogen. Erickson habe sie ihm weggenommen
und ihm dabei versehentlich eine Fleischwunde zugefügt.
    »Das hat Mick ganz schön mitgenommen«, sagte
Sanderman. »Er hat den alten Mann gemocht und hatte nie vor, ihm weh zu tun.
Und er fürchtete, die Aussichten auf eine mögliche Versöhnung mit seiner Frau
könnten sinken. Zugleich sei ihm aber auch der Gedanke gekommen, daß Hopwood
vielleicht, wie er es ausdrückte, einen Unfall erleiden könnte. Jedenfalls
haben wir die Vorstellung eine Zeitlang diskutiert, doch so richtig konnten wir
uns beide nicht dafür erwärmen. Ich war trotzdem nervös. Ich hätte mich mit der
Coalition überworfen — mit der gesamten Umweltbewegung sogar — , wenn der
Handel danebengegangen wäre und sie erfahren hätten, daß ich es war, der
Promiseville verkauft hat.«
    »Warum haben Sie das getan?« fragte
Kristen. »Brauchten Sie Geld?«
    »Ja. Eine Menge.«
    Hinter mir zischte Ripinsky.
    Sanderman sah ihn an. »Aber nicht für
mich — es war für die Coalition. Transpacific hat mir zweimal eine erhebliche
Summe in bar ausgezahlt, die ich als Spende weitergegeben habe, und sie haben
mir eine weit größere Summe in Aussicht gestellt, sobald mit dem Bau begonnen
würde. Einige Leute« — er warf einen vorwurfsvollen Blick auf Hy — »machen sich
nicht klar, was die Durchführung unserer Kampagnen kostet. Allein die
Verwaltungskosten... Manchmal müssen sie eine Sache für eine andere, die mehr
wert ist, über Bord werfen.«
    Ripinsky blieb still, aber ich spürte,
wie sein Zorn wuchs.
    »Und was passierte an dem Abend dann
weiter?« fragte Kristen Sanderman.
    »Wir haben uns ungefähr eine Stunde
unterhalten. Jemand klopfte an die Tür, und ich sah nach. Zuerst dachte ich, es
sei einer von diesen Männern aus den Bergen — bei dem wilden Blick und dem
zerzausten Haar —, aber Mick kam dazu und nannte ihn ›Mr. Hopwood‹.«
    Nach Sandermans Eindruck hatte Hopwood
auch getrunken, doch bald wurde ihm klar, daß er ernstlich aus dem Gleichgewicht
war. Zwischen ihm und Erickson brach gleich wieder der alte Streit aus, und
bald rannte Hopwood nur noch in der Hütte auf und ab, tobte und erhob seltsame
Anschuldigungen.
    »Was für Anschuldigungen?« fragte
Kristen.
    »Urtümlich klingende Dinge, als zitiere
er aus der Bibel. Er nannte Mick einen Frevler und eine bissige Schlange.
Sagte, er sei ein Diener Satans.«
    »War Mr. Hopwood bewaffnet?«
    »Nein, Mick hatte die Waffe behalten,
nachdem er auf ihn geschossen hatte. Hatte sie irgendwo eingeschlossen.«
    »Und weiter?«
    »Die Lage geriet jetzt außer Kontrolle.
Hopwood rannte in die Küche. Mick ging ihm nach und schrie etwas von Messern.
Dann fiel ein Schuß. Mick ging zu Boden. Noch ein Schuß, und dann sprang
Hopwood über ihn weg. Er hatte meine Zweiundzwanziger in der Hand und rannte
aus der Hütte.«
    »Woher hatte er die

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