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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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oben auch.«
    »Wo steckt er?«
    »Überprüft alles. Dann hat er vor, mich
noch näher hinzuschaffen.«
    Mir prickelte die Haut, und ich
richtete mich auf. »Wir müssen hier raus.«
    »Kann nicht gehen — alles taub.«
    »Doch, Sie können. Ich helfe Ihnen.«
    Ich griff ihm unter die Arme und zog
ihn hoch. Er sackte gegen mich.
    »Sie müssen aber auch mithelfen«, sagte
ich.
    Er nickte und biß die Zähne zusammen,
während er versuchte, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Aus der Parallelsohle kamen Geräusche:
Schritte.
    Ong zuckte zurück. »Das ist er!«
    Ich zog ihn zu meiner Sohle hinüber. Er
torkelte zur Seite, und wir krachten gegen die Wand.
    Als ich Ong von mir wegstieß, wurde am
anderen Ende der Sohle ein Licht sichtbar. Am Zugang tauchte ein Mann auf.
    Er ähnelte andeutungsweise dem Earl
Hopwood auf dem Foto. Das graue Haar stand ihm in wilden Strähnen vom Kopf. Die
Haut hing ihm faltig wie einem Truthahn am Hals. Die Furchen in seinem Gesicht
glichen den Riefen in den Felswänden rundum. An den Augen erkannte ich ihn:
schwarz und brennend und in Farben sprühend, die aus einem fremden Spektrum zu
kommen schienen. Farben aus einer anderen Welt, wo das Meer und der Himmel wie
Blut wurden und der Mond wie ein schwarzer Sack.
    Ich schob Ong von mir fort und griff
nach dem Colt. Aber als meine Finger den Griff berührten, sah ich, daß Hopwood eine
Waffe auf uns gerichtet hielt. Ich ließ meine Hand so hinunterfallen, daß er
sie sehen konnte.
    Einige Sekunden lang bewegte sich
keiner von uns. Dann sah Hopwood von mir zu Ong und sagte: »Die Hure und der
Frevler.«
    »Mr. Hopwood.« Meine Stimme klang dünn
und schwach. »Ich komme gerade von Ihrer Tochter. Margot wartet im Willow Grove
Lodge auf Sie. Sie möchte Sie sehen.«
    »Ich habe keine Tochter namens Margot.«
    »Gut, dann Peggy.«
    »Margaret, wie ihre Mutter.«
    »Ja, Margaret. Sie wartet. Wollen Sie
nicht mit mir kommen?«
    Die Pistole in Hopwoods Hand bewegte
sich hin und her. Ich sah Ong an. Er hockte zusammengekauert am Boden. Konnte
man von ihm überhaupt Hilfe erwarten?
    Hopwood hielt die Pistole ruhiger. »Sie
kommt rechtzeitig hierher. Um von ihrem Verrat reingewaschen zu werden. Alles
wird neu erstehen.«
    Großer Gott, dachte ich, er ist
wirklich ausgerastet. Mit ihm kann man nicht vernünftig reden.
    Wieder sah ich zu Ong. Er war noch
weiter in sich zusammengesunken, die Arme um den Bauch geschlungen. Von seiner
Seite gab es keine Hilfe.
    Das Gewicht des Colts lag beruhigend an
meiner rechten Hüfte. Ich sagte: »Wie werden die Dinge neu erstehen?« und legte
meine Arme auf den Rücken, wie eine aufmerksame Sonntagsschülerin.
    Hopwoods irrer Blick schien abgelenkt.
Erneut schwankte die Waffe hin und her. Ich maß die Entfernung, die ich
überspringen mußte, um sie zu erreichen.
    Aber wieder wurde sie ruhig in seiner
Hand. »Zuerst müssen die Berge und Felsen einstürzen.«
    Meine Finger berührten den Griff des
Colts.
    »Und der Stern mit Namen Wermut muß
herabstürzen.«
    Langsam zog ich ihn aus dem Gürtel.
    »Viele Menschen starben von den
Wassern, denn sie waren bitter geworden.«
    Die Trommel des Revolvers blieb an
meinem Hosenbund hängen. Ich bekam ihn nicht frei, ohne daß es aufgefallen
wäre.
    Ich zuckte mit den Schultern, nutzte
diese Bewegung, um die Waffe freizubekommen, und sagte: »Die Wasser des Tufa
Lake sind immer schon bitter gewesen.«
    »Schweig, Mutter der Hurerei!«
    Ich hielt den Colt hinter mir — bereit
und in Erwartung meiner Chance. Ich beobachtete Hopwood, und er beobachtete
mich. Seine fremdartigen Blicke blitzten in ihren fremdartigen Farben —
    Und dann hatte Ong sich schließlich
doch entschlossen, tapfer zu sein. Er sprang hoch und machte einen Satz auf
Hopwood zu, griff nach seiner Waffe. Ich hob den Colt. Sah einen blendenden
Blitz. Spürte Steinsplitter auf meine Haut sprühen. Als ich mich duckte, kam
der Knall als doppeltes Echo von den Wänden zurück.
    Auch Ong war am Boden. Ich rollte
herum, packte den Colt mit beiden Händen und schoß, ohne sorgfältig zu zielen,
in Hopwoods Richtung. Ich verfehlte ihn, und er drehte sich um die eigene Achse
und verschwand in der Sohle hinter ihm. Ich hörte, wie sich seine Schritte
entfernten. Er rannte fort, tiefer ins Innere der Erde. Er rannte zu seiner
Dynamitladung.
    Ong stieß sich vom Boden ab. Er war
nicht getroffen worden. Ich packte seinen Arm und zog ihn zur Parallelsohle. Er
stolperte. Ich riß ihn heftig weiter.
    »Los doch,

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