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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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fahren.«
    »Manchmal werden Leute zu solchen
Spinnern wie Hopwood, weil sie einfach zu weit getrieben werden«, bemerkte Hy.
    Sie sah ihn streng an. »Das ist keine
Entschuldigung. Und ich rede nicht nur von Leuten, die glauben, sie haben einen
direkten Draht zum lieben Gott. Ihr Umweltschützer seid kaum besser.«
    Ich hätte erwartet, daß nun er
ärgerlich würde, aber er zuckte bloß mit den Schultern und stellte seine leere
Kaffeetasse auf den Tisch. »Besser, man glaubt an eine Sache, als ohne
Leidenschaft und Liebe durch das Leben zu gehen.«
    »Das ist ja schön und gut, aber man muß
auch ein wenig seinen Verstand gebrauchen.«
    »Verstand ist in Ordnung bis zu einem
bestimmten Punkt. Aber was machen Sie, wenn niemand zuhört?«
    Jetzt standen sie patt. Ich unterbrach
sie. »Kristen, was ist mit Ned Sanderman?«
    Ihr Gesicht hellte sich auf, als wäre
ihr gerade erst eingefallen, daß sie das Geschenk für mich hatte. »Er ist im
Zimmer nebenan. Der Schweinehund kam hier vor ungefähr drei Stunden
hereinmarschiert und hat sich gestellt.«
    »Was hatte er zu sagen?«
    »Nicht viel. Kaum hatten wir ihm seine
Rechte vorgelesen, war er überhaupt nicht mehr kooperativ und verlangte einen
Anwalt. Der einzige greifbare war Tom Lindsay, der Winkeladvokat unserer Stadt.
Er ist jetzt bei ihm, und Sanderman sagt kein Wort. Aber wenigstens haben wir
ihn.«
    »Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Sicher.« Sie winkte mir, ihr zu
folgen. »Aber wenn Sie glauben, Sie kriegen etwas aus ihm heraus, dann
vergessen Sie es.«
    Sanderman und sein Anwalt saßen an einem
Tisch in einem Raum, der genauso aussah wie der, den wir gerade verlassen
hatten. Im grellen Neonlicht sah Sanderman müde aus, verängstigt und irgendwie
krank. Lindsay, der Anwalt, war ein fetter Mann in taubenblauem Anzug mit einer
Schicht Schuppen auf den Schultern. Er sah wie einer dieser Anwälte aus, denen
es Spaß machte, einem das Wort im Mund herumzudrehen.
    Als Sanderman mich sah, bekam er große
Augen und wollte auf stehen.
    Lindsay bedeutete ihm, sitzen zu
bleiben. »Detective Lark, wir warten nun schon eine geraume Zeit. Würden Sie
wohl —«
    Ich trat vor. »Herr Rechtsanwalt, ich
bin Sharon McCone und als Privatdetektivin von Mr. Sandermans Organisation
engagiert.«
    Lindsay übersah meine ausgestreckte
Hand. »Falls Sie sich Sorgen um Ihr Honorar machen sollten — «
    »Ich mache mir Sorgen um Ned, Mr.
Lindsay.« Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich. Kristen lehnte sich mit
verschränkten Armen und leicht amüsiertem Blick an die Wand hinter mir.
    Ich wandte mich an Sanderman. »Wie geht
es Ihnen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Warum haben Sie sich gestellt?«
    Lindsay sagte: »Ich habe meinen
Mandanten darüber unterrichtet, daß — «
    Ich sah ihn an und gab mir keine Mühe,
meine Verachtung zu verbergen. »Warum sind Sie nicht einfach ruhig? Ich
versuche, Ihrem Mandanten zu helfen.«
    Lindsay stotterte: »Detective Lark, ich
protestiere — «
    »Um es etwas weniger höflich zu sagen,
Herr Rechtsanwalt — halten Sie den Mund, Ihr Mandant ist kein Schwerverbrecher.
Er hat niemanden getötet. Er ist nur der unerlaubten Beseitigung einer Leiche
schuldig.«
    Kristen gab einen überraschten Laut von
sich und stieß sich von der Wand ab. »Wovon reden Sie da, McCone?«
    Ich ignorierte sowohl sie als auch den
Anwalt. Sagte zu Sanderman: »Das stimmt doch, nicht?«
    Man sah ihm die Erleichterung an, als
er nickte.
    »In Ordnung«, sagte Kristen, »wenn das
so ist, wer hat denn dann Mick Erickson umgebracht?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber
ich glaube, es war Earl Hopwood. Was meinen Sie, Ned?«
    »Ja, er war es.«
    Lindsay starrte mich an, die fetten Lippen
geschürzt, die Backen gebläht vor Enttäuschung. Ich hatte den Eindruck, daß er
gerade ein gewaltiges Honorar davonschwimmen sah.
    Kristen fragte mich: »Wie kommen Sie
darauf?«
    »Je länger ich mir Gedanken über den
Mord an Erickson machte, desto klarer wurde mir, daß Ned überhaupt kein Motiv
hatte, ihn zu erschießen. Selbst wenn alle Indizien auf ihn hinweisen, er hatte
keinen Grund, mit seinem Mitverschwörer zu streiten oder ihn zu töten.«
    Kristen wandte sich an Sanderman.
»Wollen Sie eine Aussage machen?«
    »Deswegen war ich eigentlich
hergekommen. Aber als Sie sagten, Sie beschuldigen mich des Mordes — «
    Lindsay sagte: »Jetzt aber kein Wort
mehr — «
    Sanderman unterbrach ihn. »Kann ich
meinen Anwalt jetzt und auf der Stelle rausschmeißen?«
    »Wie?

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