Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Bewohnern der Gegend nach Franklin Tarbeaux erkundigten,
wollte ihn keiner kennen. Die ›Wüstenratten‹, die im Stone Valley lebten,
behaupteten, nicht gemerkt zu haben, daß jemand auf den 700 Acre auf der
Ostseite der Mesa über Promiseville, wo sich die alte Mine befand, schürfte.
    Fünftens: Earl Hopwood war so etwas wie
ein Einsiedler. Er wohnte in einer Hütte am äußersten Ende des Stone Valley und
schürfte den Fluß entlang, der dort vorbeifloß. Als Hy Ripinsky, der Hopwood
seit seiner Kindheit kannte, sich nach ihm erkundigte, stellte sich heraus, daß
den alten Mann seit zwei Wochen oder mehr niemand mehr gesehen hatte.
    »Das war, als Transpacific mit ihrer
Vermessungstruppe angerückt kam, das Land einzäunte und Bodenproben nahm«,
fügte Anne-Marie hinzu.
    »Das wär’s?«
    »Nein. Jetzt kommt etwas sehr
Merkwürdiges: Ein paar Tage nach Neds und meiner Ankunft wurde sowohl in Hys
Haus als auch in den Wohnwagen der ›Freunde des Tufa Lake‹ eingebrochen — er
steht neben unserem. Und einen Tag später fanden Ned und ich Spuren, daß man
auch in unsere Hütte oben in der Feriensiedlung gewaltsam eingedrungen war.«
    »Was wurde gestohlen?«
    »Soweit wir sehen konnten, nichts.«
    »Viel Kriminalität hier in der Gegend?«
    »Ganz wenig — meistens Trunkenheit am
Steuer oder Angeln ohne Angelschein, wie man hört.«
    Ich legte die Gabel hin und wartete,
bis die Kellnerin abgeräumt hatte. Als sie mit dem Kaffee heraneilte, fiel mir
die Person ein, die mich in dem Tufa-Wald beobachtet hatte. Gehörte das auch zu
den »Seltsamkeiten« hier?
    Die Kellnerin ging, und ich sagte: »An
einem Ort wie diesem weiß wohl jeder alles von jedem.«
    »Du hast es erfaßt.«
    Ich nippte an meinem Kaffee und dachte
weiter nach. »Was hat, wenn überhaupt, Lily Nickles mit der Sache zu tun?«
    Anne-Marie sah mich überrascht an. »Die
Tiger-Lily? Soweit ich weiß, nichts. Außer, daß sie draußen im Stone Valley
schürft. Wo bist du ihr begegnet?«
    »Sie hatte einen Streit mit Hy, als ich
zum Wohnwagen ging. Er schien nicht wütend oder aufgeregt zu sein. Aber sie.«
    »Hy wird nicht so leicht wütend. Aber
wenn, dann nimm dich in acht.«
    »Erzähl mir von ihm. Er hat dauernd halbmilitärische
Ausdrücke in unser Gespräch einfließen lassen. Und woher hat er um Gottes
willen diesen schrecklichen Namen?«
    Sie lächelte schwach. »Von seinen
Eltern, wie üblich. Seine Mutter war Deutsche, daher der ›Heino‹. Sein Vater
stammte aus einer russischen Familie, die vor Generationen über die Aleuten
nach Alaska eingewandert war. Geboren ist er im Central Valley, aber
aufgewachsen ist er hier in Vernon nach der Scheidung und Wiederverheiratung
seiner Mutter. In den Siebzigern war er ein paar Jahre weg. Manche behaupten,
er war bei der CIA, und so, wie er spricht und denkt, glaube ich das auch.«
    »Und keiner fragt ihn?«
    »Er ist kein Mann, den man nach seiner
Vergangenheit fragt.«
    »Vom CIA-Agenten zum Umweltschützer ist
es ein langer Weg. Wie ging das vor sich?«
    »Das wenige, was ich weiß, stammt von
Rose Wittington. Als Hy zurückkam, lebte er zuerst sehr zurückgezogen draußen
auf einer kleinen Schaf-Ranch an der Straße ins Stone Valley, die er von seinem
Stiefvater geerbt hatte. Er schien viel Geld zu haben: baute das Haus aus, fuhr
einen teuren Wagen, besaß ein Flugzeug. Aber er suchte keine Gesellschaft,
nicht einmal die alter Freunde, und man sah ihn selten in der Stadt.«
    »Wodurch wurde das anders?«
    »Er lernte Julie Spaudling kennen, eine
Umweltschützerin, die ein paar Jahre vorher hergezogen war und die ›Freunde‹
gegründet hat. Sie hat ihn Schritt für Schritt aus seiner Isolation gelockt und
ihn in die Geschichte hier hereingezogen. Ungefähr ein Jahr danach heirateten
sie. Vor etwa drei Jahren ist sie an multipler Sklerose gestorben. Ihr Vermögen
— sie hatte von ihrem Vater, einem Großzüchter im Kern County, geerbt — hat sie
testamentarisch in eine Stiftung umgewandelt, die Umweltorganisationen
unterstützt, vor allem die ›Freunde‹. Als deren Direktor hat sie Hy bestimmt.«
Anne-Marie brach ab und sah mich nachdenklich an. »Rose Wittington hat das
gleiche wie du gesagt: daß es eine ziemliche Wandlung war vom CIA-Mann — wenn
er es denn gewesen ist — zum Umweltschützer. Aber sie hat Hy nicht auf die Art
beobachtet, wie ich das getan habe. Hinter diesem zurückgenommenen Äußeren ist
er noch immer gefährlich.«
    »Inwiefern?«
    »Also, wenn man sich ansieht,

Weitere Kostenlose Bücher