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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wie er
arbeitet, auch im Rahmen des Umweltschutzes. Er ist... Wie soll ich das
beschreiben? Kennst du die ›Earth First!‹?«
    Ich nickte. ›Zuerst die Erde!‹ — das
war eine Organisation, die sich an die Taktik der direkten Konfrontation hielt.
Manche redeten von einem »Öko-Terrorismus«, mit dessen Hilfe sie ihre Ziele
durchzusetzen versuchten. Während die meisten an diesem radikalen Ende des
Spektrums es als nicht weiter schlimm fanden, Markierungen von Baustellen
verschwinden zu lassen oder Ölbohranlagen zu sabotieren, betrachteten es einige
wenige unter ihnen sogar als läßliche Sünde, zum Beispiel Bäume zu »präparieren«
— das heißt, versteckte Nägel in Baumstämme zu schlagen, so daß es die
Kettensägen zerriß und der herumfliegende Stahl die Holzfäller verletzte oder
sogar tötete. Als der ›Earth Day‹ begangen wurde, hatte ich eine Meldung
mitbekommen, nach der ›Earth First!‹ diese Taktik von sich gewiesen habe. Aber
mit meinem gewohnten Zynismus hatte ich mich gefragt, was sie wohl zu dieser
Distanzierung bewogen hatte. Später gab es Berichte darüber, daß zwei ihrer
Anführer bei einer Explosion verletzt worden seien, und zwar möglicherweise
durch eine selbstgebaute Bombe. Das nahm ich als eine Bestätigung meiner
zynischen Unterstellungen.
    »Hat Hy mit ihnen zu tun?« fragte ich.
    »Nein, er ist viel zu sehr
Einzelgänger, als daß er sich irgendeiner Gruppe anschlösse. Der einzige Grund,
warum er mit den ›Freunden‹ zu tun hat und mit der Coalition zusammenarbeitet,
liegt darin, daß sie an der Spaulding Foundation hängen. Und ich bezweifle, ob
er überhaupt mit der Stiftung etwas im Sinn hätte, wenn er sich nicht durch
Julies Testament verpflichtet fühlte. Und doch ähnelt Hy in gewisser Weise den
Leuten von ›Earth First!‹: Er ist im Grunde ein verrückter Kerl, der gegen
jeden auf jede denkbare Art losgeht, damit er ihm nur zuhört.«
    »Ein Kreuzzügler wie du, hm?«
    »Viel schlimmer. Hy pfeift auf Gesetze.
Und er hat vor nichts Angst — auch nicht vor Cops und Hilfssheriffs mit Prügeln
und Schrotgewehren. Als die Kampagne zur Erhaltung des Tufa Lake auf dem
Höhepunkt war, hat er eine Menge Zeit in verschiedenen Gefängnissen verbracht.
Kaum hatte er eine Strafe abgesessen, hatte er sich auch schon den nächsten
Ärger eingehandelt und saß wieder hinter Gittern. Er behauptet, von Martin
Luther King und Gandhi beeinflußt zu sein. Ich würde noch die Kamikaze-Flieger
und Dschingis Khan dazuzählen.«
    »War seine Frau noch am Leben, als das
alles passierte?«
    »Zunächst schon, aber viel schlimmer
wurde er noch, als sie tot war. Ich glaube, sie hatte einen besänftigenden
Einfluß auf ihn. Rose Wittington sagt, Julie sei den größten Teil ihres Lebens
an den Rollstuhl gefesselt gewesen, aber das habe sie nicht daran gehindert zu
tun, was sie tun wollte. Sie reiste in Kalifornien herum und unterstützte die
verschiedensten Gruppen persönlich und mit Geldgeschenken. Als sie an den Tufa
Lake kam, war ihr klar, hier wollte sie sich ansiedeln. Sie war eine Kämpferin,
genau wie Hy. Als die ›Freunde‹ in L.A. die Wasserwerksverwaltung blockierten,
war sie dabei. Und auch bei den Sit-ins in Sacramento. Aber Julie hatte sich
immer unter Kontrolle. Bei Hy war das für lange Zeit nach ihrem Tod nicht so.«
    »Und jetzt?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Er hat
sich gebessert, doch manchmal glaube ich, es ist nur die Verantwortung für die
Stiftung, die ihn davon abhält, loszuplatzen und... na ja, Gott weiß was für
Dinge zu tun.«
    »Da hat ihn Julie Spaulding also aus
sehr gutem Grund zum Direktor ihrer Stiftung gemacht.«
    »Das nehme ich an.«
    »Ist er schon mit der Transpacific
zusammengestoßen?«
    »Nein, er ist nur einmal bei der
Goldmine gewesen. Das war anläßlich einer Public-Relations-Tour, zu der die
Gesellschaft Leute eingeladen hatte, die sich Sorgen machten. Andererseits hat
Transpacific sehr große Zurückhaltung geübt und sich geweigert, mit
Umweltschützern ins Gespräch zu kommen. Ehe sie das nicht tun, gibt es keine
Konfrontationen.«
    »Und dann?«
    »Das ist eine Frage, auf die ich die
Antwort gar nicht erfahren möchte.«
    »Ich frage mich, worüber Hy und die
Nickles sich heute nachmittag gestritten haben.«
    Anne-Marie sah auf die Uhr und schob
ihren Stuhl zurück. »Wir haben jetzt mit ihm und Ned eine Verabredung im
Wohnwagen. Frag ihn doch selbst.«
     
     
     

3
     
    Zehn Uhr. Ich unterdrückte ein Gähnen
und versuchte,

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