Niewinter 01 - Gauntlgrym
sagte Drizzt an Banak gewandt.
»Hiermit beginnt die Regentschaft von Banak Starkamboss, dem elften König von Mithril-Halle«, sagte Cordio.
»Ich fühle mich geehrt, Priester«, antwortete der alte Banak schweren Herzens und mit gesenktem Blick. Sein Sohn, der hinter dem Stuhl stand, klopfte ihm auf die Schulter. »Wenn ich nur halb so ein König sein kann wie Bruenor, wird die Welt meine Herrschaft als gut – ach was, als großartig bezeichnen.«
Thibbledorf Pwent trat zögernd vor und ließ sich vor Banak auf ein Knie sinken. »Mein … mein Leben für dich, mein … mein König«, stammelte er, denn er brachte die Worte kaum über die Lippen.
»Gesegnet sei mein Gefolge«, erwiderte Banak und tätschelte Thibbledorf den Schopf.
Der gestählte Schlachtenwüter hob den Unterarm vor die Augen, wich zurück und warf sich über Bruenor, den er fest umarmte. Dann wankte er mit einem Jammerschrei zurück und verließ taumelnd den Raum.
Bruenor wurde neben Catti-brie und Regis beigesetzt, im prächtigsten Mausoleum, das es in diesem alten Zwergenreich je gegeben hatte. Einer nach dem anderen traten die Ältesten der Sippe Heldenhammer vor, um in langen, bewegenden Reden die vielen großen Taten des mächtigen Königs Bruenor zu rühmen, der sein Volk aus der Finsternis der zerstörten Hallen in eine neue Heimat im Eiswindtal geführt hatte, höchstpersönlich ihr altes Zuhause wiederentdeckt und erneut für seine Sippe beansprucht hatte. Etwas vorsichtiger äußerten sie sich über den Diplomaten Bruenor, der die politische Landschaft der Silbermarken so nachhaltig verändert hatte.
Und so ging es drei Tage lang weiter, Tag und Nacht, eine Lobeshymne nach der anderen, die zuverlässig mit einem von Herzen kommenden Trinkspruch auf den würdigen Nachfolger endeten, den großen Banak Starkamboss, der seinen Namen nun offiziell um den Zusatz »Heldenhammer« erweitert hatte: König Banak Starkamboss Heldenhammer.
Aus allen Königreichen der Umgebung trafen Gesandte ein, und selbst die Orks kamen zu Wort. Ihre Priesterin, Jessa Dribble-Obould, hielt eine lange Rede, in der sie nur Gutes über diesen bemerkenswerten König zu berichten hatte, und äußerte die Hoffnung ihres Stammes, dass König Banak sich als ebenso klug und gutwillig erweisen und Mithril-Halle unter seiner Herrschaft gedeihen möge. An den Worten der jungen Ork-Frau war wirklich in keiner Hinsicht etwas auszusetzen, aber dennoch grollten nicht wenige der vielen tausend Zwerge, die ihr lauschten, und spuckten aus – was Banak und die anderen Anführer deutlich daran gemahnte, dass Bruenors Ziel, die Kluft zwischen Orks und Zwergen zu schließen, noch lange nicht erreicht war.
Körperlich erschöpft und innerlich ausgelaugt sanken Drizzt, Nanfoodle, Cordio, Pwent und Connerad schließlich auf die Sessel am Kamin, wo Bruenors Lieblingsplatz gewesen war. Sie stießen noch einige Male auf ihren Freund an und schwelgten dann in persönlichen Erinnerungen an die vielen guten und heldenhaften Ereignisse, die sie mit diesem besonderen Zwerg erlebt hatten.
Pwent hatte die meisten Geschichten parat, alles natürlich weit übertrieben, doch Drizzt Do’Urden blieb erstaunlich still.
»Ich muss mich bei deinem Vater entschuldigen«, sagte Nanfoodle zu Connerad.
»Entschuldigen? Aber, Gnom, er weiß deinen Rat zu schätzen, genau wie jeder andere Zwerg«, erwiderte der junge Prinz von Mithril-Halle.
»Und deshalb muss ich mich bei ihm entschuldigen«, sagte Nanfoodle, was alle im Raum aufhorchen ließ. »Ich kam einst mit Shoudra Sternenglanz und hatte nie vor zu bleiben. Doch inzwischen sind Jahrzehnte ins Land gegangen. Ich bin nicht mehr jung. In einem Monat werde ich fünfundsechzig.«
»Hört, hört!«, unterbrach Cordio, der gleich wieder anstoßen wollte. Alle erhoben ihr Glas auf Nanfoodles Gesundheit.
»Vielen Dank, meine Freunde«, sagte Nanfoodle anschließend. »Ihr wart wie eine Familie für mich, und mein halbes Leben hier war keine kürzere Hälfte als die Jahre zuvor. Oder die Jahre danach, ganz gewiss.«
»Was willst du damit sagen, Kleiner?«, fragte Cordio verwirrt.
»Ich habe Familie«, antwortete der Gnom. »Und die habe ich seit über dreißig Jahren kaum gesehen. Ich fürchte, es wird Zeit, dass ich gehe. Ich möchte meine letzten Jahre in meiner alten Heimat Mirabar verbringen.«
Bei diesen Worten wurde es still im Raum. Es hatte allen die Sprache verschlagen.
»Du musst dich nicht bei meinem Vater entschuldigen, Nanfoodle
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