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Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter

Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter

Titel: Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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sich uns gegenüber nicht feindselig gezeigt.«
    »Drizzt Do’Urden verhandelt also jetzt mit Mördern.« Dahlia verzog geringschätzig das Gesicht.
    Eigentlich hatte sie ihn mit dieser Bemerkung erneut verletzen wollen, aber Drizzt empfand sie eher als ehrliche Frage. Es war eine Frage, die er sich selbst schon viele Male gestellt hatte. Er dachte an Artemis Entreri, der so lange sein Todfeind gewesen war und so viele auf dem Gewissen hatte. Dennoch war in den Tunneln von Mithril-Halle, das sich damals noch in den Händen der Duergar-Zwerge befunden hatte, ein Band gewachsen, und während ihrer Flucht aus Menzoberranzan hatte Entreri Seite an Seite mit Drizzt und Catti-brie gekämpft. Später hatten Drizzt und Entreri auf derselben Seite gefochten, weil es zu ihrer beider Vorteil gewesen war. Und Drizzt hatte Entreri mehr als einmal nicht getötet, obschon er die Gelegenheit dazu gehabt hätte.
    Natürlich wanderten seine Gedanken auch zu Jarlaxle, dem Drow, an den Drizzt sich gewandt hatte, als er Catti-brie und Regis verloren hatte. War Jarlaxle etwa kein Mörder?
    »Er hält diese Mörder für potenzielle Verbündete«, fuhr Dahlia fort.
    »Oder zumindest nicht für offene Gegner«, erwiderte er leise.
    Dahlia konnte sich einen letzten Seitenhieb nicht verkneifen. »Und glaubt, solche Mörder könnten am Ende gar lieben?« Sie lachte kurz auf und hinkte die grasbewachsene Böschung zum Lager hinauf.
    »Das entspricht meinen Erfahrungen«, erklärte Drizzt ungerührt. Dahlia blieb stehen. »Es gibt ein Falsch und Richtig. Es gibt Gut und Böse, aber nur selten verkörpert jemand ausschließlich das eine oder das andere. Das Leben ist einfach komplizierter. Wir alle sind komplizierter. Nicht alle Verbündeten werden sich als gleichermaßen hilfreich erweisen, und nicht alle Feinde denken völlig anders als ich. Ich wünschte, es wäre anders.« Er setzte ein resigniertes, geradezu hoffnungsloses Lächeln auf. Da fiel ihm Kapitän Deudermont ein, sein alter Freund, der in einer unhaltbaren Situation das Prinzip über den Pragmatismus gestellt und damit Luskan letztlich den ruchlosen Hochkapitänen ausgeliefert hatte. Drizzt hatte Deudermonts Meinung nicht geteilt und ihm vergeblich von seinen Plänen abgeraten.
    »Oder vielleicht auch nicht«, räumte er ein. »Letztendlich ist es vielleicht gerade diese Komplexität, die das Leben interessant macht.«
    »Die Komplexität der anderen, die im reinen Herzen von Drizzt Do’Urden nicht existiert?«, neckte ihn Dahlia.
    Drizzt lachte und zuckte mit den Schultern. Ihm ging eine halbe Million Erwiderungen durch den Kopf, doch am Ende wusste er keine Antwort darauf. Er begriff, dass Dahlia ihre Worte und ihren Tonfall perfekt gewählt hatte. Sie kannte ihn, sowohl seinen Ruf als auch seine Seele, und sie schreckte offenbar nicht davor zurück, den Finger in die Wunde zu legen. Er sah zu, wie sie mit den Schatten verschmolz, und ermahnte sich wieder einmal, dass sie keine Catti-brie war, kein felsenfestes Gewissen, ja nicht einmal eine zuverlässige Freundin. Was würde Dahlia tun, wenn sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen müsste, um Drizzt zu helfen? Würde sie fliehen und ihn seinem Schicksal überlassen?
    Er dachte an die vielen Kämpfe, die sie gemeinsam in Gauntlgrym durchgestanden hatten. Dahlia hatte tapfer und furchtlos gekämpft. Was das Schwert anging, konnte er auf sie zählen.
    »Möchtest du heute Nacht mit mir am Feuer sitzen?«, fragte Dahlia hinter der Böschung.
    Aber konnte Drizzt auch in Herzensangelegenheiten auf sie zählen?
    Mit einem leisen Lachen schüttelte er das alles ab. Spielte es eine Rolle? Er stand auf, klopfte den Staub von der Reise von Hose und Mantel und ging dann zum Fluss, um sich rasch das Gesicht zu waschen.
    Dann gesellte er sich zu Dahlia.
    Mit raschem Schritt trug Andahar Drizzt und Dahlia schon in der nächsten Nacht in weitem Bogen um Letzthafen herum, denn sie wollten nicht von Kurths Spähern bemerkt werden. Bald darauf bemerkte Drizzt, dass sie auf der Straße nicht allein waren.
    »Links im Baum«, flüsterte Dahlia, als er ihr seine Beobachtung mitteilte.
    Drizzt ließ Andahar anhalten und stellte das Einhorn quer zur Straße, um den bewohnten Baum genauer zu mustern.
    »Muss ich dich herunterschießen, bevor du dich zu erkennen gibst?«, rief er und legte Taulmaril über den Schoß.
    »Oh, bitte nicht, guter Herr Drizzt«, erklang die Antwort aus dem Schutz des Blattwerks, das sich jetzt im Herbst bereits vielerorts

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