Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
habe, werde ich andere finden, die zu Weg- und Kampfgefährten werden.
Vermutlich ist es all das zusammen und noch mehr. Vielleicht hat jeder Verlust mein Herz abgehärtet und mich schmerzunempfindlicher gemacht. Der Tod von Bruenor schmerzte weniger als der von Catti-brie und Regis und weniger als das Wissen, dass auch Wulfgar zweifellos längst tot ist. Doch ganz sicher gibt es noch andere Gründe. Bruenors letzte Worte: »Ich habe es gefunden, Elf«, zeugten jedenfalls von seiner langen Lebensreise. Welcher Zwerg könnte sich mehr erträumen als das, was König Bruenor wusste? Allein schon seine letzte Schlacht, der Sieg über den Höllenschlundteufel, bei dem ihn die Macht der Zwergenkönige von einst erfüllte, würde das Herz eines jeden Zwergs schier zum Bersten bringen.
Deshalb weinte ich nicht um Bruenor, auch wenn ich ihn sicher nicht weniger vermisse als die anderen.
Also gibt es keine Antwort. Das Leben ist eine komplexe Reise, auf der es nur selten direkte Verbindungen von einem Gefühl zur Folge und von der Folge zur Vorahnung gibt. Ich werde natürlich versuchen, das alles zu entwirren, weil dies in meiner Natur liegt, aber am Ende bleibt mir nur diese eine, unausweichliche Wahrheit: das Glück, durch die Nacht geritten zu sein, Beniago mit dem Krummsäbel auf der Brust erpresst zu haben – das Glück des tollkühnen Abenteuers.
Der Nervenkitzel am Rande des Abgrunds.
Das ist dein Versprechen an Drizzt Do’Urden, du unberechenbare, verführerische Lady Dahlia.
Und es ist euer Vermächtnis für Drizzt Do’Urden, ihr alten Gefährten der Halle.
Siehst du mich jetzt, Catti-brie?
Siehst du mich jetzt, Bruenor?
Siehst du mich jetzt, Regis?
Siehst du mich jetzt, Wulfgar?
Denn ich sehe euch. Ihr seid an meiner Seite. Jeden Tag denke ich an euch, alle vier, und ich sehe euch lächeln, wenn ich lächle, und die Stirn runzeln, wenn ich verletzt bin. Das glaube ich. Das spüre ich.
Ich bete darum.
Drizzt Do’Urden
9
Schwarzer Diamant
Drizzt ging in den hinteren Bereich des kleinen Lagers und trat an die Kante der Klippe über dem Flussufer. Dort unten sah er Dahlia, die ihre Stiefel und den schwarzen Lederhut ausgezogen hatte, am kalten Wasser. Die schwarzen Haare waren immer noch schulterlang geschnitten und nach vorn gekämmt, und die Tätowierung wurde von Schminke übertönt. Oder war es anders herum, dass die Tätowierung nur Schau war, und dies hier war die wahre Dahlia?
Drizzt lachte leise, als er darüber nachdachte, denn die Illusion von Dahlia brachte bei ihm viel mehr Ebenen zum Schwingen als ihr körperliches Äußeres. Es war ein hilfloses Auflachen, weil er nicht hoffen durfte, Dahlias Geheimnisse in absehbarer Zeit zu lüften.
Sie hielt ihr hübsches Bein ins Wasser, zog es wieder heraus und massierte ihren verletzten, noch immer verfärbten Fuß. Beim Blick auf den unschönen Stich schüttelte sie angewidert den Kopf.
»Was ist echt und was nur Illusion?«, fragte Drizzt, nachdem er bei ihr angelangt war. Er bemerkte das neue Schmuckstück, einen schwarzen Diamanten, in ihrem linken Ohr, der ein Gegenstück zu den neun Diamantsteckern im rechten Ohr darstellte.
»Das ist ohne Bedeutung«, antwortete Dahlia wegwerfend. Sie verzog das Gesicht, als sie an ihrem Fuß herumdrückte und etwas Eiter und Blut aus der Wunde drangen.
»Hast du solche Angst, dass die Wahrheit über Dahlia herauskommen könnte?«
Dahlia sah ihn verstimmt an und schüttelte den Kopf, als wäre seine Frage keiner Antwort würdig.
»Wir sind Meg, der Bäuerin, und Ben, dem Braumeister, einiges schuldig«, bemerkte Drizzt.
»Fängst du schon wieder damit an?«, fauchte Dahlia. »Wärst du nur wenig später zu dem Haus zurückgekehrt, dann hätte ich jetzt einen Fuß weniger. Oder die zwei hätten tot vor dir gelegen.«
»Sie hätten dir nur den Fuß abgenommen, weil ihnen nichts Besseres einfiel, um dir das Leben zu retten.«
»Sie hätten versucht , mir den Fuß abzunehmen, und dabei hätte ich sie beide erledigt«, betonte Dahlia.
»Du hättest eine Mutter vor ihren Kindern getötet?«
»Ich hätte die Kinder gebeten, sich vorher umzudrehen«, erwiderte Dahlia sarkastisch.
Drizzt lachte über ihre sauertöpfische Unnachgiebigkeit, worauf Dahlia ihn nur noch wütender anfunkelte. Einen Augenblick, nur einen Herzschlag lang, erwartete Drizzt geradezu, sie würde aufspringen und auf ihn losgehen.
»Verdammter Beniago«, knurrte die Frau und drückte wieder an ihrem schmerzenden Fuß herum.
»Er
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