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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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froh, dass du hier nicht Staub wischen musst«, entgegnete die Bibliothekarin munter. »Aber nimm dich in Acht, wenn du noch einmal Arrest kriegst, bekommst du diese Chance vielleicht doch noch.«
    Allie musste lachen. »Bitte nicht.«
    »Keine Sorge«, sagte Eloise lächelnd. »Immer schön brav sein, dann passiert das auch nicht.«
    Sie bogen um eine Ecke. Hier sah es anders aus, es standen weniger Regale herum, dafür mehr Tische und Ledersessel.
    »Dieser Bereich ist den älteren Schülern vorbehalten«, erläuterte Eloise und suchte den passenden Schlüssel an ihrem Ring.
    »Auf geht’s.« Die Wände waren mit fein gearbeitetem Holz getäfelt. Eloise steckte den Schlüssel in ein Schloss, das so kunstfertig in der Täfelung versteckt war, dass Allie es überhaupt nicht bemerkt hatte, und eine bis dahin unsichtbare Tür öffnete sich geräuschlos.
    »Wow«, sagte Allie. »Eine Geheimtür.«
    »Das kannst du laut sagen, wow.« Eloise sah sie über ihre Brille hinweg an. »Diese Studierzimmer bilden den ältesten Teil des Gebäudes. Keiner weiß so recht, welchem Zweck sie ursprünglich gedient haben. Aber sieh selbst.«
    Sie betätigte einen Lichtschalter und trat zurück. Allie betrat einen hell erleuchteten Raum, der knapp drei Meter breit und zwei Meter lang war. In dem fensterlosen Zimmer standen ein Tisch mit Lampe, ein Ledersessel und ein kleines Bücherregal. Dominiert wurde der Raum von einem kunstvollen Wandgemälde. Allie stellte sich in die Mitte des Zimmers und drehte sich langsam im Kreis, um alles in sich aufzunehmen. Das Bild zeigte Männer und Frauen in Rüstung, die, unter den Augen erzürnter Engel, bei stürmischem Wetter auf einem Feld gegeneinander kämpften.
    Ganz schön gespenstisch, dachte Allie.
    »Wie soll man hier drin lernen?«, fragte sie. »Ich würde die ganze Zeit versuchen, in Deckung zu gehen.«
    »Scheint keinen zu kümmern.« Eloise betrachtete mit unergründlichen Augen die Schwerter in Aktion. »Aber ich würde dir nicht widersprechen.«
    Sie ging hinaus. Allie warf noch einen letzten Blick um sich und folgte ihr. Eloise verschloss die Tür wieder.
    »Sehen die Studierzimmer alle so aus?«
    Die Bibliothekarin nickte. »Ja, so ähnlich. Jedes Gemälde erzählt eine andere Episode der gleichen Geschichte. Das eben war das zentrale Schlachtenbild. Offenbar das letzte in der Reihe.«
    Sie ging ans Ende der getäfelten Wand, schloss eine weitere verborgene Tür auf, schaltete das Licht ein und machte Allie Zeichen, ihr zu folgen. Das Gemälde hier zeigte dieselben Leute, die Männer diesmal mit Hüten und förmlicher Kleidung, die Frauen in kostbaren langen Gewändern. Sie standen im Kreis und unterhielten sich, im Hintergrund war eine kleinere Ausgabe des Schulgebäudes zu erkennen.
    »Wir nehmen an, dass dies das erste Bild der Serie ist«, sagte Eloise.
    »Ist das Cimmeria?«, fragte Allie.
    »Vor der Erweiterung«, antwortete Eloise. »Das Gemälde stammt aus jener Zeit, frühes achtzehntes Jahrhundert.«
    »Und worum geht es?«, fragte Allie. »Irgendein Krieg?«
    Eloise musterte eins der Gesichter. »Das weiß man nicht genau. Der Überlieferung nach wurde das Schloss einst für eine Familie errichtet, deren Mitglieder irgendwann in Streit gerieten und sich schließlich gegenseitig bekriegten. Die Gewinner haben das Gebäude dann behalten. In den Schulannalen findet sich allerdings nichts von alldem, das wüsste ich bestimmt. Ich bin nämlich die Schulhistorikerin.«
    »Verrückt«, sagte Alle gedankenverloren, als sie wieder draußen standen. »Wie kann etwas so Wichtiges in Vergessenheit geraten?«
    »Das passiert schon mal«, erwiderte Eloise. »Besonders, wenn niemand sich daran erinnern will .«
    »In diesen Räumen möchte ich ja nicht lernen müssen«, sagte Allie entschieden.
    »Du hast Glück: Es dauert noch ein Jahr, bis du so weit bist, dass du hier lernen darfst«, sagte Eloise mit breitem Lächeln. »Fürs Erste bist du in Sicherheit.«

Sieben
    In Gedanken noch bei den Gemälden, verließ Allie die Bibliothek und setzte ihre Erforschung des Gebäudes im Unterrichtstrakt fort. Nach Schulschluss lagen die Klassenzimmer verlassen und still da. Langsam stieg sie die Treppe in den zweiten Stock hinauf, wo nur die älteren Jahrgänge unterrichtet wurden. Sie hatte eine Aura des Geheimnisvollen erwartet, doch zu ihrer Enttäuschung sah es dort genauso aus wie in den unteren Etagen: ein geräumiger Flur mit gebohnertem Holzboden und Klassenzimmern zu beiden Seiten,

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